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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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hin. »Vielleicht kannst du es brauchen.«
    »Danke.« Timmy stopfte das Messer in seine Hosentasche, dann stieg er auf die Leiter.
    »Sei vorsichtig«, wiederholte Barry.
    Nickend kletterte Timmy die wackeligen Sprossen hinunter.
    »Ich komme, Doug«, flüsterte er. »Halt einfach durch, Kumpel, und bitte sei gesund und munter.«
    Er stieg langsam hinab und achtete sorgsam darauf, wo er die Füße hinsetzte. Als er unten ankam, ließ er die Leiter los und fiel erneut in die Finsternis. Barry beobachtete, wie das Loch seinen Freund verschluckte, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. Sogar der Strahl seiner Taschenlampe war mittlerweile verschwunden. Timmy war fort, befand sich im Hort des Monsters.
    »Sei vorsichtig«, flüsterte er, obwohl er kaum glaubte, dass Timmy ihn noch hörte.
    Dann drehte sich Barry seinem Zuhause zu – dem Hort eines weiteren Monsters – und fragte sich, ob bei Sonnenaufgang noch einer von ihnen am Leben sein würde.

Fünfzehn
    Als Erstes fiel Timmy der Gestank auf, der dicht wie ein unsichtbarer Nebel in der Luft hing. Wenn er atmete, schmeckte er ihn sogar im Mund. Das abscheuliche Aroma glich haargenau dem, was sie schon vorher gerochen hatten – das, was aus den Löchern auf dem Friedhof gedrungen war. Nun jedoch nahm er den Gestank wesentlich intensiver wahr, hochgradig konzentriert. Er brannte so in Timmys Nase wie der Geruch von Stärke, wenn seine Mutter die Wäsche wusch.
    Mach ein Spiel daraus, dachte Timmy bei sich. Ich bin Luke Skywalker, schleiche mich durch den Todesstern und versuche, die Prinzessin zu retten .
    Er stolperte über eine dicke Wurzel, die aus der Erde ragte, und streckte die Hand aus, um sich abzustützen. Die Tunnelwände erwiesen sich als kalt, feucht und mit einer Art Schleim überzogen. Jäh riss Timmy die Hand zurück und leuchtete mit der Taschenlampe darauf. Zwischen seinen Fingern spannten sich Fäden von etwas, das milchigem Rotz ähnelte. Angewidert wischte er sich die Hand an der Hose ab, bevor er weiterging.
    Der Tunnel verlief gewunden durch die Schwärze und der karge Strahl seiner Taschenlampe vermochte kaum, die Dunkelheit zu durchdringen. Dennoch wurde Timmy das Gefühl nicht los, weiter sehen zu können, als es normalerweise der Fall sein sollte. Als sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnten, erkannte er, warum. Es lag an dem Schleim. Der Glibber leuchtete – kaum wahrnehmbar zwar, trotzdem gab er einen schwachen, gespenstischen Schimmer ab. Timmy fragte sich, um was es sich dabei handeln mochte. Da sich im Umkreis von 30 Kilometern sowohl das Atomkraftwerk von Three Mile Island als auch das von Peach Bottom befanden, wusste er bereits mit zwölf durchaus über radioaktiven Abfall Bescheid. In den vergangenen Jahren war in den Nachrichten mehrmals über Fässer mit Rückständen berichtet worden, die man in Bächen und Flüssen oder neben Holzfällerstraßen weit draußen in der Wildnis gefunden hatte. Aber hier schien er es mit etwas völlig anderem zu tun zu haben. Die Substanz überzog alles – die Wände, die Decke und auch jene Teile des Bodens, die nicht von loser Erde bedeckt wurden. Der Schleim musste von dem Ghoul stammen. Vielleicht sonderte die Kreatur ihn aus ihren Poren ab. Vielleicht half er dem Ungeheuer beim Graben oder ermöglichte es ihm, unter der Erde besser zu sehen.
    Und eventuell, so ging dem Jungen durch den Kopf, wusste er nicht annähernd so viel über Ghoule, wie er geglaubt hatte. Vielleicht sollte er einfach umkehren und die Polizei rufen. Dann jedoch dachte er an Doug, der in seinem Leben von jedem, außer von Timmy und Barry, im Stich gelassen worden war. Er durfte seinen Freund nicht einfach hier unten zurücklassen. So sehr er sich fürchtete, er hatte keine Wahl.
    Timmy ging weiter, fühlte sich weniger wie Tom Sawyer oder Luke Skywalker und mehr wie der zutiefst verängstigte zwölfjährige Junge, der er tatsächlich war. Er zog Barrys Taschenmesser hervor und klappte es auf. Mit einer Hand umklammerte er den Griff, mit der anderen hielt er die Lampe. Keiner der beiden Gegenstände flößte ihm sonderliches Vertrauen ein. Er wünschte, sein Vater wäre bei ihm. Timmys Hass und Wut waren schlagartig vergessen. Er wollte das Netz der Sicherheit, an das er sich im Lauf der Jahre gewöhnt hatte – das Wissen, dass ihm seine Eltern, so schlimm die Gefahr auch sein mochte, immer beistanden, sich immer um ihn kümmern, ihn immer vor Monstern beschützen würden. Timmy konnte sich noch gut daran

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