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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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nahm einen jahrzehntelang in die Pflicht.
    Als ich gerade Joona Kirstilä anrufen wollte, kam Pertsa herein. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, ließ er sich auf das schmale Sofa unter meiner Leckerbissensammlung fallen und legte die Füße auf den Tisch.
    »Tja, sieht so aus, als ob sich auch dieser Todesfall als Mord entpuppt. Da kannst du also wieder mal deiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen, Kallio. Und obendrein darfst du eine ganze Emanzenherde vernehmen.«
    »Wie kommst du auf die Idee, dass Mordermittlungen meine Lieblingsbeschäftigung wären?«
    »Du bist bei Mordfällen immer so verdammt engagiert, hast nur deine Arbeit im Sinn und setzt notfalls dein Leben aufs Spiel. Diesmal bist du allerdings schon blass, bevor es richtig losgeht, also pass schön auf dich auf. Oder kommt das von den wilden Liebesnächten?«
    »Verdufte, ich hab’s wahnsinnig eilig. Ich muss die Vernehmungen anleiern und dann gleich ins Leichenschauhaus.«
    »Weiß ich doch, Baby! Ich bin heute dein Vernehmungspart-ner.«
    Pertsa sah ekelhaft zufrieden aus, er wusste genau, dass mir das Arrangement nicht schmeckte. In unserer Abteilung, die erst im vorigen Jahr gebildet worden war, galt die Regel, für jeden Fall einen oder zwei Verantwortliche zu benennen, die die Vernehmungen und Ermittlungen möglichst selbständig organi-sierten. Alle Aufgaben wurden nach Bedarf verteilt, manchmal hatte sogar Taskinen als Zeuge an meinen Vernehmungen teilgenommen. Diese Regelung sollte die strenge Amtshierar-chie aufbrechen und zugleich verhindern, dass wir Ermittler abstumpften, weil wir immer wieder dasselbe taten.
    »Ich dachte, Pihko wäre mein zweiter Mann. Ist er heute nicht im Dienst?«
    »Der ist doch über Neujahr nach Lappland geflogen. Über die Feiertage musst du mit mir vorlieb nehmen.«
    »Okay, aber denk an unsere Arbeitsteilung: Du hältst die Schnauze, ich stelle die Fragen. Du brauchst nicht mal das Tonband anzustellen, es reicht, dass du anwesend bist. Kennst du übrigens jemanden bei der Polizei in Karhumaa oder in Ii?«
    »Nicht dass ich wüsste. Wieso?«
    »Eine der Frauen, die in den Fall verwickelt sind, kommt von da oben. Überprüf das. Und jetzt hau ab, ich muss arbeiten.
    Kommst du mit in die Gerichtsmedizin?«
    Pertsa verzog das Gesicht. Keiner von uns sah sich gern Leichen an. Sicher, man gewöhnte sich daran, aber gleichgültig ließ es einen nie. Dabei war Elina Rosberg immerhin eine ungewöhnlich saubere Leiche, unverletzt und unblutig.

    »Ich hab auch noch was zu erledigen. Ruf mich an, wenn du mich im Vernehmungsraum brauchst.«
    Ich griff nicht sofort nach dem Hörer, als Pertsa gegangen war, sondern dachte über meine persönliche Lage nach. War es gefährlich, schwanger zu werden, wenn die Spirale noch im Körper saß? Ich musste wohl einen Arzt anrufen, sobald ich den Test gemacht hatte. In meinem Zimmer war es stickig. Ich öffnete das briefmarkengroße Lüftungsfenster, kalte Luft wehte auf meine Brüste. Sie froren ganz anders als sonst.
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Es war Kervinen, der Gerichtsmediziner, der Elinas Obduktion leitete.
    »Weißt du, ob Frau Rosberg zum Zeitpunkt ihres Verschwindens Antibiotika genommen hat?«
    »Ja, hat sie.« Dass Elina die Tabletten im Badezimmer stehen gelassen hatte, war ja nach Airas Ansicht ein deutlicher Hinweis darauf gewesen, dass etwas nicht in Ordnung war.
    »Erinnerst du dich an den Namen des Medikaments oder wenigstens daran, wofür es verschrieben war?«
    »Der Name fing mit Era an, und verordnet war es gegen eine Atemwegsinfektion. Elina Rosberg hatte einen schlimmen Husten.«
    »Das passt ins Bild, in ihrem Organismus wurde nämlich neben anderen Substanzen auch Erythromycin gefunden, das unter anderem gegen Bronchitis eingesetzt wird. Es wäre hilfreich, die Packung zu bekommen, zumindest erfahren wir dadurch, wer Elina Rosberg behandelt hat. Der Arzt hat offenbar vergessen, ihr zu sagen, dass Erythromycin den Metabolismus von Benzodiapinen inhibiert.«
    »Den Metabolismus … Wie war das?« Ich hatte die Fachaus-drücke zwar schon gehört, aber ihre Bedeutung vergessen.
    »Erythromycin verzögert die Ausscheidung der Droge und verstärkt ihre Wirkung. Rosberg hat eine mehrfache Dosis Benzodiapin eingenommen und außerdem Alkohol getrunken.
    All das hat zusammengewirkt und die Frau in eine tiefe Bewusstlosigkeit versetzt, die lange genug andauerte, um sie erfrieren zu lassen. Die Zusammenwirkung dieser Medikamente ist noch kaum bekannt, ich

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