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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Timmy einen Anflug gewaltiger Erleichterung. Endlich, nach all den Jahren, redeten sie über die häusliche Gewalt bei den Smeltzers. Damit war es heraus. Keine Ausflüchte mehr. Kein Vorgaukeln mehr, dass gar keine Übergriffe stattfanden. Nun konnten sie Barry vielleicht endlich Hilfe holen.
    »Kann ich dich was fragen?«
    Barry nickte. »Klar. Was gibt’s?«
    »Wie lange? Wie lange geht das schon so?«
    Barry blickte zu Boden. »So lange, wie ich zurückdenken kann.«
    »Scheiße.«
    »Ja.«
    »Warum hast du es nie jemandem gesagt?«
    »Wem hätte ich es denn sagen sollen?«
    Timmy zuckte die Schultern. »Na ja, bei diesen Sonderveranstaltungen nach der Schule können sich Kinder ihren Lehrern anvertrauen. Du hättest es Mrs. Trimmer erzählen können.«
    »Mrs. Trimmer hasst uns. Nie im Leben hätte ich es ihr gesagt.«
    »Dann hättest du Doug und mich einweihen können. Irgendwie haben wir es ja sowieso gewusst.«
    »Ihr hättet nichts tun können. Nicht wirklich. Schien mir einfach nicht fair zu sein, euch da mit reinzuziehen. Und außerdem hat Doug eigene Probleme.«
    Schweigend saßen sie da, kauerten nebeneinander an der Seite des Hauses. Elizabeths Windglöckchen bimmelten leise. Die Klänge wirkten wehmütig. Irgendwo fernab in der Nacht bellte ein Hund.
    Nach einigen Minuten meinte Barry: »Weißt du, was das Erste ist, woran ich mich erinnere? Meine allererste Erinnerung? Damals war ich vielleicht zwei oder drei Jahre alt. Ich hab auf dem Küchenboden unter dem Tisch gesessen und mit einem dieser Plastiktelefone gespielt. Weißt du noch? Die mit Rädern unten dran, einem lächelnden Gesicht und Augen, die sich bewegten, wenn man an der Schnur zog.«
    Timmy nickte und lächelte bei der Erinnerung. Er hatte auch ein solches Telefon besessen.
    »Na ja, ich sitze also da und spiele mit dem Ding, rufe Daddy am Telefon an und tu so, als würd ich mit ihm reden. Und dann kommt mein Alter nach Hause. Er hatte den ganzen Tag geschuftet. Damals war ich noch zu klein, um zu verstehen, dass er gleich auf der anderen Straßenseite arbeitete. Ich wusste nur, dass er mir gefehlt hat. Er kommt also rein, setzt sich an den Küchentisch und redet mit meiner Ma. Ich glaube, sie haben gestritten. Bin mir nicht sicher, aber wahrscheinlich schon. Und in der Zwischenzeit versuche ich, seine Aufmerksamkeit zu kriegen. Ich will, dass er sich um mich kümmert, weil er mir den ganzen Tag so gefehlt hat. Ich bin immer noch unterm Tisch, zupfe an seinem Bein, und er ignoriert mich einfach. Also beiße ich ihn.«
    »Du hast ihn gebissen?«
    »Ja. Wie gesagt, damals war ich noch klein. Kann mich nicht erinnern, warum ich’s getan hab. Schien mir wohl ’ne gute Möglichkeit zu sein, ihn wissen zu lassen, dass ich da unten bin. Kann unmöglich wehgetan haben. Ich meine, immerhin hatte ich noch Babyzähne, richtig?«
    »Und was hat dein Dad gemacht?«
    »Er hat mich quer durch die Küche getreten. Das seh ich heute noch deutlich vor mir. Er hat irgendwas gebrüllt, dann hat er mich quer durch den Raum getreten. Und das ist meine allererste Erinnerung.«
    »Was für ’ne Scheiße.«
    »Allerdings. Und seitdem ist es jeden Tag dasselbe gewesen. Ich mach das nicht mehr mit. Kann ich nicht.«
    »Und du hast echt vor, auszureißen?«
    Barry deutete auf den berstend vollen Rucksack. »Ich hab’s nicht bloß vor. Ich tu’s. Heute Nacht. Wollte dir nur noch Bescheid sagen, verstehst du? Ich konnte nicht gehen, ohne mich zu verabschieden. Aber jetzt, da ich hier bin ... so ein Abschied ist richtig kacke, oder?«
    »Dann lass es keinen Abschied sein.« Timmys Stimme kippte. »Bleib. Wir lassen uns etwas einfallen.«
    Wieder begann Barry, leise zu weinen. »Wie?«
    »Keine Ahnung. Aber wir schaffen das.« Auch Timmy traten Tränen in die Augen. »Zusammen fällt uns etwas ein. Doug, du und ich – die drei Musketiere. Wir sind wie Luke, Han und Chewie, Mann. Ein so gutes Team kannst du nicht auseinanderreißen.«
    »Nur, wenn ich Han sein darf.«
    Timmy lächelte. »Klar. Ich wäre ohnehin lieber Luke, und für Doug passt Chewbacca ziemlich gut.«
    Beide wischten sich die Augen ab und lachten.
    »Meine Fresse.« Barry stöhnte. »Tut weh, zu lachen. Aber gleichzeitig tut es auch gut.«
    Timmy musterte das Gesicht seines Freundes. »Die Wange hat er dir richtig übel zerschnitten. Was hat er dafür genommen? Ein Messer oder so?«
    Barrys Miene verfinsterte sich. »Nein. Es war ein Ring.«
    »Ein Ring?«
    »Ja.« Er verstummte, wusste nicht

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