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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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stieg, die Arme streckte und seinen Rücken durchbog. Jill wünschte, sie wäre auf seinem Motorrad mitgefahren und hätte sich von hinten an ihn klammern können, nur um seine Nähe zu spüren. »Ich muss mich nur ein bisschen hinlegen, dann wird es schon wieder gehen.«
    Jake ließ sich von der Sitzbank herunter und taumelte ein paar Schritte zur Seite. Sein Hintern vibrierte immer noch, und er fühlte sich, als säße er nach wie vor auf dem fahrenden Motorrad. Das seltsame Gefühl ließ jedoch schnell nach und wurde von einem anderen, weit dringenderen verdrängt. Instinktiv kniff er die Beine zusammen und rannte los, weg von den anderen, vorbei an der Kalksteinformation zu einer geschützten Fläche, wo er außer Sicht war, die anderen aber noch hören konnte.
    Er zog den Reißverschluss seiner dreckigen Jeans herunter und pinkelte gegen einen Baumstamm, dessen verkohlte Rinde unter dem nicht enden wollenden Strahl knisterte und knackte, bis sie schließlich abfiel und die schwarzen Splitter von dem kleinen Strom, der sich den Hügel hinabschlängelte, davongetragen wurden. Er hätte nicht gedacht, dass sein Körper so viel Flüssigkeit behalten konnte. Als der Strom endlich verebbte, schloss er seinen Reißverschluss wieder und wollte gerade zurück zu den anderen, als er aus dem Augenwinkel etwas Seltsames sah: Zwischen zwei Hügeln am Horizont befand sich ein Einschnitt, was an sich noch nichts Ungewöhnliches gewesen wäre, das Komische jedoch war, dass dahinter keine weiteren Bergketten zu sehen waren. Nur schwarzer Himmel, das Licht der Sterne darin erstickt vom Rauch, der immer noch in der Atmosphäre hing.
    Jake ging auf den Einschnitt zu und lauschte dabei sorgfältig auf die Geräusche der anderen, damit er sich nicht zu weit von ihnen entfernte. Als er am Fuß des Einschnitts angelangt war, schaute er nach Osten. Die verbrannte Landschaft breitete sich so endlos weit vor ihm aus, dass er sich fragte, ob er von hier vielleicht die ganze Welt sehen konnte. Die Gebirgsausläufer der östlichen Rockies streckten sich träge hinaus in die dahinterliegenden flachen Ebenen, die erst in Hunderten von Meilen Entfernung vom Lauf des Mississippi unterbrochen wurden. Aus dieser Entfernung waren kaum Details zu erkennen, der schwarze Untergrund zu Füßen der Bergspitzen war gesprenkelt mit den Überresten niedergebrannter großer und kleiner Gebäude, Haufen aus verkohltem Holz und Stein, die der gesichtslosen Ödnis zumindest ein bisschen Struktur verliehen. Dasselbe Bild bot sich draußen auf den Ebenen, wo die Haufen der Zerstörung größer wurden und enger aneinanderrückten, je näher sie sich am Rand dieses enormen Kraters befanden, der groß genug erschien, den Mond zu verschlucken. Hinter dem Rand fiel der Krater ab und führte zu den Ruinen von dem, was einmal die Innenstadt …
    Jake schnappte nach Luft. Hätte er noch welche in seiner Lunge gehabt, hätte er geschrien.
    »Ich hab mich schon gefragt, wo du hinspaziert sein könntest …«, sagte Ray hinter ihm.
    Jake wirbelte herum, sein Herz schlug so schnell wie das eines Kolibris, während sein Schatten im Licht der Flammen, die aus Rays Augen schlugen, hinter ihm zuckend über den Boden tanzte.
    »Feiert ihr zwei hier oben’ne Party?«, fragte Mare, der sich auf der Hügelkuppe zu ihnen gesellte.
    Auch die anderen kamen jetzt langsam herbei, und gemeinsam starrten sie in stummer Ehrfurcht hinaus über die Front Range, den Blick auf das Zentrum des Kraters gerichtet, in dem ein einzelner schwarzer Wolkenkratzer aus den Ruinen ragte, von mehreren Seiten abgestützt durch andere Gebäude, die der Nuklearexplosion nicht völlig standgehalten hatten. So thronte der einsame Turm über der Verwüstung, körperlich spürbare Wellen von Schmerz und Leid gingen von dem durch Menschenhand erschaffenen Gebäude aus, das gleichzeitig eindeutig nicht von dieser Welt war. Eine physische Manifestation aller Übel der Menschheit, die ihre Beinahe-Auslöschung selbst in Gang gesetzt hatte.
    »Das ist der Ort, an den wir gehen müssen«, flüsterte Phoenix und versuchte, das Zittern in seiner Stimme zu verbergen.
    Es bedurfte keiner weiteren Worte mehr, denn sie alle erkannten den Turm in dem Moment, als sie ihn erblickten. Er sah genauso aus, wie sie ihn sich anhand der unheimlichen Beschreibungen aus Jakes und Jills Visionen vorgestellt hatten; selbst ohne wäre er unverkennbar gewesen.
    »Sie wissen, dass wir hier sind«, sagte Jake und ließ seine Hand zwischen

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