Leibniz war kein Butterkeks
fragen! Nach allem, was wir wissen, ist es gar nicht möglich, Körper und Geist getrennt voneinander zu betrachten. Eine interessante Frage ist in diesem Zusammenhang übrigens, wann und wo der »liebe Gott« damit begann, Menschen eine separate Seele hinzuzufügen. Machte er das schon bei unserem frühen Vorfahren Australopithecus afarensis vor 4 Millionen Jahren oder erst bei Homo erectus vor 2 Millionen Jahren? Besaßen die Neandertaler schon »Seelen«? Und falls nicht: Was war mit den Kindern, die aus sexuellen Verbindungen von Homo neanderthalensis und Homo sapiens hervorgingen? Hatten die bloß »halbe Seelen«? Fragen über Fragen, auf die es keine vernünftigen Antworten gibt, da der gesamte Denkansatz absurd ist!
Aber das müssten die Leute im Vatikan doch auch wissen! Die sind doch nicht auf den Kopf gefallen! Warum bestehen sie darauf, dass Gott die »Seele« des Menschen separat von seinem Körper erschafft?
Weil sich das christliche Menschenbild nur auf diese Weise retten lässt. Es beruht schließlich auf der Annahme, dass wir Menschen »nicht nur von dieser Welt« sind, sondern einen »göttlichen Funken« in uns tragen, den das gemeine Trüffelschwein nicht besitzt.
Wir wollen halt etwas Besseres sein! Ist doch verständlich, oder? Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand darüber wundert, dass Jesus nicht als Trüffelschwein geboren wurde, sondern als Angehöriger unserer Art.
Genau das ist aber das Problem: Wir nehmen uns als Spezies viel zu wichtig! Und das äußert sich in fast allen Religionen, die wir Menschen hervorgebracht haben. Sie sind bei genauerer Betrachtung Manifestationen eines kaum noch steigerungsfähigen Größenwahns . Wir mühsam aufrecht gehenden Affen bilden uns doch allen Ernstes ein, dass es im gesamten Kosmos letztlich um uns geht! Das ist so lächerlich, dass es mir schwerfällt, dafür auch nur halbwegs angemessene Worte zu finden.
Wie meinst du das?
Wie du weißt, gehen Christen, Juden und Muslime davon aus, dass die Welt speziell für uns Menschen geschaffen wurde. Angeblich waren wir von Anfang an im »Schöpfungsplan« vorgesehen, da »Gott« uns »gewollt« hat. Das hat auch der aktuelle Papst mehrfach bekräftigt. Warte mal, irgendwo habe ich dazu ein Zitat … Ja, hier ist es: »Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution. Jeder von uns ist Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht.« Das hat Benedikt XVI. an sehr prominenter Stelle gesagt, nämlich in seiner Predigt zur Amtseinführung als Papst.
Gut, und was stört dich daran?
Findest du nicht, dass sich in diesem Satz eine grandiose Selbstüberschätzung unserer Spezies ausdrückt? Stell dir nur mal die gigantischen Dimensionen des Universums vor! Die Sonne, um die wir uns drehen und ohne die es uns gar nicht gäbe, ist nur ein unauffälliger, mittelgroßer Stern am Rande der Milchstraße. Allein unsere Heimatgalaxie umfasst zwischen hundert und zweihundert Milliarden anderer Sterne. Daneben gibt es etwa hundert Milliarden weitere Galaxien, von denen jede viele Milliarden Sterne beheimatet. Und da bilden wir uns auf unserem klitzekleinen, blauen Planetchen ein, dass das alles nur für uns geschaffen wurde?!
Stimmt, das wäre schon eine ziemliche Platzverschwendung!
In der Tat! Wenn es im Universum tatsächlich um uns gehen sollte, dann hätte es völlig genügt, wenn der »liebe Gott« eine kleine Scheibe mit darüber gewölbtem Firmament erschaffen hätte – so wie sich die Verfasser des biblischen Schöpfungsberichts die Welt einst vorstellten.
Nun, man könnte sich ja vorstellen, dass »Gott« eine Vorliebe für die »größeren Dinge« hat und sich im Schaffensrausch mit einer kleinen, popeligen Heimatwelt für Menschen, Pflanzen und Tiere nicht zufriedengeben wollte. Ich gebe zwar zu, dass es schwerfällt, sich einzureden, dass ein »Gott« dieses gigantische Universum für uns geschaffen haben soll, aber 100-prozentig überzeugend finde ich dein Argument nicht!
Okay, vielleicht ist das folgende Argument einleuchtender (es ist eines meiner Lieblingsargumente gegen den Schöpfungsglauben): Wenn wir spaßeshalber dem Papst folgen und unterstellen, dass »Gott« den Menschen tatsächlich von Anfang an »gewollt« hat, so sehen wir uns unweigerlich mit der Frage konfrontiert, warum der »Allmächtige« zur Erreichung seines Ziels so viele seltsame Umwege eingeschlagen hat! Warum, bitte schön, erschuf er zunächst a) eine riesige
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