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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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es natürlich genausogut am
Schwimmen liegen, versuchte er sich einzureden, als er aufbrach. Und außerdem
brauchte er endlich etwas in den Magen, er hatte den ganzen Tag über kaum etwas
zu sich genommen. Heute abend, so beschloß er, würde er sich auf jeden Fall von
den Gills fernhalten — er fühlte sich ihnen einfach nicht gewachsen.
    Unter den Bäumen herrschte
undurchdringliches Dunkel. Als er endlich die Lichtung erreichte, war er so oft
gestolpert, daß er es schon bereute, sich überhaupt auf den Weg gemacht zu
haben. Er ärgerte sich über sich selbst, denn wie üblich hatte er wieder keine
Taschenlampe mitgenommen. Patrick und Kate waren dabei, Essen auszuteilen; John
versah den Dienst an der provisorischen Bar. Der Duft von gegrilltem Hühnchen
ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ungeduldig reihte er sich in die
Schlange der Wartenden ein.
    Irgend jemand hatte ein Stereoradio
mitgebracht, das mit voller Lautstärke plärrte. Zwei, drei Paare tanzten im
Schein des Feuers. Sobald er das Hühnchen intus hätte, würde er sich auf den
Rückweg machen, entschied Mr. Pringle. Wie er sich danach sehnte, endlich
einmal wieder früh im Bett zu liegen! Plötzlich sah er in der Menge ein
hellbeiges Kleid auftauchen und rief: «Elizabeth!» Aber sie war wohl zu weit
entfernt, um ihn zu hören, und verschwand gleich darauf in Richtung auf einen Olivenhain,
etwas oberhalb der Lichtung.
    «Weißt du, wo Elizabeth geblieben ist?»
fragte ihn einen Augenblick später Matthew, der zwei Gläser Wein trug. Ohne
eine Antwort abzuwarten, drückte er seinem Onkel eines in die Hand. «Emma habe
ich auch aus den Augen verloren», fuhr er fort. «Du hast sie nicht zufällig
gesehen?» Mr. Pringle spürte plötzlich Unbehagen.
    «Ist sie denn nicht mit John zusammen?»
    «Der hat alle Hände voll zu tun an der
Bar. Ich habe gesagt, daß ich mich um sie kümmern würde, solange er zu tun hat.
Und jetzt kann ich weder Liz noch Emma finden.»
    «Elizabeth ist in die Richtung
gegangen», sagte Mr. Pringle und deutete auf den Olivenhain. «Vielleicht kann
sie dir, wenn du sie findest, auch sagen, wo Emma ist.»
    «Danke.» Matthew verschwand in der Dunkelheit.
    «Soll ich Ihnen nachschenken?»
erkundigte sich Roge, in jeder Hand eine Flasche Wein. «Rot oder weiß?»
Abwechselnd hob er eine der beiden Flaschen in die Höhe. «Rot.» Mr. Pringle
hielt ihm sein Glas hin. Der Geschmack war, wenn man sich erst einmal daran
gewöhnt hatte, durchaus erträglich.
    Eine Stunde später halfen Louise und
eine zweite Frau ihm den Hügel hinunter. Er versuchte, ihnen zu danken, aber
die Worte wollten ihm nicht gehorchen. Das Barbecue hatte diesmal richtig Spaß
gemacht. Es war, wenn er es recht bedachte, das beste Barbecue, das er je
erlebt hatte. Aber leider konnte er ihnen das nicht sagen, weil er viel zu sehr
damit beschäftigt war, auf den Beinen zu bleiben. Die andere Frau leuchtete ihm
mit der Taschenlampe, so daß er den Weg sehen konnte, aber das nützte nicht
viel. Es war übrigens Maureen, Roges Frau, wie er erstaunt feststellte. Warum
hatte er sie bloß nicht gleich erkannt? Er wollte sie fragen, was sie dazu
bewogen hatte, ein solches Ekel zu heiraten, aber er kam nicht dazu, weil
Louise ihn immer wieder anbrüllte: «Passen Sie auf Ihre Füße auf!»
    Endlich waren sie am Kai.
Merkwürdigerweise hatte man überall Seile gespannt. Er betrat das Fallreep und
versuchte, mit einem großen Schritt an Bord der Capricorn zu gelangen,
aber sie wich vor ihm zurück. Hilflos hing er zwischen dem Fallreep und der Capricorn ,
unter sich nichts als dunkles Wasser.
    Schließlich schafften es die beiden
Frauen mit vereinten Kräften doch, ihn an Bord zu hieven. Louise hätte gern
noch ein Glas getrunken, aber die Flasche war ja bereits geleert. Er war
schrecklich müde. Maureen schien Verständnis zu haben, denn sie begann ihm beim
Ausziehen zu helfen. Und dann gab Louise ihm einen Schubs, und er sank in die
Hundekoje.
     
     
     

Kapitel 13
     
    Liebe Güte, war er durstig! Er mußte
mit offenem Mund geschlafen haben, anders war das trockene Gefühl nicht zu
erklären. Die Lippen waren aufgesprungen; wenn er sie schloß, hatte er das
Gefühl, als riebe Sandpapier aneinander. Irgendein Trottel hatte das Luk
offenstehen lassen, die hereinströmende Luft war unangenehm heiß.
    Er dachte, daß es ihm eigentlich ganz
gut ginge, bis er anfing, sich zu bewegen. Da wurde ihm schlagartig bewußt, daß
er sehr, sehr krank war. Mit geschlossenen

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