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Leibniz war kein Butterkeks

Titel: Leibniz war kein Butterkeks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lea; Schmidt-Salomon Salomon
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könntest? Schließlich sind in deinem Gehirn all die Erfahrungen gespeichert, die du in deinem Leben gemacht hast. Und auf der Basis dieser Lebenserfahrungen trifft dein Gehirn seine bzw. triffst du deine Entscheidungen. Wenn deine Lebenserfahrung dir bzw. deinem Gehirn sagt, es sei jetzt besser für dich zu lernen, dann wirst du lernen. Anderenfalls wirst du auf die Party gehen. Vielleicht findest du auch einen Kompromiss zwischen beiden Möglichkeiten. Doch egal, wie du dich entscheidest, deine Entscheidung ist stets diejenige, die deinem Gehirn auf der Basis der ihm vorliegenden Informationen in exakt diesem Moment als die beste erscheint.
    Ich habe also gar keine Wahl?
    Was meinst du damit?
    Ich kann mich in einem Moment nicht ebenso gut für das eine wie für das andere entscheiden?
    Nein, du entscheidest dich für exakt das, was dir bzw. deinem Gehirn in exakt diesem Moment als das größere Wohl bzw. das geringere Übel erscheint.
    Das heißt: Wenn ich in der Vergangenheit irgendeine total dämliche Entscheidung getroffen habe, dann hätte ich mich in diesem Moment gar nicht anders entscheiden können?
    Nein. Hätte dein Gehirn andere Informationen besessen, so hättest du notwendigerweise eine andere Entscheidung getroffen. Vielleicht wäre diese andere Entscheidung besser gewesen, aber das konntest du in dem Moment, in dem du die Entscheidung getroffen hast, nicht wissen, da der Informationsverarbeitungsprozess in deinem Gehirn zu einem anderen Ergebnis führte. Nach der falschen Entscheidung bist du vielleicht klüger geworden, das heißt, dein Gehirn hat aus schlechten Erfahrungen gelernt. Solltest du also noch einmal in eine ähnliche Situation kommen, so würdest du eine andere Entscheidung treffen, da sich dein Gehirn in einem anderen neuronalen Zustand befindet. Aber – und das ist entscheidend: In ein und demselben Moment kannst du dich nicht sowohl für A als auch für B entscheiden, denn das würde voraussetzen, dass du zur gleichen Zeit zwei unterschiedliche Hirnzustände besäßest – und das ist prinzipiell unmöglich! Was stört dich daran?
    Das fragst du im Ernst?! Was du da sagst, wirft doch unsere gesamte Vorstellung vom Menschen über den Haufen! Wir gehen doch davon aus, dass die Entscheidungen, die wir treffen, frei sind – und nicht von irgendwelchen »Ursachen« bestimmt werden, die wir gar nicht durchschauen können.
    Okay, vielleicht sollten wir an dieser Stelle etwas gründlicher über das Thema »Freiheit« sprechen. Was verstehst du denn unter »Freiheit«? Wovon möchtest du »frei« sein?
    Wovon ich frei sein möchte? Nun, ich würde sagen: Ich will frei sein von allem, was mich in irgendeiner Weise einengt.
    Du möchtest also frei sein von Zwängen , die dich daran hindern, das zu tun, was du tun willst.
    Ja, genau!
    Es engt deine Freiheit aber nicht ein, dass du genau die Musik hören willst, die du hören willst.
    Nein, warum sollte mich das einengen?
    Nun, immerhin gibt es ja Ursachen dafür, dass du genau die Musik hörst, die du hörst, und keine andere! Wärst du in einen anderen Kulturkreis hineingeboren worden, würdest du sehr wahrscheinlich auf eine ganz andere Musik stehen.
    Gut möglich, aber das stört mich nicht! Ich habe kein Problem damit, dass ich genau die Musik mag, die ich mag, und nicht eine andere, die ich vielleicht mögen würde, wenn ich woanders aufgewachsen wäre.
    Okay! Aus dem, was du gerade gesagt hast, können wir etwas sehr Wesentliches für unser Thema ableiten, nämlich: Die Freiheit, die wir meinen, wenn wir von »Freiheit« sprechen, ist eine Freiheit von Zwängen – keine Freiheit von Ursachen ! Niemand von uns leidet ernsthaft darunter, dass es Ursachen dafür gibt, dass wir ausgerechnet das wollen, was wir wollen , und dass wir genau das ablehnen, was wir nicht wollen . Wir leiden jedoch darunter, wenn es Zwänge gibt, die verhindern, dass wir das tun können , was wir tun wollen .
    Stimmt!
    Also brauchen wir ein Gehirn, das darauf hinarbeitet, solche Zwänge zu überwinden – und genau das tut das Gehirn, so gut es das eben kann. Was aber hätten wir davon, wenn unser Gehirn losgelöst von Ursachen, etwa nach dem Zufallsprinzip, Entscheidungen treffen würde?
    Hmmm … Mit einem solchen Gehirn kämen wir wohl nicht sonderlich weit!
    Nein, denn nur ein Gehirn, das nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip arbeitet, ist lernfähig . Wäre es unempfindlich gegenüber äußeren Reizen, also durch äußere Ursachenfaktoren nicht veränderbar, so

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