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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Rays Finger gleiten. »Ich kann es spüren.«
    Phoenix konnte den Anblick des Turms nicht eine Sekunde länger ertragen und drehte sich weg. Er wusste, was zu tun war.
    »Tod wartet auf uns«, sagte er und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem notdürftigen Camp. »Wenn ihr könnt, schlaft, solange es noch geht … Morgen müssen wir unsere Reise zu Ende bringen.«
    Sein Gegenstück war nun so nahe, dass es sich anfühlte, als hielte eine eiskalte Hand sein Herz in ihrem unbarmherzigen Griff und ließe sein Blut gefrieren. Er konnte beinahe sehen, wie ihr aller Ende über ihnen schwebte. Er fühlte sich so unendlich allein. So allein, wie er Tod gegenübertreten musste.
    Allein.
    Er ging den Spuren nach, die sie in der Rußschicht hinterlassen hatten, und blickte immer wieder über die Schulter, um sicherzugehen, dass alle ihm folgten. Sie mussten abgelenkt sein, besser noch schlafen, und das bald.
    Er hatte eine lange Nacht vor sich.

BUCH SIEBEN
     

I
     
    IN DEN RUINEN VON DENVER, COLORADO
     
    Die durchschimmernden Lider über Tods Augen glitten zurück, und seine leuchtenden Augen tauchten den Raum für einen Moment in goldenes Licht, dann veränderte sich ihre Farbe zu einem tiefen Rot, sodass die auf dem Boden verstreut liegenden Knochen und die an die Wände gepfählten Skelette aussahen, als würden sie von neuem beginnen zu bluten. Er hatte nicht geruht, sondern in einem Zustand höchster Konzentration sein Bewusstsein auf eine Reise außerhalb seines kleinen Thronsaals geschickt, um den Fortschritt seiner Vorbereitungen zu überprüfen. Er war jetzt bereit für sie, bereit, Krieg zu führen gegen den Herrn und Seinen lächerlichen Haufen Überlebender. Bald schon würde die Erde ihm allein gehören, und er würde mit ihr verfahren, wie es ihm beliebte, denn er war der alleinige Herrscher über diese rauchende Wüste. Gott konnte ihm nichts mehr anhaben, er war außerhalb seiner Reichweite, stand über den Konsequenzen. Er war Tod, Herold des ewigen Lebens und Bote der Verdammung, König der Hölle, die er auf Erden entfacht hatte, über deren Feuer er nach Belieben gebot.
    Ein mit scharfen Zähnen gespickter Spalt öffnete sich zu einem Lächeln auf seinem reptilienhaften Gesicht. Sie waren hier, er konnte sie spüren. Ganz in der Nähe. So nahe, dass er hören konnte, wie das letzte Blut der Menschheit durch ihre zerbrechlichen Körper pulsierte und nur darauf wartete, über die schwarze Erde vergossen zu werden, um sie seiner bevorstehenden Herrschaft zu weihen.
    Tod erhob sich von seinem Thron und durchquerte den Raum, krachend zersplitterten die spröden Knochen unter seinem Gewicht, und seine Krallen schlugen klappernd auf den Boden, während er sich seinen Weg bahnte zu der Treppe, die hinaufführte aufs Dach, zu dem Hochsitz, von dem aus er als alleiniger Herrscher regieren würde. Pest und Hunger blieben, wo sie waren, und standen Wache am Eingang des Thronsaals. Er brauchte sie nicht. Noch nicht. Ihre Zeit würde noch kommen. Er würde sie hinausschicken in die verwüstete Landschaft, um diese letzten Versprengten abzufangen. Der Junge jedoch … der Junge gehörte ihm allein.
    Oben auf der Treppe angekommen, trat er hinaus in die Nacht. Die Luft summte vor Elektrizität. Blitze zerrissen den schwarzen, rauchverhangenen Himmel, wie Artilleriefeuer schlugen die blauen Linien überall im Umkreis seiner Festung ein, erhellten die Landschaft der Verdammnis und die Schutthaufen, die sich nach allen Himmelsrichtungen fast bis zum Horizont um den gigantischen Behemoth ausbreiteten. Er richtete seinen Blick nach Westen, wo die Berge wie ein gezacktes Sägeblatt zornig den Nachthimmel durchschnitten. Dort hinten waren sie, gerade außer Sicht. Er konnte fühlen, wie sie ihn anstarrten, genauso, wie er sicher war, dass auch sie seinen Blick spürten, während ihre Angst selbst über die vielen zwischen ihnen liegenden Meilen ausstrahlte. Sein Gegner war unter ihnen. Nur ein Kind. Ein schwaches, bemitleidenswertes Menschlein, das von Minute zu Minute noch schwächer wurde. Sobald der Junge vernichtet war, würden die anderen fallen wie Herbstlaub.
    Der Junge würde zu ihm kommen. Im Schutz der Nacht würde der Junge sich auf den Weg zu ihm machen, um ihm gegenüberzutreten, und unter den ersten Sonnenstrahlen des nächsten Morgens würde Tod Gottes auserwählten Krieger ans Kreuz schlagen und den Thron der Welt besteigen, die er selbst erschaffen hatte.
    Tods Herzschlag beschleunigte sich, kaltes Blut

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