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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Weiss wie die Unschuld
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zu wissen, dass ich keinen Kater hatte.
    »Steht schon fest, wer der Tote ist?«, fragte ich, bevor er etwas sagen konnte.
    »Er ist identifiziert worden …« Palo suchte in seinen Unterlagen. »Pentti Olavi Lindström, Jahrgang vierzig, einer von den Neunundneunzigern. Seine Saufkumpane haben ihn identifiziert.«

    Wir bezeichneten die Obdachlosen nach der Nummer des Wahlkreises, dem sie zugeteilt waren. Offenbar hatte Lindström in einer der Slumhütten am Rand der Müllkippe von Mankkaa gehaust.
    »Vorstrafen?«
    »Bagatelldelikte. Schnapsbrennen und Mundraub. In jüngeren Jahren eine Haftstrafe wegen Trunkenheit am Steuer.«
    »Das klingt doch ganz nach einer simplen Auseinandersetzung unter Säufern. Warum kommt ihr damit zu mir? Pertsa, hatten wir nicht abgemacht, dass du dich zusammen mit Lähde um den Fall kümmerst?«
    »Es handelt sich um den Vater von Halttunen … Wenn er nun deswegen ausgebrochen ist …«, stammelte Palo.
    »Heiliger Strohsack! Ihr meint, er hat im Bau davon erfahren, früher als wir, und will Rache nehmen?«
    Palo schaute ratlos drein, aber Pertsa nickte.
    »Die Suche nach Lindströms Mörder führt uns zu Halttunen.
    Ich schlage vor, dass wir als Erstes das ganze Gelump aus Mankkaa herkarren, zu ihrem eigenen Schutz sozusagen.« Ich hatte mir oft genug Pertsas Gemecker über Säufer und sonstige Parasiten anhören müssen, die im Geld schwämmen, das der Staat ihnen nachwerfe, während er selbst im Schweiße seines Angesichts die Steuergelder erarbeiten müsse, von denen das Gesocks sich literweise Schnaps kaufe. Auch jetzt wollte er die Penner wohl kaum schützen, sondern eher drangsalieren.
    Allerdings lag auch mir nicht daran, einen Kerl zu schützen, der einem anderen mit der Säge den Bauch aufgeschnitten hatte, auch wenn die Tat vermutlich im Delirium begangen worden war. Außerdem sollte nicht Halttunen, sondern die Gesellschaft den Täter bestrafen.
    »Da können wir ja froh sein, dass ein anderer ganz oben auf Halttunens Abschussliste steht und nicht wir«, uzte ich. »Lasst die ganze Bande von der Schutzpolizei abholen, am Nachmittag steh ich zur Verfügung.«
    »Taskinen lässt dir ausrichten, du sollst besonders gut auf dich aufpassen«, rief Pertsa mir im Hinausgehen zu und setzte gleich noch einen drauf: »Aus zwei Gründen, möchte ich mal sagen.«
    Dieser verdammte Ström! Als ob er meine Schwangerschaft witterte. Ich streckte ihm die Zunge raus und nahm den halbfer-tigen Ermittlungsbericht über eine Vergewaltigung zur Hand. Es fiel mir nicht leicht, mich darauf zu konzentrieren, ständig schweiften meine Gedanken ab, mal zu Halttunen, dann wieder zu der froststarren Leiche Elina Rosbergs und zu dem winzigen Wesen in meinem Leib. Ich erinnerte mich an Halttunens Augen, merkwürdig hell und unbeweglich, groß und rund wie die eines kleinen Kindes. Wenn in diesen Augen ungezügelter Hass aufflackerte, packte einen das kalte Grauen, als starrten einem sämtliche Monster aus alten Schauerfilmen entgegen.
    Den psychologischen Untersuchungen zufolge war Halttunen jedoch voll zurechnungsfähig. Er hatte sogar einen eigenen Therapeuten gehabt, irgendeinen überkandidelten Astropsycho-logen, der in vollem Ernst erklärt hatte, Halttunens Gewalttätigkeit sei auf eine Kollision seiner Sternkreise zurückzuführen. Und natürlich auf seine dominante Mutter.
    »Bei der Befragung gab der Angeklagte zu Protokoll, er habe im Lauf des Abends mehrmals mit Raija Kolehmainen getanzt.
    Die Frau sei seinem Eindruck nach einer so genannten näheren Bekanntschaft nicht abgeneigt gewesen und habe sein Angebot angenommen, sie nach Hause zu fahren. Im Auto setzte sich die Frau jedoch gegen die Annäherungsversuche des Angeklagten zur Wehr, worüber der Angeklagte in Rage geriet und sich an ihr verging.«
    Ich erinnerte mich, wie Taskinen damals Pertsa zusammenge-staucht hatte, weil er witzelte, es handle sich um einen typischen Fall von »Sie gab ihm zu verstehen, aber verstand nicht, sich ihm zu geben«. Ich selbst hatte kaum zu hoffen gewagt, dass Raija Kolehmainen die Anzeige aufrechterhalten würde. Sie war eine vierzigjährige Alleinerziehende und musste ihren gerade ins Teenageralter gekommenen Söhnen immer und immer wieder erklären, wieso ein fremder Mann sie angefallen hatte.
    Vor der Fahrt nach Helsinki stärkte ich mich mit einer Tasse Instantsuppe und trat nach kurzem Überlegen an den Waffen-schrank. Wenn Halttunen mir an einer Straßenecke mit der Flinte auflauerte, würde mir

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