Lehrer-Schueler-Konferenz
undiszipliniert erscheint. Ein Lehrer stellte fest: » Ich muss ein Unterhaltungskünstler sein und mit dem Fernsehen und Internet konkurrieren, um überhaupt Interesse zu erweckenâ und ich habe nicht das Budget einer Fernsehanstalt.«
Wenn man die heutige Jugend zum Beispiel mit den Jugendlichen der Sechzigerjahre vergleicht, stellt man einen wesentlichen Unterschied fest: Während es damals relativ schwierig war, sich Informationen über die gesamte Welt zu beschaffen, sind die Kinder unserer Zeit wandelnde Enzyklopädien. Wenn Schulen heutzutage ihre Aufgabe nur in der Vermittlung von Wissen und Information sehen, werden sie von ihren aufgeklärten Zuhörern als langweilig und unwichtig abgetan. Sei es nun positiv oder negativ, das Fernsehen und Internet lassen schon das Konzept der Schulen als Informationsquellen unsinnig erscheinen.
Selbst in modernen Schulen, die sich bemühen, Fragetechniken, Informationssuchverhalten, Informationsverarbeitung, BewertungsmaÃstäbe, Problemlöseverhalten etc. zu vermitteln, haben Lehrkräfte doch noch Schwierigkeiten, genügend Zeit für richtiges Lehren und Lernen zu finden. Wir bringen Lehrern die nötigen Fähigkeiten zur Ausdehnung der problemfreien Zone bei, denn Lernen hört automatisch auf, wenn Schüler Probleme haben, und Lehren kann auch nicht fortgesetzt werden, wenn Schüler den Pädagogen Schwierigkeiten verursachen.
In der problemfreien Zone werden auch die zwischenmenschlichen Beziehungen verbessert und gefestigt. Wie wir bereits in den Kapiteln3 und 4 erklärten, erzeugen aktives Zuhören und die anderen beratenden Fähigkeiten unweigerlich gegenseitige Gefühle der Wärme, Nähe und Vertrautheit in der Schüler-Lehrer-Beziehung. Dies gilt auch, wenn Lehrer in der problemfreien Zone des Rechtecks lehren und die Schüler dort lernen.
Pädagogen empfinden Befriedigung, wenn sie wirklich zum Lehren kommen, und sie fühlen Zuneigung für ihre Schüler, wenn diese lernmotiviert sind. Kinder wiederum lernen und fühlen sich wohl bei den Lehrern, die das Lernen fördern. Im Gegensatz dazu finden Lehrkräfte Schüler unsympathisch, wenn diese sie am Lehren hindern, und Kinder und Jugendliche hassen Lehrer und Schulen, wenn sie merken, dass sie absolut nichts lernen.
In unserem theoretischen Konzept der Lehrereffektivität existiert ein seltsames Paradoxon hinsichtlich der problemfreien Zone und der warmen und engen Bindungen, die sich darin entwickeln. Die zwölf Barrieren im Prozess der Kommunikation sind nutzlos und schädlich, wenn sich das Problem im Besitz der Schüler oder des Lehrers befindet. Dagegen fühlen die Schüler selten, dass diese Barrieren ihre Kommunikation blockieren oder ihr Selbstbewusstsein angreifen, wenn Prozesse des Lehrens und Lernens im Gang sind (problemfreie Zone).
Wenn die Lehrer-Schüler-Beziehung gut ist, weil den Bedürfnissen beider Seiten Rechnung getragen wird, können Pädagogen gewöhnlich ohne Risiko (und auch völlig berechtigt) dirigieren, warnen, moralisieren, Fakten vermitteln, Ratschläge geben, kritisieren, positiv bewerten, analysieren, fragen, beruhigen und sogar sarkastisch sein, schimpfen oder Scherze anbringen.
Lesen Sie das folgende Gespräch zwischen einer Oberschullehrerin, die ein Theaterstück einüben lässt, und einer recht talentierten Schülerin. Bewerten Sie die Art der Beziehung. Erscheint sie Ihnen nicht auch warm und eng? Beachten Sie die Antworten der Schülerin auf den häufigen Gebrauch von Barrieren durch die Lehrerin. Sie scheinen nicht als solche wahrgenommen zu werden.
Lehrerin : Jennifer, auf die Bühne. Beeil dich! ( Befehl, dirigieren )
Jennifer : Oh, bin ich jetzt dran?
Lehrerin : Ich finde, du müsstest diesmal viel wütender spielen. ( Ratschlag )
Jennifer : Gut, ich werdâs versuchen.
Lehrerin : Wenn du nicht wirklich wütend wirkst, glaubt dir kein Mensch, wie sehr du in der letzten Szene gekränkt wurdest. ( Warnung )
Jennifer : Soll ich auf den Tisch hauen?
Lehrerin : Das ist lächerlich; sei kein Stümper! (Negativbewertung, Schimpfwort)
Jennifer : Sollte ja bloà ein Scherz sein.
Lehrerin : Du willst mich nur ärgern, das ist alles. ( Analyse )
Jennifer : Das saÃ.
Lehrerin : Nun komm, Jennifer, wenn du es tun willst, dann tuâs richtig. Ich weiÃ, du kannst es. ( Moralisierend, bestärkend )
Jennifer : Das geht runter
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