Leichenfresser - Thriller
er als Nächstes tun sollte. Sein Puls pochte in seinen Ohren und übertönte Barrys eindringliches Flüstern. Timmy schluckte schwer, schloss die Augen und ließ die Sprossen los.
Barrys Knöchel traten um die Taschenlampe und die Pistole weiß hervor, während er das Geschehen mit entsetztem Erstaunen beobachtete.
Timmy stürzte hinab und landete mit einem klatschenden Laut. Ein Schauer aus Erde spritzte auf. Sofort schlitterte er runter in den Tunnel. Timmy ruderte mit den Armen, krallte sich in der Erde fest und versuchte, seinen Fall zu bremsen.
Über ihm hatte Barry Mühe, etwas zu erkennen. Aufgewirbelte Erde und Staub unterbrachen den Strahl der Taschenlampe.
Als Timmy die Biegung erreichte, fand er Halt. Vorsichtig robbte er vorwärts, ergriff die Karte und die Süßigkeitenverpackung. Er kroch zurück zur Leiter. Mehrmals rutschte er aus, und jedes Mal schlug ihm das Herz bis zum Hals. Als sich seine Hand um die unterste Sprosse schloss, atmeten beide Jungen vor Erleichterung auf. Timmy stopfte sich die geborgenen Gegenstände in den Hosenbund und kletterte zurück nach oben.
»Alles in Ordnung?«
Atemlos nickte Timmy.
»Das war echt dumm.«
»Ich weiß. Aber wir brauchen die Karte.«
»Lass uns sofort von hier verschwinden, ja? Die ganze Sache ist mir unheimlich. Es ist zu still. Wie in einem Film.«
»Warte kurz. Ich will mich nur vergewissern, dass der Karte nichts passiert ist.«
Timmy rollte sie auseinander und breitete sie auf dem Boden aus. Wortlos fuhr er mit dem Finger über das verzeichnete Gebiet. Dann schaute er zu Barry auf. Mit geweiteten Augen.
»Was ist?«
Timmy deutete auf die Karte. »Hier ist was Neues, das bisher noch nicht da gewesen ist.«
»Wo?«
Timmy zeigte es ihm und verwies auf den Abschnitt des Waldes, in dem sie Pat Kemps Chevy Nova gefunden hatten. Der Bereich am Rand, der zuvor leer gewesen war, war nun teilweise gefüllt worden. Die Illustrationen stammten unübersehbar von Doug und es sah aus, als hätte er aufgehört, als er gerade einen Baum zeichnete.
»Also ist Doug hier gewesen, um weiter daran zu arbeiten«, meinte Barry. »Gut. Und jetzt weg hier.«
»Verstehst du denn nicht? Er kann das nur heute Nacht gemacht haben. Sieh dir den Daumenandruck an. Das ist Schokolade.« Timmy kratzte mit einem Fingernagel an dem Fleck. »Noch ganz frisch.«
Aufgeregt zog Timmy die Süßigkeitenverpackung hervor und schnupperte daran. »Die auch. Es sind noch Krümel drin.«
Barry wurde bleich. »Du glaubst doch nicht etwa ... dass Doug da drin war, als ...«
Timmy wurde schwindlig. Die Kitkat-Verpackung glitt ihm aus den Fingern und segelte zu Boden. Er kniete sich hin und vergrub das Gesicht in seinen Händen.
»Meine Ma hat ihn nach Hause gebracht, als die Polizisten damit fertig waren, ihn zu befragen. Die Nacht davor hatte er bei mir geschlafen, deshalb hatte er sein Fahrrad nicht dabei. Das war so um die Zeit des Abendessens. Irgendwann seitdem muss er noch mal hier gewesen sein.«
»Und er hätte mit dem Rad fahren müssen. Ich sehe es aber nirgends. Vielleicht war er schon weg, als es passiert ist.«
»Möglich.« Timmy klang unsicher.
»Hör mal, wir müssen jetzt wirklich verschwinden, Mann. Wir sind zu dicht am Friedhof. Wenn sich diese Kreatur noch herumtreibt oder auch nur mein Alter draußen unterwegs ist, sind wir leichte Beute. Gehen wir wenigstens rüber zur Weide.«
Timmy nickte, rappelte sich auf und klopfte sich die Klamotten mit den Händen ab. Seine Jeans und sein T-Shirt blieben dennoch dreckig.
»Meine Ma flippt aus, wenn sie das sieht.«
»Warum? Ist doch bloß Erde. Du machst dich andauernd schmutzig.«
»Ja, aber wenn sie das morgen sieht, weiß sie, dass ich mich rausgeschlichen habe. Ich muss das Zeug ganz unten im Wäschekorb verstecken.«
Timmy schaltete seine Taschenlampe wieder ein und die beiden Jungen brachen in Richtung des Feldes auf. Barrys Lichtstrahl erfasste etwas Helles, das sich im Unkraut verbarg.
»Was ist das?«
Er richtete die Taschenlampe auf den Gegenstand. Das Licht wurde in seine Augen zurückgeworfen.
Ein Reflektor.
Die beiden Jungen rannten zum Unkraut und schoben es beiseite. Dougs Fahrrad lag herrenlos auf dem Boden.
Timmy stöhnte auf. »Oh nein.«
»Das bedeutet immer noch nicht, dass er hier gewesen ist. Nicht Doug. Er war nicht hier. War er einfach nicht.«
Timmys Stimme glich einem unmerklichen Flüstern. »Doch. War er. Doug war im Bunker, hat einen Schokoriegel gegessen und an der Karte
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