Lehtolainen, Leena
Martti und mich gesprochen und über Elinas Beziehung zu Joona, darüber, dass wir beide keine feste Bindung wollten, nicht dieses so genannte normale Familienleben mit schreienden Gören und achtlos auf den Boden geworfenen Männersocken.
Ehrlich gesagt, habe ich auch ein bisschen zu viel Whisky getrunken, deshalb erinnere ich mich nicht an alles, aber ganz bestimmt hat Elina irgendwann gesagt, sie hätte in jüngeren Jahren die Möglichkeit gehabt, eine Familie zu gründen, aber sie hätte darauf verzichtet. Sicher habe ich nachgehakt, aber ich erinnere mich nicht mehr an ihre Antwort. Jedenfalls hat es sich so angehört, als ob sie irgendwann einmal schwanger gewesen wäre.«
»Wann war das? Hat sie das Kind ausgetragen?« Ich spürte, wie sich meine Bauchmuskeln spannten, als wollten sie den Eisklumpen ausstoßen, der mir plötzlich im Magen lag. Etwas in dieser Art hatte ich ja vermutet, seit ich von den seltsamen Narben an Elinas Muttermund wusste.
»Das ist es ja gerade, daran erinnere ich mich nicht. Es war jedenfalls eine längere Beziehung, Elinas große Liebe. Ich habe sogar schon überlegt, ob sie von Joona schwanger gewesen sein könnte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, es ging um eine ältere Geschichte. Hast du schon mit Elinas Ärztin gesprochen?«
Ich nickte zerstreut, denn ich überlegte gerade, ob Taskinen Elinas Leiche bereits freigegeben hatte. War sie inzwischen aus der Pathologie in ein Bestattungsinstitut überführt worden?
Bestimmt, sie war ja schon seit mehr als zwei Wochen tot. Hatte Aira die Beerdigung für das kommende Wochenende geplant?
Ich fragte Tarja Kivimäki danach.
»Ja, genau, die Beerdigung soll am Sonntag sein. Aira hat mit Johanna Säntti alles organisiert, aber was jetzt wird, wo sie im Krankenhaus liegt, weiß ich nicht. Wahrscheinlich findet die Beerdigung trotzdem statt.«
Wenn Elina noch nicht im Grab lag, sollte sich ein Facharzt für Gynäkologie den Geburtskanal noch einmal ansehen, und wenn er dafür ins Bestattungsinstitut musste. Ich würde mit Taskinen darüber sprechen müssen. Bevor Tarja Kivimäki sich verabschiedete, setzte ich ihr noch einmal zu, doch obwohl sie sich ernsthaft zu bemühen schien, blieb ihre Erinnerung an Elinas Worte vage und vieldeutig.
»Bist du immer noch fest entschlossen, dem A-Studio kein Interview zu geben?«, fragte sie zum Abschied, akzeptierte jedoch diesmal meine Ablehnung und wünschte mir Erfolg bei meinen Ermittlungen. Gerade weil sie sich heute ausgesprochen freimütig und kooperativ gegeben hatte, kam ich ins Grübeln.
War ihre Andeutung, Elina sei schwanger gewesen, eine Lüge? Und wenn ja, warum log sie mich an? Um die Aufmerksamkeit von sich selbst abzulenken? Aber warum hätte Tarja Kivimäki ihre beste Freundin umbringen sollen?
Von Taskinen erhielt ich die Bestätigung, dass Elina in ein Bestattungsinstitut überführt worden war. Also versuchte ich festzustellen, wann sie beerdigt werden sollte und woher ich einen kompetenten Gynäkologen bekam, der die Leiche noch einmal untersuchte. Ich erfuhr auch, dass Johanna Säntti am Vortag bei dem Bestattungsinstitut angerufen und gebeten hatte, die Beerdigung zu verschieben, was der Bestattungsunternehmer für sehr befremdlich und kompliziert hielt. Offenbar war Johanna jedoch nicht weniger redegewandt als ihr Mann, denn sie hatte das Institut tatsächlich zu einem einwöchigen Aufschub überreden können. Schließlich trieb ich auch noch eine Gynäkologin auf, die bereit war, die Leiche am Montag zu untersuchen.
Gleich darauf rief Mikael Wirtanen, der Oberarzt, an und gab mir einen Zwischenbericht. Aira war den ganzen Vormittag über bei Bewusstsein gewesen, sie war jedoch nach wie vor erschöpft und klagte, sie erinnere sich an nichts. Ich verfluchte das bevorstehende Wochenende, das die angelaufenen Aktionen unterbrach, und kündigte an, Aira spätestens am Montagmorgen zu besuchen. Mit etwas Glück konnte ich sie dann sogar schon kurz befragen.
»Sie sagten, Aira Rosberg leide an einem vorübergehenden Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Kann man diesen Zustand simulieren?«, fragte ich schließlich.
»Mag sein, aber sicher nicht über einen längeren Zeitraum.
Meinen Sie, Fräulein Rosberg täuscht eine Amnesie vor, um den Angreifer zu schützen?«
»Entweder das oder um sich selbst vor ihm zu schützen. Ich bin ziemlich sicher, dass der Anschlag verübt wurde, weil Aira Rosberg wusste, wie ihre Nichte ums Leben gekommen ist. Sie ist ausgebildete
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