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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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Ich spielte mit dem Gedanken, Kalender und Adressbuch mitzunehmen, entschied mich aber dagegen. Schließlich konnte Elina jederzeit wieder auftauchen.
    Die Nuuksiontie war glatt und dunkel. Ich rief bei meiner Dienststelle an und bat um Überprüfung der Passagierlisten für Auslandsflüge und Schiffe, obwohl ich es für unwahrscheinlich hielt, dass Elina Hals über Kopf verreist war. Unwillkürlich musste ich an die alte Faustregel denken: Je länger eine Person vermisst ist, desto geringer sind die Aussichten, sie lebend zu finden.

    Drei
    Vom Auto aus rief ich bei Tarja Kivimäki an, doch sie meldete sich nicht. Die Fahrt nach Tapiola konnte ich mir also sparen.
    Da im Büro nichts Dringendes anlag, fuhr ich nach Hause.
    Antti war noch an der Universität. Zwischen den Jahren war es dort ruhig, da konnte er sich bestens auf seine Forschungsarbeit konzentrieren. Er musste noch zwei Artikel fertig schreiben, deren Abgabetermin näher rückte. Antti hatte vor, sich um die bald frei werdende Assistenzprofessur am Mathematischen Institut zu bewerben und musste deshalb sein Publikationsver-zeichnis aufpäppeln.
    »Wenn du die Stelle kriegst, bin ich Frau Professor, das klingt ja richtig vornehm«, hatte ich gefrotzelt, als er mir davon erzählte.
    »Große Chancen hab ich nicht, Kirsti Jensen ist die stärkste Kandidatin. Aber es gehört nun mal zum guten Ton, sich zu bewerben, damit sie wenigstens eine Liste aufstellen können.«
    Antti … Ich war schon wieder müde, Vitaminmangel vielleicht? Am liebsten hätte ich mich ins Bett verkrochen und Antti gebeten, nach Hause zu kommen. Aber ich hatte Aira versprochen, noch bei Joona Kirstilä vorbeizufahren. Ich kochte eine ordentliche Portion superstarken Kaffee, wusch mir die Schminke aus dem Gesicht und zog mich um. Der Kaffee regte meine Lebensgeister ein wenig an, obwohl er einen seltsamen Metall-geschmack hatte.
    Noch einmal versuchte ich Tarja Kivimäki zu erreichen.
    Diesmal meldete sich der Anrufbeantworter mit der Nachricht, in dringenden Angelegenheiten sei sie unter ihrem Dienstanschluss bei der Fernsehanstalt Yle zu erreichen. Da endlich fiel der Groschen, jetzt wusste ich, woher ich den Namen kannte: von den Fernsehnachrichten. Tarja Kivimäki war politische Redakteurin beim Nachrichtenstudio. Anders als viele ihrer Kollegen trat sie nie vor die Kamera. Man hörte nur ihre raue, oft aggressive Stimme, sah vielleicht einmal ihre Hand mit den langen, unberingten Fingern, die dem Gesprächspartner das Mikrophon hinhielt. Sie machte es den Interviewten nicht leicht.
    Den drögen Finanzminister hatte sie zu meinem Vergnügen einmal völlig aus dem Konzept gebracht. Vergeblich versuchte ich mir ihr Gesicht in Erinnerung zu rufen. Sie gehörte nicht zu den Fernsehjournalisten, deren Konterfei in den Zeitungen auftauchte.
    Ich wählte die Nummer, die auf dem Anrufbeantworter genannt wurde, erreichte Tarja Kivimäki jedoch auch dort nicht.
    Man sagte mir, sie sei dabei, eine Reportage für die Abendnach-richten zu schneiden. Ich ließ ihr ausrichten, sie möchte mich am nächsten Morgen in der Dienststelle anrufen, dann legte ich
    »Aknepop« von Eppu Normaali auf, drehte die Lautstärke hoch und fing an mich zu schminken. Als Antti anrief, sagte ich, ich würde versuchen, Joona Kirstilä in der Lapinlahdenkatu zu erreichen, und anschließend auf ein Bier ins »Vastarannan kiiski« gehen. Wir verabredeten uns dort. Ich freute mich schon auf das dunkle, starke belgische Bier … Aber zuerst die Arbeit.
    Ich warnte Joona Kirstilä nicht vor, denn ich wollte Elina überraschen, falls sie sich aus einem unerfindlichen Grund in seiner Wohnung versteckt hielt. Vielleicht hatte sie einfach den ganzen Weihnachtsbesuch satt und wollte ein paar Tage lang ihre Ruhe haben.
    Als ich zur Haltestelle schlitterte, fiel wässriger Schnee. Im warmen Bus wäre ich beinahe eingeschlafen, doch zum Glück machte mich der eisige Wind beim Umsteigen in Tapiola wieder wach. Joona Kirstilä war zu Hause, ich hörte seine Schritte im Flur, dann schaute er durch den Türspion und öffnete schließlich die Tür, ließ die Sicherheitskette aber vorgelegt.

    »Was gibt’s?«, bellte er. Offenbar klingelten bei ihm ständig Verehrerinnen.
    »Kriminalhauptmeisterin Kallio von der Polizei Espoo, guten Abend.« Ich zückte meinen Ausweis. »Ich würde gern mit Ihnen über Elina Rosberg sprechen.«
    »Was will die Polizei von Elina?«, fragte Kirstilä misstrauisch.
    »Elina Rosberg wird vermisst. Ich

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