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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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anmaßen, darüber zu urteilen? Es wäre absurd, die Existenz eines »unvorstellbaren Gottes« zu bestreiten oder zu behaupten!
    Es geht dir in deiner Kritik also gar nicht um den »unvorstellbaren Gott«, sondern bloß um die Vorstellungen, die sich Menschen von »Gott« bzw. von den »Göttern« gemacht haben?
    Genau! Ich bestreite nicht die Existenz »unvorstellbarer Götter«, da ich darüber nichts aussagen kann, wohl aber bestreite ich die Existenz der Götter, die sich Menschen gemeinhin vorstellen oder vorgestellt haben.
    Aha! Und warum kritisierst du diese Vorstellungen?
    Weil den »Göttern« Eigenschaften zugeschrieben wurden, die nicht in Einklang mit dem gebracht werden können, was wir über die Welt wissen.
    Kannst du dafür ein Beispiel geben?
    Nehmen wir das christliche Standardmodell: Christen glauben an einen allmächtigen, allwissenden, allgütigen Gott. Wenn ein solcher Gott die Welt erschaffen haben soll, dann muss man sich doch fragen, warum es so viel Leid und Ungerechtigkeit auf unserem Planeten gibt. Will der Christengott dieses Leid? Dann ist er nicht allgütig, sondern ein Sadist. Will er das Leid nicht, dann ist er nicht allmächtig, da er das Leid nicht beseitigen kann. Auf das sogenannte »Theodizee-Problem«, also die Frage der Rechtfertigung des gütigen Gottes angesichts der Übel in der Welt, haben die Theologen bislang keine befriedigende Antwort gefunden. Das ist selbst dem großen Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz nicht geglückt, der das Theodizee-Problem in seiner modernen Fassung aufgeworfen hat. Allerdings muss man zugeben, dass Leibniz’ Lösungsversuch zumindest originell war.
    Wieso?
    Nun, um den »lieben Gott« zu entschuldigen, versuchte Leibniz Argumente dafür zu finden, dass alle Übel bloß Teil eines umfassenden Guten seien. Davon ausgehend meinte Leibniz, dass wir in der »besten aller möglichen Welten« leben würden.
    Wie bitte? Ich hab ja mittlerweile kapiert, dass Leibniz kein Butterkeks war, aber »einen an der Waffel« hatte der doch schon, oder? Angesichts der vielen schrecklichen Dinge, die Menschen und Tieren passieren, kann man doch nicht ernsthaft behaupten, dass wir in der »besten aller möglichen Welten« leben!
    Das sah der französische Aufklärungsphilosoph Voltaire ganz ähnlich wie du. In dem satirischen Roman »Candide« ließ Voltaire seinen naiven Titelhelden von einer Katastrophe in die nächste schlittern, wobei dieser stets unverbesserlich daran festhielt, dass er in der »besten aller möglichen Welten« lebe. Über diese Leibniz-Parodie lachte im 18. Jahrhundert halb Europa. Wenig später hat Arthur Schopenhauer, der Meister des philosophischen Pessimismus, noch eins draufgesetzt und behauptet, wir lebten in der »schlechtesten aller möglichen Welten«. Wäre unsere Welt auch nur einen Hauch schlechter, meinte Schopenhauer, könne sie gar nicht mehr existieren.
    Na, das scheint mir aber ebenfalls übertrieben zu sein! Ich kann mir sowohl eine Welt vorstellen, die besser ist, als auch eine Welt, die schlechter ist als die, in der wir leben. Doch mal was anderes: Sagen die heutigen Theologen nicht, dass all das Leid, das es auf der Erde gibt, gar nicht von Gott verursacht wurde, sondern von Menschen, die mit dem freien Willen nicht umgehen können? Demnach wäre nicht Gott schuld an dem ganzen Elend, sondern wir Menschen wären verantwortlich.
    Ja, es gibt tatsächlich Theologen, die so argumentieren. Doch das Argument ist nicht stichhaltig. Denn wie will man es beispielsweise auf menschliche Willensakte zurückführen, dass ein kleines Kind an Leukämie erkrankt oder eine junge Mutter an Brustkrebs stirbt? Welche menschlichen Willensakte sollen dafür verantwortlich sein, dass ein Erdbeben ausbricht, das Tausende von Menschen unter sich begräbt? Und wie, um alles in der Welt, sollten wir uns das entsetzliche Leid erklären, das in der Natur schon vorherrschte, lange bevor unsere stolze Spezies auf diesem Planeten auftauchte? Denk nur an das Massenaussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren! Was hatten sie verbrochen, dass sie in so kurzer Zeit ausgelöscht wurden? Denk an all die Tiere, die im Lauf der Evolution gefressen wurden, die verhungerten, verdursteten, erstickten, ertranken, verbrannten, innerlich verfaulten! Das Leid der Lebewesen schreit seit Jahrmillionen zum Himmel, aber es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass je irgendein »Gott« eingriff, um dieses Leid zu mindern.
    Na ja, nach christlichem

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