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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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jagte durch seinen erwartungsvoll gespannten Körper. Wo war Gott jetzt? Seine lächerliche Armee stand am Rande der Vernichtung, und wo versteckte Er sich?
    Tod spürte, wie sein Feind sich abwandte und als der Feigling, der er war, davonschlich. Ein Blitz erregte seine Aufmerksamkeit, und auch Tod wandte seinen Blick von der Bergkette ab. Ein Flackern seiner Augenlider, und Tod befand sich unten auf dem verbrannten Boden, sah die Ruinen der Stadt durch die Augen dessen, der die Quelle des Lichtblitzes gewesen war.
    Der Leviathan stand westlich an der tiefsten Stelle eines riesigen Lochs, das einst ein großer See inmitten eines wunderschönen Parks gewesen war, bis eine Atomexplosion ihn verdampft hatte. Das dichte Gras und die üppigen Schatten der Bäume waren verschwunden, ersetzt durch schwarzen Ruß und Asche, das Ufer gesprenkelt mit den gebleichten Knochen der Ausflügler, die sich während der Auslöschung des Parks dort befunden hatten.
    Die Kreatur hob ihre brennenden Arme und ließ ihre Handflächen gen Himmel zeigen. Ihre Handgelenke bewegten sich schnell, mit überbordender Kraft, dann schossen Geysire flüssiger Lava daraus hervor. Die glühenden Feuerstrahlen erhoben sich beinahe hundert Meter weit in die Luft, bevor sie ihren Scheitelpunkt erreichten, wo sie einen Moment lang innehielten, als wären sie gefangen zwischen zwei Welten, und dann wieder auf die Erde herabregneten. Flüssiges Feuer ergoss sich über seinen Körper, bespritzte die kleinen Inseln im See und begann die Vertiefungen zwischen ihnen zu füllen, in denen Schwarzbarsche zwischen den wogenden Blättern der Unterwasserpflanzen gelauert hatten, während Mondfische und Sonnenbarsche sich in kleinen Schwärmen in dem Wasser darüber tummelten. Die Pfützen stiegen immer höher, bis die Kreatur knöcheltief in dem heißen Magma stand, während die Flammen immer noch am Himmel leuchteten und sich dann in den immer tiefer werdenden Schmelztiegeln ergossen. Der Leviathan regte sich nicht, feuerte Magmastrahl um Magmastrahl ab, bis der Pegel seine Knie erreichte, seine Hüfte. Bald stand er schultertief in glühender Lava, und nur der schwarze Schädel der Bestie ragte noch aus der blubbernden Oberfläche wie eine am Boden verankerte Boje. Die Feuerströme durchzogen jetzt nicht mehr den Himmel, sondern schossen blubbernd unter der Oberfläche des neu entstandenen Sees aus den Handgelenken des Leviathans, bis selbst von diesen miniaturartigen Vulkanausbrüchen nichts mehr zu sehen war. Der Magmapegel stieg weiter bis über seinen Kopf.
    Tod zog sich wieder in seinen eigenen Schädel zurück und beobachtete von hoch oben, wie der See schließlich seine alten Ufer erreichte, ein glühendes Leuchtfeuer, das selbst der schwache Gott von seinem Thron aus sehen konnte. Blasen bildeten sich auf der flammenden Oberfläche, zerplatzten und spuckten Rauchfahnen in den Himmel, der See aufgewühlt von Wellen aus Feuer.
    Der Leviathan verharrte darinnen, eingetaucht in sein eigenes Blut aus glühender Lava, und wartete, bis sein Moment kommen würde.
    Tod lächelte, und seine fürchterlichen Zähne knirschten.
    Ein Stück weit vor den letzten Gebirgsausläufern tauchte ein winziger Lichtpunkt auf, und Tod wusste genau, was es war. Das Ende der Menschheit bahnte sich an, während ihre letzte Hoffnung sich auf den Weg zu ihm machte.
    »Komm«, sagte Tod in einer Sprache, die aus seinem Munde geradezu obszön klang.
    Er konnte seinen Blick nicht von dem Licht losreißen, das hinter Hügeln verschwand und in Täler hinabtauchte, nur um kurz darauf wieder zu erscheinen. Näher. Immer noch näher.
    Ein Triumphschrei brach aus seiner Brust und rollte wie Donner über die Berge der Front Range.

II
     
    DER PFAD DES BLUTES
     
    Phoenix erhob sich von der auf dem versengten Boden ausgebreiteten Decke, auf der er neben Missy gelegen hatte. Es hatte kein Holz mehr gegeben, mit dem sie ein Feuer machen oder eine Art Unterstand errichten konnten, weshalb sie alle sich ein Fleckchen entlang den Kalksteinfelsen gesucht hatten, geschützt von dem aufkommenden Wind und den Elementen. Er brachte es nicht über sich, sie anzusehen. Noch nicht. Er liebte sie mehr als irgendetwas anderes auf der Welt, und er verabscheute die Rolle, die zu spielen ihm bestimmt war. Aber alles, was er von diesem Moment an tat, tat er für sie. Trotz des gebrochenen Herzens und des Risikos, dass sie ihn auf alle Zeiten hassen würde – wenn er es schaffte, würde sie leben. Und das war das

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