Lehrer-Deutsch - Deutsch-Lehrer

stehen zu dürfen. („Ausgerechnet ich! Wo ich diesen Traumberuf doch immer so geliebt habe.“) Und zeigen Sie Ihren „Kollegen“ bei jeder Gelegenheit, wie sehr Sie sie um ihren 50-Stunden-Job beneiden.
    Wenn Sie als Lehrer aufmerksam an Konferenzen teilgenommen haben – kleiner Scherz – dürfte auch die Leitung einer solchen kein Problem sein.
    Tipp für MASSSAs:
    Je weniger Sie in einer Sitzung sprechen, desto mehr zweifeln die Kollegen an Ihrer ­Bedeutung und am Sinn einer solchen Konferenz.
    Nennen Sie bei jedem Tagesordnungspunkt alle tangierten ­Paragrafen der ASchO (Allgemeinen Schulordnung), des EUG (Erziehungs- und Unterrichtsgesetz), der LDO (Lehrerdienstordnung), des LmaA etc. mit allen Änderungen („zuletzt geändert ...“). Die Sitzung könnte sonst eine seriöse Dauer unterschreiten. Sie müssen sich dazu nicht die Arbeit machen, die tatsächlich zutreffenden Paragrafen herauszusuchen. Nennen Sie irgendwelche Zahlen – niemand überprüft sie, niemanden interessieren sie. Aber: Man ist beeindruckt!
    Bevor Sie eine Abstimmung durchführen, müssen Sie wissen, was Sie wollen. Lassen Sie es aber keinesfalls erkennen. Formulieren Sie Anträge abwechselnd mit doppelter und drei­facher Verneinung. Damit bringen Sie auch den geübtesten Abstimmer aus dem Konzept. Bis der sich mithilfe einer kleinen Skizze darüber im Klaren ist, wann er den Finger heben muss, ist die Abstimmung gelaufen – und zwar in Ihrem Sinne. Dabei ist es nicht wichtig, dass Sie Ihre Fragestellung selbst durchschauen, es genügt, das Ergebnis „eindeutig“ festzustellen und in das Protokoll zu diktieren.
    Verneinung
    Beispiel für dreifache Verneinung
    „Wer ist dagegen, dass dem Schüler XY das Vorrücken auf Probe nicht versagt werden soll?“
    Egal, ob gleich oder erst bei der Gegenprobe mehr Finger gehoben werden, stellen Sie fest: „Danke, das ist die Mehrheit. Damit rückt der Schüler XY auf Probe vor.“
    Beispiel für doppelte Verneinung
    „Wer ist gegen den Vorschlag, den Tag der offenen Tür nicht am Samstag, dem 11. April, durchzuführen?“
    (Keine Meldung)
    „Danke, damit findet der Tag der offenen Tür am Sonntag, dem 12. April, statt!“
    Nochmals: Egal, ob doppelte oder dreifache Verneinung, entscheidend ist immer Ihre Flexibilität bei der Interpretation des Abstimmungsergebnisses.
    Sie werden sehr schnell feststellen, dass Ihre hauptsächliche Beschäftigung als MASSSA darin besteht, Beschäftigung vorzutäuschen. Hasten Sie in der Pause durchs Lehrerzimmer, ohne sich aufhalten zu lassen: „Nicht jetzt!“, „Lassen Sie sich einen Termin geben!“, „Ich bin im Moment sehr eingespannt!“ oder „Das passt gerade gar nicht!“. Nichts ist so dringend, als dass es durch Abwarten nicht noch dringender werden könnte – oder sich von selbst erledigt.
    Vergessen Sie niemals die eigentlichen Machtverhältnisse in Ihrer Schule:
    Der Schüler MACHT nur das Nötigste,
    das Kollegium MACHT, was es will,
    Ihr Stellvertreter MACHT Ihre Arbeit,
    Der Hausmeister MACHT, was er für richtig hält.
    Wenn Sie das nicht sehr schnell kapieren, MACHT Sie das wahnsinnig. Genießen Sie also diese Ruhestandsjahre mit dem Gefühl, dem Burn-out auf lange Zeit entkommen zu sein – die Pensionierung kommt noch früh genug. Und dann sind Sie wieder voll im Stress, nämlich rund um die Uhr im „erziehe­rischen Einsatz (…) auch außerhalb des Unterrichts (…)“ (§ 9 LDO).
    Denn Lehrer ist man lebenslänglich, eine Begnadigung ist nicht vorgesehen.
    Stunden der Entspannung …
    Im Vorruhestand: der Schulleiter
    Im Vorruhestand: der Schulleiter
    Stilblüten aus eigenem Anbau
    Stilblüten aus eigenem Anbau
    Musik kann den Wein verfeinern.
    Der Dirgent hat alle Noten in der Partytour.
    Daraus entstand dann der Rap, in Deutschland waren es die Minnesänger.
    Die Orgel wird heute von einem Kompressor gespeist, früher vom Balkan.
    Am Anfang steht der Libero, er muss die Oper reinigen von bestimmten Ausdrücken und den Text digitalisieren.
    Die Frauenstimme zwischen Sopran und Alt heißt irgendwas mit Spezi.
    Der Regisseur kann sich in das Verhältnis von Carmen und Don Chaussee einmischen. Er bestimmt, wer stirbt. Romantische Künstler begingen häufig Selbstmord.
    Durch die Erfindung des iPod senkt sich die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde.
    Eine Zielgruppe hängt von bestimmten Sachen ab wie Über­gewicht oder Bildung.
    Nachweise
    Foto- und Illustrationsnachweis Umschlag
    Vorderseite: Richard Föhr
    Rückseite: