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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Schuhe zu vermeiden, ließ man die Schüler nicht unter der Überdachung hindurchgehen, sondern einen Umweg zum Hof machen. Dieser Umweg wurde 18Jahre später noch brav benutzt.
    Solche Situationen wären zum Lachen, wenn sie nicht in Wirklichkeit so ernst und deprimierend wären. Denn Schüler werden überall gezwungen, sich nach Vorschriften zu verhalten, die von Erwachsenen ausgedacht wurden, deren Urheber manchmal schon längst tot und deren Gründe lange vergessen sind. Dies gilt für offizielle Regeln genauso wie für inoffizielle. Die Teilnahme der Kinder an der Festsetzung von Regeln ist in den meisten Schulen unerwünscht oder auf Trivialitäten beschränkt, wie zum Beispiel der Termin einer Tanzveranstaltung oder die Farbwahl für ein Anschlagbrett.
    Unserer Meinung nach führen drei Bedingungen nahezu unweigerlich zu Konflikten zwischen Lehrern und Schülern:
    1.Es existieren keine klaren Vorschriften.
    2.Regeln und Richtlinien werden nicht allgemein bekanntgegeben und sind daher schwer zu verstehen, zu interpretieren oder überhaupt in Erfahrung zu bringen.
    3.Regeln werden den Schülern von erwachsenen Autoritätspersonen aufgezwängt. Die Schüler haben kein Mitspracherecht und finden die Regeln daher oft unfair oder unvernünftig.
    Zur Konfliktvermeidung müssen Schulen Verfahren entwickeln, die den Kindern (und Lehrkräften) eine Mitwirkung bei der Festsetzung der Regeln garantiert, die sie einmal befolgen sollen. In Kapitel11 schlagen wir Wege vor, nach denen ein ganzes Kollegium Vorschriften für die Schüler festsetzen oder ändern kann. Hier in diesem Kapitel beschränken wir uns auf die Mitarbeit der Schüler bei der Erarbeitung von Regeln für ihre eigene Klasse.
    Klassentreffen zur Festsetzung der eigenen Regeln
    Ãœblicherweise werden Regeln, nach denen Schüler sich richten sollen, ausschließlich von Lehrern gemacht. Genauso üblich aber ist es, dass sie von vielen Kindern gebrochen werden. Deshalb bringen Pädagogen einen großen Teil (circa 50 bis 60Prozent) ihrer Zeit damit zu, diese Schüler zu bestrafen, die ganze Klasse zu disziplinieren und die Vorschriften mit Gewalt durchzusetzen. Es gibt eine Alternative für diese Misere. Lehrer und Schüler können sich zusammentun und nach Methode III herausfinden, welche Regeln für die Klasse sinnvollerweise benötigt werden. Im Idealfall sollte solch eine Zusammenkunft bereits am ersten Schultag stattfinden, aber viele Lehrkräfte hatten auch später Erfolg damit.
    Ãœberwinden der Angst
    Einige Lehrer haben vor solchen Treffen, in denen von der Klasse Regeln festgesetzt werden sollen, Angst, weil sie fürchten, Schüler könnten unvernünftige, zu milde oder törichte Regeln aufstellen.
    Pädagogen mit solchen Befürchtungen haben einige der Prinzipien von Methode III vergessen.
    Zunächst einmal können Klassen keine Richtlinien festsetzen, die außerhalb der Kompetenzen des Lehrers liegen. So können sie zum Beispiel nicht beschließen, den Unterricht zwei Stunden früher abzubrechen oder das Rauchen im Klassenzimmer zu gestatten. Die Gruppe darf nur über Dinge entscheiden, die innerhalb des » Freiraums« der Lehrkraft liegen.
    Aber selbst auf diesem Gebiet können Schüler keine Regeln aufstellen, die für den Lehrer nicht akzeptabel sind, denn nach Methode III werden alle Entscheidungen durch einen Gruppenkonsens getroffen, und der Lehrer ist ein Mitglied der Gruppe.
    Vorbereitungen
    Es ist ratsam, der Klasse vor der Zusammenkunft die Zielsetzung für das Treffen zu erklären. Sagen Sie zum Beispiel:
    Â» Wir wollen zusammen Regeln finden und Richtlinien festsetzen, denen wir alle zustimmen können und die alle wichtigen und vorhersagbaren Verhaltensweisen von Schülern und Lehrern umfassen.«
    Wählen Sie für jüngere Kinder eine etwas einfachere Formulierung wie etwa:
    Â» Lasst uns mal über die Regeln sprechen, die wir für ein gutes Zusammenleben in dieser Klasse brauchen. Ihr könnt alle Vorschläge machen, wie ihr euch diese vorstellt.«
    Es ist sehr wichtig, den Schülern klarzumachen, dass keinerlei Gewalt angewendet wird, um die Regeln durchzusetzen, die der Lehrer gerne haben möchte. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass die Schüler begreifen, dass auch sie zur Durchsetzung ihrer Wünsche nicht ihre Macht ins Feld führen dürfen. Sie müssen das Wesen

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