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Leichenblässe

Titel: Leichenblässe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ehrgeizige junge Geschäftsfrau sein können, wenn da nicht die Waffe
     gewesen wäre, die ich unter ihrem Sakko sah, als sie sich hinsetzte. Sie erklärte nicht, warum Gardner mich nicht zurückgerufen
     hatte oder selbst gekommen war, aber ich konnte es mir denken.
    Nachdem sie abgelehnt hatte, etwas zu essen oder zu trinken, hatte sie kommentarlos zugehört, wie ich etwas detaillierter
     von dem Anruf berichtete, den Tom erhalten hatte.
    Mittlerweile wünschte ich mir bereits, ich wäre der Sache nicht nachgegangen.
    «Haben Sie Dr.   Liebermans Handy bei sich?», fragte sie.
    Ich nahm es aus meiner Jackentasche und reichte es ihr. Als ich mein Zimmer verlassen hatte, hatte ich es in letzter Minute
     eingesteckt. Nur für den Fall.
    «Gibt es Neuigkeiten von Irving?», fragte ich, während sie die Liste der bei Tom eingegangenen Anrufe überprüfte.
    |246| «Noch nicht.» Es war klar, dass ich nicht mehr erfahren würde. Sie kopierte die Nummer in ihr Handy und steckte es dann ohne
     Kommentar ein. «Warum haben Sie Dr.   Liebermans Telefon überhaupt untersucht?»
    «Ich war neugierig, wer ihn angerufen hatte. Ich habe mich gefragt, ob der Anruf etwas mit seinem Herzanfall zu tun hatte.»
    Ihre Miene war unergründlich. «Ihnen kam nicht der Gedanke, damit in seine Privatsphäre einzudringen?»
    «Doch, natürlich. Aber ich dachte, dass Tom unter diesen Umständen nichts dagegen hätte.»
    «Trotzdem haben Sie sich nicht bemüht, erst jemanden zu fragen?»
    «Wen denn? Sollte ich seine Frau anrufen, während sie im Krankenhaus an seinem Bett saß?»
    «Ich dachte eher an Dan Gardner.»
    «Genau. Weil er so viel Wert auf meine Meinung legt.»
    Ihr Lächeln schien sie genauso zu überraschen wie mich. Es ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen und nahm ihm den herben Zug,
     sodass es das Titelblatt eines Magazins hätte zieren können. Dann war es verschwunden, und ich wünschte, ich hätte mich länger
     daran erfreuen können.
    «Das ist eine reine Vermutung», fuhr sie fort, nachdem sie wieder ihre professionelle Miene aufgesetzt hatte. Auch wenn sie
     vielleicht nicht mehr so streng war wie zuvor. «Der Anruf hätte von jedem kommen können.»
    «Von einem Münztelefon direkt vor der Leichenhalle? Um diese Zeit am Abend?»
    Sie antwortete nicht. «Haben die Ärzte gesagt, wann Dr.   Lieberman so weit ist, eine Aussage zu machen?»
    «Nein. Aber wahrscheinlich nicht so bald.»
    Wir verstummten, da die Kellnerin an unseren Tisch kam, |247| um meinen Teller abzuräumen und die Dessertkarte anzubieten.
    «Ich werde einen Kaffee nehmen. Wollen Sie mir nicht Gesellschaft leisten?», fragte ich.
    Jacobsen zögerte und warf einen Blick auf ihre Uhr. Zum ersten Mal konnte man ihr eine gewisse Erschöpfung ansehen.
    «Vielleicht einen auf die Schnelle.» Sie bestellte einen Milchkaffee mit einer Extraportion Espresso.
    «Wollen Sie wirklich nichts anderes?», lud ich sie ein.
    «Kaffee ist in Ordnung, danke», erwiderte sie, als würde sie sich schon damit zu sehr gehenlassen. Ich vermutete, dass sich
     Jacobsens Blutzuckerspiegel immer ihrer Selbstdisziplin unterordnen musste.
    Mit stillschweigender Übereinkunft unterbrachen wir unser Gespräch, während die Kellnerin unsere Bestellungen holte. Jacobsen
     klopfte mit den Fingern unruhig auf die Balustrade, an der wir saßen. Ihre Nägel waren kurz geschnitten und unlackiert.
    «Stammen Sie aus Knoxville?», fragte ich, um die Stille zu durchbrechen.
    «Aus einer Kleinstadt in der Nähe von Memphis. Sie haben den Namen bestimmt noch nie gehört.»
    Und es war offensichtlich, dass ich ihn auch jetzt nicht hören würde. Nachdem die Kellnerin unseren Kaffee serviert hatte,
     versuchte ich es erneut.
    «Wie kam es, dass Sie einen Abschluss in Psychologie gemacht haben?»
    Sie zuckte mit den Achseln. Die Bewegung wirkte steif und gezwungen. «Das Fach hat mich interessiert. Ich wollte es studieren.»
    «Aber dann sind Sie zum TBI gegangen. Weshalb?»
    |248| «Es war ein guter Karriereschritt.»
    Sie trank einen Schluck Kaffee und beendete damit das Thema.
So viel dazu, sie näher kennenzulernen
. Nach einem Ehemann oder Freund zu fragen, konnte ich mir bestimmt gleich sparen, dachte ich.
    «Nehmen wir mal rein hypothetisch an, Sie haben recht, was den Telefonanruf betrifft», sagte sie und senkte ihre Tasse. «Welchen
     Zweck hätte er haben sollen? Sie wollen doch nicht behaupten, dass jemand absichtlich Dr.   Liebermans Herzanfall ausgelöst hat, oder?»
    «Nein,

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