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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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der Begriff im Englischen, sich antagonistisch verhalten, sich bekriegen und bekämpfen.
    In unserem Modell für zwischenmenschliche Beziehungen bedeutet Konflikt ein Auftreten von Kämpfen und Kollisionen zwischen zwei (oder mehreren) Personen, wenn Verhaltensweisen und Bedürfnisbefriedigung in Gegensatz geraten oder wenn die Wertvorstellungen der einzelnen Personen differieren.
    Dieses Kapitel beschränkt sich auf Konflikte, die entstehen, wenn das Schülerverhalten in merklichem und konkretem Gegensatz zu der Befriedigung der Lehrerbedürfnisse steht. (In Kapitel10 werden wir uns mit der Kollision von Wertvorstellungen befassen.)
    Differenzen zwischen den Bedürfnissen der Lehrer und der Schüler sind so unvermeidlich wie Regen oder Steuern. Ihr Auftreten ist sicher und manchmal auch recht häufig. Diese Tatsache allein ist schon problematisch für Lehrkräfte, denen man beigebracht hat, dass es zwischen » guten« Lehrern und » guten« Schülern keine Konflikte geben sollte. Für diese Pädagogen ist die Einsicht schwer, dass es in allen menschlichen Beziehungen Schwierigkeiten gibt und dass ein Konflikt an sich weder » gut« noch » schlecht« ist. Es besteht sogar Grund zu der Annahme, dass die Häufigkeit von Problemen in einer zwischenmenschlichen Beziehung in keinem Zusammenhang zu deren Solidität oder Qualität steht. Wichtig sind einzig und allein a) die Anzahl der ungelösten Konflikte und b) die angewandten Methoden zur Konfliktlösung.
    Wodurch werden Konflikte erzeugt?
    Konflikte befinden sich nicht ausschließlich im Besitz des Lehrers oder des Schülers, sondern die Bedürfnisse beider Parteien sind in einem Konfliktfall betroffen: Beide Parteien besitzen das Problem.
    Betrachten wir nochmals das Beispiel des Pädagogen, der jeden Tag seine Zeit dafür opfern musste, das Klassenzimmer aufzuräumen, das seine Schüler unordentlich zurückgelassen hatten. Worin besteht hier die Schwierigkeit? Der Lehrer hat den berechtigten Wunsch, ohne zu viel Zeitverlust nach Hause zu gehen. Die Kinder bringen das Klassenzimmer in Unordnung und räumen anschließend nicht wieder auf. Die Bedürfnisse beider Seiten sind also involviert. Ob ein Konflikt nun zu einer kleinen Unstimmigkeit oder einer ernsten Auseinandersetzung führt, der Grund ist immer derselbe: Eine oder beide Parteien behaupten, dass das Verhalten des anderen der Befriedigung der eigenen Bedürfnisse im Wege steht.
    Wenn die Bedürfnisse in einer Konfliktsituation sehr stark sind, nützen– wie bereits erwähnt– Ich-Botschaften wenig. So setzt zum Beispiel ein Schüler, der unbedingt ein Rendezvous mit seiner » Flamme« möchte, seine Unterhaltung mit ihr in der Pausenhalle fort, anstatt pünktlich zur Stunde zu erscheinen. Wenn der Lehrer nun eine Ich-Botschaft sendet, könnte der Schüler ihm gegenüber folgendermaßen reagieren: » Ich verstehe ja Ihre Frustration, aber obwohl ich nicht will, dass Sie frustriert werden, ist für mich im Augenblick die Unterhaltung mit Karin doch wichtiger.«
    Wie Lehrer gewöhnlich Konflikte lösen
    Nahezu ausnahmslos gehen Pädagogen bei der Lösung von Schwierigkeiten nach einem Konzept von » Sieg« oder » Niederlage« vor. Diese Haltung wird in den folgenden Lehrerzitaten sehr deutlich:
    Â» Es wäre ja noch schöner, wenn die Schüler mir auf der Nase rumtanzen könnten.«
    Â» Die Misere der heutigen Schule ist, dass die Schüler das Sagen haben.«
    Â» Sie gewinnen alle Schlachten.«
    Â» Wie können wir Lehrer gewinnen? Die Verwaltung ist machtlos und gibt uns keine Rückendeckung, deshalb müssen wir dauernd nachgeben.«
    Â» Ich? Nun ja, ich gewinne mal und verliere mal. Ich versuche allerdings immer, die wichtigen Schlachten zu gewinnen.«
    Â» Die heutige Jugend respektiert nicht mehr wie früher die Autorität des Lehrers.«
    Die folgende Geschichte hört man so oft, dass man annehmen muss, sie enthalte eine allgemeine pädagogische Philosophie darüber, wie Lehrer Schülern zeigen können, wer der Herr im Hause ist.
    Am ersten Tag meines Dienstantritts als Lehrer versammelte der Direktor alle Neuanfänger und hielt uns seinen Standardvortrag » Wie führe ich eine Klasse«. Die Quintessenz war einfach: Während der ersten Wochen sollte der Ton rau und ernst sein. Hätten die Schüler dann gemerkt,

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