Leibniz war kein Butterkeks
Verständnis hat »Gott« zumindest eine gewisse Form von Anteilnahme gezeigt …
Du meinst, weil er angeblich die Gestalt eines Menschen annahm, der vor 2000 Jahren gekreuzigt wurde?
Ich persönlich glaube das ja nicht, wie du weißt. Aber es ist doch nur fair, wenn wir diese uralte religiöse Vorstellung berücksichtigen. Christen glauben schließlich nicht nur, dass Gott die Welt inklusive aller Schmerzen erschaffen hat, sondern auch, dass er sich selbst diesen Schmerzen ausgesetzt hat.
Stimmt! Aber ändert das irgendetwas an dem Leid in der Welt? Fällt es leichter, zuzusehen, wie das eigene Kind qualvoll stirbt, wenn man überzeugt ist, dass »Gottes eingeborener Sohn« ebenfalls fürchterlich leiden musste? Sollte man von einem allmächtigen, allwissenden, allgütigen Gott nicht eine bessere Lösung erwarten dürfen? Ich zumindest finde es ziemlich absurd, an einen Gott zu glauben, der seine Schöpfung zuerst hoffnungslos verpfuscht und dann, gewissermaßen als Ausgleich für den verursachten Schaden, einen Teil seiner selbst ans Kreuz nageln lässt.
Ein Theologe würde jetzt wohl sagen, dass man Gottes Handlungen nicht mit menschlichen Maßstäben bewerten darf …
Richtig. Mit diesem Argument kann man sich ganz wunderbar aus der Affäre ziehen. Jede noch so verrückte Vorstellung lässt sich so verteidigen. Aber das sollten wir nicht zulassen! Denn wir haben ja keine andere Möglichkeit, als Behauptungen mit menschlichen Maßstäben zu bewerten, etwas anderes steht uns nicht zur Verfügung.
Weil wir die Welt nicht wahrnehmen können, wie sie losgelöst von unserer Wahrnehmung existiert.
So ist es. Deshalb können wir, wie wir festgestellt haben, auch nur über die »Welt für uns« sprechen. Und innerhalb dieser beschränkten Nische ist es auch durchaus möglich, zwischen sinnvollen und unsinnigen Aussagen zu unterscheiden.
Nämlich mithilfe von Logik und Empirie.
Exakt! Logik und Empirie haben sich als Instrumente der Wahrheitsfindung bestens bewährt und es gibt keinen vernünftigen Grund, warum wir plötzlich auf sie verzichten sollten, nur weil es um religiöse Fragestellungen geht!
Nun ja, viele Menschen glauben wohl, dass uns die Religionen »höhere Wahrheiten« bieten, die wir weder mit der Wissenschaft noch mit der Philosophie erfassen können.
Ich weiß, aber das verwundert mich immer wieder! Immerhin lagen die Religionen ja nachweislich bei vielen »einfachen Wahrheiten«, etwa der Frage nach dem Alter der Erde, ihrer Stellung im Sonnensystem oder der Entstehung des Menschen, kolossal daneben. Warum sollten sie ausgerechnet im Falle »höherer Wahrheiten« recht behalten? Wenn man weiß, dass nahezu alle Häuser, die ein Architekt erbaut hat, in sich zusammengebrochen sind, dann wird man doch nicht ausgerechnet ihm den Großauftrag zur Erbauung einer ganzen Siedlung anvertrauen, oder?
Bestimmt nicht. Aber so genau sind die meisten Menschen doch gar nicht informiert! Wer weiß denn schon darüber Bescheid, welchen Irrtümern die Religionen früher aufgesessen sind? Allerdings frage ich mich, ob das wirklich so wichtig ist. Denn die Vergangenheit ist ja vergangen, was für uns zählt, sind Gegenwart und Zukunft. Und da sieht es doch so aus, als ob die meisten Vertreter der Religionen aus ihren Fehlern gelernt haben, oder? Hat nicht selbst die katholische Kirche die Evolutionstheorie mittlerweile anerkannt?
Ja, so stand es in den Zeitungen, bei genauerer Betrachtung ist das aber nur die halbe Wahrheit!
Du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass der Papst noch immer glaubt, dass die Erde vor ein paar Tausend Jahren entstanden ist, wie es in der Bibel steht!
Nein, die katholische Kirche erkennt heute offiziell an, dass es eine Jahrmillionen dauernde Evolution gab, die die heute lebenden Arten hervorbrachte. Außerdem akzeptiert die Kirche, dass Mensch und Schimpanse einen gemeinsamen Vorfahren haben, der vor etwa 6 Millionen Jahren lebte.
Na, dann ist doch alles gut!
Eben nicht! Denn die Kirche lehrt zudem, dass der Mensch nur » körperlich « aus der Evolution hervorgegangen sei. Seine »Seele« habe Gott jedoch separat dazu erschaffen. Und deshalb könne man die »höheren geistigen Fähigkeiten« des Menschen, unser psychisches Erleben, unsere Art zu denken, evolutionär auch gar nicht erklären.
Wie bitte? Das menschliche Gehirn ist aus der Evolution entstanden, aber nicht die Weise, wie wir denken und empfinden? Wie passt denn das zusammen?
Das müsstest du den Papst
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