Legionen des Todes: Roman
flatterten im Fahrtwind. Wie ein großes X trug er ihre Flinten auf dem Rücken, die beiden Kolben zwischen seinem Kreuzbein und der dahinter festgebundenen Ausrüstung eingeklemmt. Jill übernahm die Nachhut. Sie saß allein auf ihrem Motorrad und hatte einige Mühe, die leuchtend orangefarbene Maschine, zusätzlich beladen mit dem Gewicht des zweiten Reservetanks und ihres eigenen Bündels, unter Kontrolle zu halten. Sehnsüchtig dachte sie daran, wie viel leichter das Motorrad zu handhaben gewesen war, auf dem sie vor einer gefühlten Million von Jahren Oregon verlassen hatte.
Die Innenstadt verblasste am Horizont, die Überreste der großen Gebäude des Stadtkerns wurden immer kleiner. Die Abstände zwischen den Einfamilienhäusern zu beiden Seiten wurden größer, und die Grundstücke zogen sich immer weiter von der Straße zurück, bis selbst die Vororte nur noch eine Erinnerung waren und sie die ersten Hügel des Vorgebirges erklommen. Sie würden nicht mehr weit kommen, bis sie das erste Mal nachtanken mussten, und in den beiden Reservekanistern waren gerade einmal zehn Gallonen Benzin. Die Berge erhoben sich drohend vor ihnen, und Gott allein wusste, wann sie an der nächsten Tankstelle vorbeikommen würden. Keiner sprach den Gedanken aus, aber sie alle sahen sich schon, wie sie die schweren Motorräder die Steigungen hinaufschoben, um auf der anderen Seite mit stehendem Motor wieder hinunterzurollen.
Adam blickte noch ein letztes Mal zur Sonne hin, die gerade hinter den immer höher werdenden Bergen unterging, dann wurde die Welt um sie herum in Schatten getaucht. Die Straße beschrieb einen Bogen nach links und begann ihren eleganten Anstieg. Die Schatten wurden langsam dunkler, und die Temperatur sank beständig. Der Wald rückte näher an den vierspurigen Highway heran, und der Seitenstreifen wurde immer schmaler. Fremdartige Bäume, bei denen es sich einmal um Kiefern und Zypressen gehandelt haben musste, streckten ihre mal harten, mal weichen Nadeln nach ihnen aus, verbargen seltsame Schatten, die sich wie Nebel um ihre Stämme bewegten. Tiere huschten durch das dornige Unterholz, hetzten am Rand ihres Gesichtsfeldes dahin und hielten nie lange genug still, um sie klar erkennen zu können. Ein Unkraut mit langen, spitzen Blättern, die Adam an Yuccapalmen erinnerten, wuchs aus den Rissen im Asphalt und an einigen der liegengebliebenen Fahrzeuge hinauf, um sie bald voll und ganz zu verschlingen.
Adam schaltete den Scheinwerfer ein, um die hereinbrechende Nacht zurückzudrängen, aber der blasse Strahl erhellte kaum die Dunkelheit vor ihm. Sie würden nicht mehr lange weiterfahren können. Er war erschöpft. Sein Rücken fühlte sich an, als hätte er Klappmesser in die falsche Richtung gemacht. Seine Beine schmerzten von dem unablässigen Vibrieren des Motors. Sein Magen krampfte sich in einer Mischung aus Anspannung und Hunger zusammen, und seine Blase fühlte sich an wie eine überreife Wassermelone, die von innen gegen sein Becken drückte. Er wollte gar nicht daran denken, wie die anderen sich fühlten. Sie würden bald eine Pause machen müssen, vielleicht sogar ein Lager aufschlagen, um ein wenig zu schlafen, bevor sie weiterfuhren. Sein Bauch sagte ihm, dass sie für das, was vor ihnen lag, all ihre Kraft brauchen würden.
Der ursprüngliche, wenn auch unausgesprochene Plan war gewesen, vor Einbruch der Dunkelheit so viel Strecke zurückzulegen wie möglich, doch Adam hatte nicht damit gerechnet, mehrere Stunden kostbares Tageslicht zu verlieren, weil die Sonne in dieser Landschaft schon so viel früher hinter den Berggipfeln verschwand.
Er blickte über seine Schulter und sah, wie auch die anderen ihre Scheinwerfer einschalteten, und ihm fiel auf, dass die Abstände zwischen den Motorrädern um einiges länger geworden waren. Es sah aus, als wäre Jill eine Viertelmeile zurückgefallen, also verlangsamte er sein Tempo, damit die Reihe sich wieder schließen konnte.
Adam konnte nicht zulassen, dass sie sich bis über ihre Grenzen belasteten. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was hinter der nächsten Kurve auf sie wartete. Sie mussten hellwach bleiben, blitzschnell auf jede nur erdenkliche Situation reagieren können. Sobald sie träge wurden, waren sie leichte Beute, und Adam könnte es sich niemals verzeihen, wenn ihnen etwas zustieß, nur weil er sie zu schnell vorantrieb. Diesen Zielort zu erreichen hatte jetzt oberste Priorität, doch wenn sie unvorsichtig wurden, würden sie es
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