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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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getrieben hast!
    Glücklicherweise …
    Kann ich mir denken!
    Nun, ich will das hier nicht weiter vertiefen … Kommen wir lieber auf unser Thema zurück: Wenn du sehr viele Leute interviewen würdest, so ergäbe das sicherlich ein genaueres Bild meiner damaligen Aktivitäten.
    Doch so richtig verlässlich wäre auch das nicht! Im besten Fall würde ich herausfinden, was all die Leute heute über dein damaliges Ich denken. Dummerweise kann ich aber weder deine noch ihre Aussagen mit deinem damaligen Ich direkt vergleichen.
    Stimmt! Deshalb helfen uns Befragungen auch nur bei bestimmten Problemen weiter. Empirische Sozialwissenschaftler können mit Befragungen zwar herausfinden, was eine Gruppe von Menschen denkt, beispielsweise ob sie eher der Evolutionstheorie oder der Schöpfungslehre zustimmt. Aber selbst, wenn man weiß, was die Mehrheit der Menschen für wahr hält , weiß man noch lange nicht, ob es auch tatsächlich wahr ist .
    Klar, denn auch Mehrheiten können sich irren. Befragungen sind da sinnlos, aber es gibt doch sicher auch noch andere Möglichkeiten, Aussagen empirisch zu überprüfen?
    Selbstverständlich. Nehmen wir an, wir wollten den Wahrheitsgehalt der folgenden Aussage ermitteln: »Mensch und Schimpanse sind eng miteinander verwandt und stammen von einem gemeinsamen Vorfahren ab, der vor etwa sechs Millionen Jahren lebte.« Wie du weißt, wird diese Aussage noch immer von vielen Gläubigen weltweit bestritten. Mit Umfragen kommen wir hier nicht weiter, wir müssen vielmehr nach harten, empirischen Belegen suchen, die unsere These entweder stützen oder entkräften.
    Und wie stellen wir das an?
    Nun, zunächst einmal können wir die Eigenschaften, also zum Beispiel die Anatomie oder das Verhalten von Menschen und Schimpansen systematisch beobachten und sie mit den Eigenschaften anderer Lebewesen vergleichen. Zudem können wir Knochen und Fossilien aus früheren Epochen untersuchen und versuchen, mit ihrer Hilfe die Abstammungslinien beider Spezies zu rekonstruieren. Die beste Methode, ihren Verwandtschaftsgrad herauszufinden, besteht allerdings darin, ihren Erbcode, die DNA, zu analysieren und dem genetischen Code anderer heute lebender oder bereits ausgestorbener Arten gegenüberzustellen. Dabei zeigt sich, dass Schimpanse und Mensch enger miteinander verwandt sind als Schimpanse und Gorilla. Nach heutigem Kenntnisstand verließ der Vorfahre des heutigen Gorillas unsere gemeinsame Abstammungslinie vor etwa sieben Millionen Jahren, während Menschen und Schimpansen erst seit rund sechs Millionen Jahren getrennte Wege gehen.
    Echt? Im ersten Moment würde man eher vermuten, dass Gorilla und Schimpanse enger miteinander verwandt sind.
    Dieses Beispiel zeigt uns, dass wir mit reinem Nachdenken alleine kaum herausfinden können, ob eine Aussage wahr oder falsch ist. Dazu bedarf es empirischer Methoden, vor allem genauer, systematischer Beobachtungen und klug aufgebauter Experimente.
    Gut, ich sehe ein, dass empirische Überprüfungen wichtig sind. Gibt es denn noch andere Methoden, die Wahrheit herauszufinden?
    Ja, die gibt es. Du schaust doch hin und wieder amerikanische Gerichtsserien, oder? Da nehmen die Anwälte ihre Zeugen manchmal ziemlich hart ins Kreuzverhör. Warum tun sie das wohl?
    Ich denke, sie wollen die Zeugen in Widersprüche verwickeln, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist.
    Richtig. Und damit sind wir auch schon bei dem zweiten wichtigen Verfahren, das wir kennen, um den Wahrheitsgehalt von Aussagen zu überprüfen: Bei diesem Verfahren versucht man herauszufinden, ob einzelne Aussagen logisch miteinander übereinstimmen oder ob es zwischen ihnen Widersprüche, also logische Unvereinbarkeiten , gibt. Wenn beispielsweise ein Zeuge einräumt, er habe sich auf dem Oktoberfest in München besinnungslos besoffen, dann kann er nicht zum gleichen Zeitpunkt seine Erbtante in Hamburg gepflegt haben.
    Das ist einleuchtend.
    Und genau darum geht es in der Logik. Es geht um Evidenz , also um Zusammenhänge, die unmittelbar, ohne empirische Überprüfung, einleuchtend sind. Um zu wissen, dass ein Mensch nicht gleichzeitig in München und Hamburg sein kann, musst du keineswegs Forschungsteams in beide Städte aussenden, die das empirisch untersuchen. Es reicht völlig aus, zu erkennen, dass die Aussagen logisch nicht miteinander in Einklang zu bringen sind. Manchmal ist es allerdings gar nicht so einfach, solche logischen Unvereinbarkeiten zu erkennen. Und so begehen wir immer wieder

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