Lehrer-Schueler-Konferenz
anderen Worten: Statt einen positiven Plan zu befolgen, der sie gelegentlich mit Schülern in Verbindung treten lässt, verbringen sie genauso viel oder mehr Zeit damit, einem Fehlverhalten der Schüler entgegenzuwirken oder auf es zu reagieren. In einem solchen Fall kann man nur hoffen, dass die Lehrer-Schüler-Beziehung nicht ernsthaft Schaden nimmt.
Persönliche Kontakte und Beziehungen können aufgebaut werden. Zur Erreichung dieses Ziels muss der Pädagoge Zeit einplanen, in der er sich einzeln mit den Kindern in der problemfreien Zone befasst.
Ein Lehrer einer fünften Klasse hatte eine groÃe Gruppe (38) zu betreuen, in der viele Schüler als » äuÃerst lebhaft« charakterisiert waren und auf einer Warteliste für Sonderklassen standen. Er entschloss sich zu einer Veränderung der Lernumwelt, um diesen Kindern zu helfen, ihre Bedürfnisse nach einer individuellen und optimalen Zeiteinteilung zu befriedigen. Gleichzeitig hoffte er, dass sie dann auch besser mit einer ungeordneten Zeiteinteilung zurechtkommen würden. Er beschaffte sich groÃe Kartons, und die Schüler halfen ihm, damit das Klassenzimmer in kleine Einheiten zu unterteilen. (Diese Arbeit lieferte nicht nur Stoff für Mathematik- und Physikstunden, sondern die » Zimmer« erwiesen sich am Ende als richtige Kunstwerke.)
Die so geschaffenen Zimmer wurden als Ruhezonen benutzt, wo jeweils ein Schüler seine Zeit individuell einteilen konnte, oder als Kommunikationszentren für Zweier- und Dreiergruppen.
Die Regeln waren einfach und von der gesamten Klasse gebilligt:
1.Keiner durfte den anderen stören,
2.keiner durfte ohne die Erlaubnis des » Bewohners« ein besetztes Zimmer betreten.
Um noch mehr Platz zu gewinnen, wurde selten benutztes und unnötiges Mobiliar entfernt. Das Klassenzimmer wurde bis in einen Innenhof und auf eine Grasfläche ausgedehnt, wo viele der lauteren Tätigkeiten stattfanden.
Der Lehrer dieser Klasse schuf auch einen Platz weit entfernt vom Klassenraum, wo die Schüler » Dampf ablassen« konnten. Es wurde ihnen empfohlen, zu diesem Platz und wieder zurück zu rennen und, während sie dort waren und falls sie Lust dazu verspürten, sich » die Seele aus dem Leib zu schreien«.
Es wurde auch ein Plan für persönliche Sprechzeiten mit jedem Kind aufgestellt. Dieser Plan war flexibel gehalten, sah aber in der Regel ein Minimum von 15Minuten pro Schüler in einem Zeitraum von 14Tagen vor. Einige Schüler trafen sich während dieser Zeit einige Male mit dem Lehrer, andere kamen nur einmal.
Innerhalb weniger Wochen funktionierte diese potenzielle » Problemgruppe« reibungs- und konfliktloser und zeigte ein gröÃeres Gruppenbewusstsein als andere, kleinere Klassen mit weniger Lernstörungen. Ein in allen Bundesstaaten verwendeter Leistungstest stellte fest, dass die Leistung der Gruppe oberhalb des Distriktdurchschnitts für Fünftklässler lag, eine Tatsache, die vorher niemand erwartet hatte. Fast noch bemerkenswerter ist, dass diese Klasse sich nach wenigen Wochen in Situationen, wie sie für GroÃgruppen typisch sind, gut bewährte.
Sicherlich waren nicht alle Probleme in dieser fünften Klasse aus dem Wege geräumt. Jugendliche mit ernsten nervösen Störungen litten auch weiterhin unter diesen Problemen. Die » Langsamlerner« blieben ebenfalls unverändert hinter ihren schneller lernenden Kameraden zurück. Aber mit dem emotionalen » Smog«, dem hinterlistigen Streichespielen, den Spannungen, Verärgerungen und Frustrationen, hatte man sich befasst, und man hatte sie so weit bewältigt, dass nun in der Klasse die Atmosphäre von Fürsorge, Rücksichtnahme, Wärme und Verständnis geprägt war. In solch einer Atmosphäre kann ein Schüler es wagen, » anders« zu sein.
Das groÃe Potenzial der Lehr-Lern-Zone
Es muss nochmals wiederholt werden: Für Lehrer ist es eine der Hauptfrustrationen, wenn nicht die Frustration überhaupt, dass sie so häufig von einem starken Gefühl des Versagens geplagt werden, weil sie ihren Beruf, das Lehren, nicht ausüben können. Ãberall beklagen sich Pädagogen, dass sie nicht genügend Zeit für ihre eigentliche Aufgabe finden: Lehrer zu sein, Lernprozesse zu erleichtern. Einige schieben die Schuld der heutigen Jugend zu, die schwerer zu unterrichten, weniger interessiert, unmotiviert und
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