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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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eigentlich an ihm?« Vielleicht war es das Beste, mich kumpel-haft zu geben. Erzähl mir dein Geheimnis, dann erzähl ich dir meins. Immerhin hatten wir etwas gemeinsam: die traumatische Kindheit in einem ostfinnischen Kuhdorf.
    »Martti ist privat ganz anders als in der Öffentlichkeit, kein bisschen steif und hölzern«, sagte Tarja Kivimäki. »Das ist also mein Lebensgeheimnis, eine Affäre, von der niemand erfahren darf. Elina war eine der wenigen, die davon wusste. Du kannst dir ja denken, dass so eine Geschichte für manche Leute ein gefundenes Fressen wäre, die lauern ja schon lange darauf, Martti an den Karren fahren zu können.«
    »Weiß seine Frau davon?«, fragte ich aus purer Neugier. Es interessierte mich immer, wie die Menschen ihre Seitensprünge handhabten. Ich selbst bin eine erbärmliche Lügnerin, Antti würde es sofort merken, wenn ich einen anderen hätte. Pertsas Verdacht, ich sei schwanger, hatte ich Tollpatsch ja auch sofort bestätigt, bald würden es alle im Haus wissen.
    »Nein, sie weiß nichts. Wozu auch, unsere Beziehung bedroht ihre Ehe schließlich nicht. Marttis Familie wohnt in Kokkola, dort verbringt er alle Zeit, die er erübrigen kann.«
    »Aber für deine Arbeit ist euer Verhältnis hinderlich, oder warum willst du bei den Nachrichten aufhören?«
    »Na ja, ich finde es eben unmoralisch, die Tätigkeit einer Regierung kritisch beurteilen zu wollen, in der der eigene Liebhaber sitzt. Außerdem bin ich schon seit sechs Jahren in der Nachrichtenredaktion, das ist lange genug, da verliert man leicht seine Ambitionen. Geht es dir nicht auch so?«
    Aha, nun war ich mit dem Bekennen an der Reihe.

    »Doch, natürlich, deshalb habe ich wohl auch öfter den Job gewechselt. Ich habe nach der Polizeiausbildung noch Jura studiert und sogar ein Jahr in einer Anwaltskanzlei gearbeitet.
    Und einen Sommer lang habe ich den Ortspolizeidirektor in meiner Heimatstadt vertreten. Wie lange geht das denn schon mit dir und Sahala?«
    »Ungefähr zwei Jahre. Martti war ja im vorigen Kabinett auch schon Innenminister, so haben wir uns allmählich kennen gelernt. Manchmal male ich mir aus, wie es wäre, meinen Eltern, die mich so gern unter die Haube bringen möchten, die Wahrheit zu sagen. Aber das lasse ich lieber, zumal Martti ihrer Meinung nach in der falschen Partei ist.«
    Wider Willen musste ich lächeln. Tarja Kivimäki hatte etwas an sich, was mich irritierte, zugleich aber auch für sie einnahm, vielleicht war es die Hartnäckigkeit, mit der sie ihren Weg ging, selbst wenn er mitten durch eine Schneewehe führte. Darin waren wir uns ähnlich. Doch ich wollte sie nicht merken lassen, dass ich weich wurde.
    »Wo warst du übrigens am Dienstagabend zwischen zehn und zwölf?« Der plötzliche Themenwechsel brachte sie aus dem Konzept, doch dann fiel der Groschen.
    »Wegen Aira, natürlich! Eigentlich … eigentlich habe ich mich ihretwegen entschlossen herzukommen. Drohungen mag ich nämlich genauso wenig wie du, auch wenn ich deine Haltung verstehe. In Elinas Fall war ich nicht sicher, was passiert ist, aber Aira … Sie wird doch wieder gesund, oder?«
    »Hoffentlich. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
    »Am Dienstagabend … Bedaure, Maria, da habe ich gearbeitet. In den Spätnachrichten kam ein Bericht über die energiepolitische Kontroverse in der Fraktion der Konservati-ven, ich musste den Fraktionssprecher interviewen. Ich bin erst gegen halb zwölf nach Hause gefahren.«

    Die Bemerkung, dass man für die Fahrt vom Sender in Fasila nach Nuuksio nachts nicht einmal eine halbe Stunde brauchte, verkniff ich mir, denn ich wollte endlich zur Sache kommen.
    »Du hast neulich im ›Raffaello‹ gesagt, du wüsstest von einem eventuellen Motiv für den Mord an Elina. Jetzt will ich keine dunklen Andeutungen mehr hören, sag mir, worum es geht!«
    Tarja Kivimäki nahm ihr Aktenköfferchen vom Schoß und stellte es auf den Fußboden, als wollte sie Zeit gewinnen.
    Dennoch war ich davon überzeugt, dass sie sich ihre Worte genau zurechtgelegt hatte.
    »Ich weiß nicht genau, was das alles zu bedeuten hat, aber …
    Ach was, fangen wir von vorne an. Elina hat ja kaum Alkohol getrunken, und wenn, dann nur Whisky. Ungefähr vor einem Jahr, im Januar, haben wir uns abends bei mir getroffen. Ich hatte extra für sie eine Flasche Laphroaig gekauft und war ganz verdattert, als sie ein Glas nach dem anderen kippte, ich hatte sie nämlich noch nie betrunken erlebt. Wir haben natürlich viel über

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