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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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würde seinen Eltern nicht fehlen. In letzter Zeit schien sein Vater über mehr als sonst zu verfügen. Und nachdem er Dane Gracos Freimaurerring gesehen hatte, glaubte Barry auch zu wissen, was seinem Vater diesen neuen Reichtum bescherte.
    Grabraub.
    Barry kehrte in sein Zimmer zurück und schloss die Tür hinter sich. Er öffnete sein Sparschwein mit der Aufschrift Baltimore Orioles , holte die Ersparnisse seines Lebens daraus hervor – 22 Dollar und zehn Cent – und steckte sie ebenfalls in die Taschen. Zusammen mit dem Geld, das er aus dem Wohnzimmer gestohlen hatte, würde er sich damit wohl eine Weile über Wasser halten können, vermutete er. Außerdem war Sommer – wenn ihm Geld und Lebensmittel ausgingen, konnte er sich nachts in fremden Gärten bedienen. Er überlegte hin und her, ob er seine Angelrute mitnehmen sollte, entschied jedoch, dass sie zu sperrig sei.
    Schließlich suchte er noch seine Taschenlampe, ein Taschenmesser, seine Gasdruckpistole sowie zusätzliche CO2-Kapseln und Munition dafür zusammen, dann holte er seine Jeansjacke aus dem Schrank. Im Moment mochte es draußen warm sein, aber er wusste noch nicht, wohin er gehen würde, und früher oder später brauchte er die Jacke auf jeden Fall. Außerdem konnte er sie als Kissen oder Decke verwenden. Er knotete sie sich um die Hüfte, stopfte die Pistole am Rücken unter den Hosenbund und vergewisserte sich, dass sie eng anlag, damit man sie nicht sah. Den Rest der Gegenstände verstaute er im Rucksack, bevor er die Schubladen seiner Kommode öffnete und mehrere Paar Unterwäsche und Socken, einige T-Shirts und eine Jeanshose daraus hervorholte, die er auch noch in den Rucksack stopfte. Er war jetzt berstend voll. Der Stoff spannte sich an den Nähten und Barry bekam den Reißverschluss kaum zu. Als er sich die Gurte über die geschundenen Schultern schlang, zerrte das zusätzliche Gewicht an ihm und verstärkte seine Schmerzen von Neuem.
    Barry klopfte auf seine klimpernden Hosentaschen, sah sich im Zimmer um und überlegte, ob er etwas vergessen hatte. Er fragte sich, ob er sich traurig oder wehmütig fühlen sollte. Immerhin betrachtete er diesen Raum und alles darin zum letzten Mal. Aber er verspürte keine Trauer. Abgesehen von dem Drang, endlich aufzubrechen, empfand er gar nichts. All der Krempel hier war genau das – Krempel. Von zwei Eltern für ihn gekauft, die ihn angelächelt hatten, als sie ihm die Dinge gaben, ungeachtet der Albträume, die später folgen sollten. Nichts davon bedeutete ihm etwas. Kopfschüttelnd zog er die Tür hinter sich zu.
    Barry hinterließ keine Nachricht. Hier verspürte er keine Notwendigkeit, sich zu verabschieden.
    Woanders schon.
    Er konnte nicht abhauen, ohne Timmy und Doug Lebewohl zu sagen. Sie waren seine besten Freunde, das einzig Gute, das ihm je widerfahren war. Was an diesem Tag drüben beim Schuppen passiert war, hatte Barry das Herz gebrochen. Er musste die beiden noch ein letztes Mal sehen.
    Barry holte so tief Luft, wie es seine schmerzenden Seiten zuließen, schlich zur Eingangstür und trat hinaus. Diesmal brauchte er nicht durchs Zimmerfenster hinauszusteigen, wie er es sonst immer tat, wenn er nachts das Haus verließ. Sein Vater war nicht hier und seine Mutter schlief tief und fest. Außerdem litt er ohnehin zu große Schmerzen, um durch ein Fenster zu kriechen.
    Ein Chor von Grillen begrüßte ihn. Am Himmel funkelten die Sterne, der Mond tünchte den Vorgarten in sein kaltes Licht. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ragte die Kirche auf, dunkel, mahnend, bedrohlich. Dahinter erstreckte sich in der Finsternis der Friedhof. Barry fragte sich, ob sich sein Vater irgendwo dort jenseits der Schatten herumtrieb und in diesem Augenblick ein weiteres Grab plünderte, wie er es bei Timmys Großvater getan hatte. Er grübelte weiter darüber nach. Dane Graco war mit dem Ring am Finger beerdigt worden. Barry hatte ihn gesehen, bevor man den Sargdeckel schloss. Der Tross der Trauernden hatte sich auf den Friedhof begeben, der Sarg war in die Grube hinabgesenkt worden, die Trauernden hatten Blumen und die ersten paar Handvoll Erde in das Loch hinabgeworfen. Danach waren alle gegangen. Barry und sein Vater waren nach Hause zurückgekehrt, hatten sich umgezogen und danach das Grab zugeschaufelt. Sie waren die ganze Zeit zusammen gewesen, daher hätte sein Vater den Ring damals unmöglich stehlen können.
    Danach hatte es sein Vater eilig damit gehabt, zu verschwinden. Barry erinnerte

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