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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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womöglich gar nicht erst dorthin schaffen. An der nächsten geeigneten Stelle würde er anhalten und ihnen ein paar Minuten Pause gönnen. Aber Adam kannte das. Aus einer Pinkelpause wurde schnell eine Essenspause, und ehe sie sich’s versahen, wäre es stockfinstere Nacht, und sie würden einer nach dem anderen um ein Feuer herum eindösen. Andererseits: Was blieb ihnen schon anderes übrig?
    Der Highway schlängelte sich durch die Felsen, die sich ein Stück weiter hinten am Horizont zu einem Tal öffneten, während die Bergflanke direkt zu seiner Rechten immer steiler anzusteigen begann. Ab und zu sah er einen Flusslauf, der sich zwischen den schwarzen Kiefern auf dem Talboden hindurchwand, sah das kurze Funkeln, wenn die untergehende Sonne sich für einen Moment auf den dahinrasenden Wellen spiegelte. Immer höher kamen sie, bis die Straße auf dem Grat des ersten Gebirgskamms wieder eben wurde. Eine Ausfahrt zweigte nach rechts ab und führte zu einer gerodeten und planierten Fläche, auf der sich ein dunkles Gebäude mit einem daran angrenzenden Unterstand befand. Darum herum erstreckte sich ein großer Parkplatz.
    Adam tippte ein paarmal kurz auf die Bremse, um den anderen ein Blinksignal zu geben, blieb kurz stehen und zählte die Scheinwerfer, die ihm folgten, dann fuhr er die Rampe hinauf nach rechts auf die große, kreisrunde Asphaltfläche.
    Vor dem Bordstein, von dem aus ein breiter, betonierter Weg eine kleine Anhöhe hinauf zum Hauptgebäude führte, standen mehrere Autos in den schrägen Parkbuchten. Eine Luxuslimousine sah aus, als wäre sie von innen aufgerissen worden, die Lederpolster waren zerfetzt, Stücke der eingeschlagenen Scheiben lagen auf dem Asphalt verstreut wie zerknülltes Papier. Die nächste Parkbucht war leer, daneben stand ein weißer Minivan, die Sicherheitsgurte straff gespannt über den schwarzen Silhouetten, die darin verrotteten. Ein paar der dunklen Körper waren noch so klein, ihre Köpfe nur ein winziges Stück höher als die Lehnen der Rücksitze; Adam konnte den Anblick kaum ertragen.
    Er fuhr in einem großen Bogen um die Fahrzeuge herum und den rollstuhlgerechten Weg hinauf über die Wiese zu einem überhängenden Vordach, unter dem sich mehrere hölzerne Picknicktische befanden. Neben einem davon blieb er stehen, machte den Motor aus, um das bisschen Benzin, das sie noch hatten, nicht zu verschwenden, und klappte mit dem Absatz seines Stiefels den Seitenständer aus. Als die anderen ankamen, war er bereits abgestiegen. Beide Hände auf seinen unteren Rücken gepresst, ging er auf und ab und versuchte, seine schmerzende Muskulatur etwas zu entspannen.
    Die Motorräder waren lauter, als er gehofft hatte. Vielleicht lag es auch an der eigenartigen Akustik hier oben auf dem Plateau, aber es klang fast wie Donner. Adam massierte seine Stirn und ging auf die Baumlinie östlich des Rastplatzes zu, weg von den anderen. Als er zurückschaute, sah er, wie die anderen ihre Motoren ebenfalls ausmachten. Der Boden unter seinen Füßen und selbst die Luft um ihn herum – alles vibrierte. Das Donnern wurde immer lauter, und in der Ferne hörte er Schreie. Adam verlangsamte seinen Schritt und legte den Kopf in den Nacken, ohne dabei die Linie von mutierten Bäumen vor ihm aus den Augen zu lassen.
    »Hört ihr das?«, rief er den anderen zu, ohne sich umzudrehen.
    Das Geräusch wurde noch lauter und übertönte jede Antwort, die die anderen ihm vielleicht zuriefen.
    Eine schwarze Wolke erhob sich aus der Dämmerung und türmte sich über den Baumwipfeln auf, die sich unter dem Druck ein wenig zur Seite zu neigen schienen. Die Wolke schwoll an, viel schneller, als Adam es je bei einem Sturm gesehen hatte.
    Die Schreie waren jetzt so schrill, dass sie in seinen Ohren schmerzten, aber sie kamen nicht aus Menschenkehlen. Es klang beinahe …
    Dunkle Schatten brachen zwischen den Bäumen hervor und rasten auf ihn zu wie die Trümmer einer Explosion.
    Adam riss schützend die Hände vor den Kopf und warf sich auf den Boden. Kreischende Schreie zerrissen die Luft, und ein Windstoß fegte über ihn hinweg, dann begann der Angriff.

II
     
    »Adam!«, schrie Evelyn, aber er konnte sie nicht hören. Was machte er überhaupt da vorne? Sie fühlte sich, als stünde sie in der Schneise eines Tornados. »Adam!«
    Sie rannte auf ihn zu, hatte aber gerade erst ein paar Schritte zurückgelegt, als die Bäume vor ihr explodierten. Äste und Nadeln flogen aus dem Unterholz wie Splitter nach einer

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