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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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aus, solange wir noch können«, sagte Adam, legte ihr einen Arm um die Hüfte und zog sie in die Richtung, in der die anderen gerade unter den Picknicktischen hervorkrochen. »Ich bin nicht scharf darauf, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, was der morgige Tag für uns bereithält.«
    Evelyn war derselben Meinung. Sie würden etwas Erholung brauchen, wenn sie es schaffen wollten, wach genug zu sein, um den nächsten Tag zu überstehen. Bei der Geschwindigkeit, mit der sie unterwegs gewesen waren, hatten die Vögel vielleicht bereits einige Entfernung zwischen sich und das Feuer gebracht, dachte Evelyn, aber ihren Kopf hätte sie nicht darauf verwettet.
    Evelyn machte einen kleinen Bogen um einen der Vogelkadaver herum. Ein langer Flügel deutete senkrecht in den Himmel, der Schnabel stand schräg zur Seite. Das Gras, das eben noch knöchelhoch gewesen war, reichte ihr jetzt fast bis zu den Knien und wurde erst nach ein paar Schritten wieder niedriger. Nach ein paar Metern drehte sie sich um und betrachtete die Stelle, auf der das lange Gras wuchs. Es lagen keinerlei Äste oder Nadeln zwischen den Halmen so wie auf dem Rest der Wiese, als hätte etwas sie von diesem einen Flecken ferngehalten. Während sie weitergingen, fiel ihr auf, dass die hohen Grashalme eine ganz bestimmte Form bildeten. Lange Extremitäten streckten sich von einem rechteckigen Torso weg, darüber befand sich ein kleiner Kreis als Kopf.
    Evelyn schnappte nach Luft.
    Das Gras war genau an der Stelle länger gewachsen, an der sie nur wenige Momente zuvor gelegen hatte.

III
     
    Eine Herde von Tieren, die einmal Elche gewesen waren, donnerte den Abhang hinunter. Im Zickzack rasten sie um die Baumstämme herum, die schräg aus dem steilen Hang wuchsen und ihre Wurzeln aus der erodierten Erde streckten wie ein Krake seine Fangarme. Das instabile, mit Steinen durchsetzte Erdreich gab unter dem Ansturm ihrer mächtigen Hufe nach, und sie gerieten immer wieder ins Rutschen, bis sie für den Bruchteil einer Sekunde genug Halt fanden, um sich mit einem weiten Satz auf einen Flecken mit festerem Untergrund zu retten. Goldene Geweihe blitzten im Mondlicht auf, Felle von einer satt pfirsichgelben Farbe jagten durch die Nacht wie Leuchtspurgeschosse, dazwischen Lichtreflexe von Pupillen, die erstrahlten wie Sterne. Sie hatten keine Zeit, ihre Flucht zu verlangsamen. Hinter ihnen fraß sich eine zornige Wolke, schwarz wie Ebenholz, durch die Bäume. Irgendwann würden sie anhalten müssen. Sie konnten nicht ewig rennen.
    Ein lautes Krachen von berstenden Knochen ertönte, und eines der Geschöpfe rutschte mit dem Kopf voraus den Abhang hinunter, Hörner brachen, sein verletztes Bein schleifte nutzlos hinter ihm her. Das Tier brüllte vor Schmerz, dann prallte es mit der Flanke gegen einen Baumstamm, und das Geräusch brechender Rippen erschallte. Mit einem verzweifelten Pfeifen, das sich eher anhörte wie ein Schrei, rief es nach den anderen, aber sie rasten nur Erde und Staub aufspritzend an ihm vorbei. Ihre Instinkte sagten ihnen, dass der gestürzte Artgenosse ohnehin schon so gut wie tot war. Er war nicht der Erste, und er würde auch nicht der Letzte bleiben, den sie auf ihrer panischen Flucht zurückließen.
    Am Fuß des Abhangs brachen sie durch einen mit Kiefern bewachsenen Streifen, deren Nadeln so scharf waren, dass sie ganze Fetzen aus ihrem Fell rissen, und schließlich hinaus auf eine Wiese. Brusthohes Gras versuchte sie zu packen und ihre Fesseln zu umschlingen, aber sie brachen durch. Ihre Angst trieb sie bis an den Punkt der Erschöpfung und darüber hinaus. Der Himmel über ihnen wurde von einer glutroten Sonne taghell erleuchtet, dann regnete flüssiges Feuer auf die Wiese herab und auf die Kreaturen, die darüber hinwegfegten. Das Gras fing sofort Feuer und spuckte wabernden, beißenden Rauch. Ein Chor von schmerzerfüllten Tierschreien zerriss die Nacht über dem immer lauter werdenden Prasseln der Flammen. Der Geruch von brennendem Fell lag schwer über der Wiese. Brennende Hinterläufe wirbelten den dichten Rauch auf, sprangen auf das andere Ende der Wiese zu, während immer mehr Magma sich über sie ergoss.
    Etwas hinter ihnen stieß ein Brüllen aus, als breche der Berg selbst entzwei, und ein weiterer, irgendwo rechts im Seitental, antwortete ihm. Oben auf dem Kamm, von wo sie gerade geflohen waren, schoss eine schattenhafte Silhouette regenbogenförmige Salven glühenden Feuers hoch in die Luft, wo sie sich auffächerten, um dann

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