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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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erinnern, wie er als kleiner Junge überzeugt davon gewesen war, dass sich unter seinem Bett ein Monster versteckte. Nachts schrie er damals oft auf, und sein Vater kam jedes Mal, schaltete das Licht ein, überprüfte die Schränke und sah unter dem Bett nach.
    Nun war sein Vater nicht da.
    Timmy ging weiter. Er hatte sich noch nie so allein gefühlt. Nicht einmal der Gedanke an Katie half.
    Der Tunnel war annähernd rund. Breite und Höhe variierten. An manchen Stellen musste er den Kopf einziehen oder die Arme eng anwinkeln, um die Wände nicht zu berühren. Andere Abschnitte waren breit genug, um bequem und aufrecht zu gehen. Timmy versuchte, zu erahnen, in welche Richtung er lief, doch es ließ sich unmöglich abschätzen. Nach einer Weile zweigten andere Tunnel vom Hauptgang ab. Er beschloss, sich nicht in sie vorzuwagen, weil er fürchtete, sich zu verirren. Langsam drang er weiter vor. Das Licht der Lampe hielt er auf den Boden gerichtet. Suchend sah er sich nach Anzeichen dafür um, wo Doug stecken könnte – Fußabdrücke, Süßigkeitenverpackungen, Blut, irgendetwas. Timmy entdeckte nichts.
    In dem unterirdischen Labyrinth herrschte Stille. Das Einzige, was Timmy hören konnte, war das Geräusch seiner eigenen, panischen Atmung. Sein Mund fühlte sich trocken an, sein Herzschlag pulsierte durch Hals und Schläfen. Kurzzeitig verspürte er den Drang, nach Doug zu rufen, um die Stille zu durchbrechen, doch der Gedanke ängstigte ihn nur noch mehr.
    Wo steckst du, Doug? Bitte sei gesund. Halt noch ein bisschen länger durch.
    Timmy biss sich auf die Unterlippe und zwang sich, nicht zu weinen.
    Der Gang verlief abschüssig und Timmy folgte ihm tiefer in die Erde hinab. Der an verdorbene Milch erinnernde Gestank wurde stärker – und ein weiterer Geruch mischte sich dazu. Verwesung. Verfall.
    Tod.
    Barry preschte über das Feld. Seine Wunden und seine Schmerzen waren vergessen und er trieb sich zu noch schnelleren Schritten an. Taunasses Unkraut peitschte gegen seine Beine, durchtränkte seine Jeans und seine Schuhe. Die von ihm aufgescheuchten Grillen und anderen Insekten wurden lauter. Er kam an der Stelle vorbei, an der er seinen Rucksack zurückgelassen hatte, hielt jedoch nicht an, um ihn mitzunehmen. Als er die Straße erreichte, duckte er sich tief und starrte zu seinem Heim hinüber. Es brannte noch immer kein einziges Licht, was wohl bedeutete, dass alle schliefen. Das Auto stand in der Einfahrt, das musste jedoch nichts heißen. Als sein Vater am Vorabend das Haus verlassen hatte, war er zu Fuß aufgebrochen. Was darauf schließen ließ, dass er sich auch jetzt irgendwo auf dem Friedhof herumtrieb.
    Zumindest hoffte Barry das.
    Er schluckte nervös, huschte über die Straße in den Garten und bewegte sich so schnell und leise wie möglich. Als er die Insektenschutztür öffnete, betete er stumm, dass die Angeln nicht quietschten, dann drehte er langsam den Türknauf, der keinen Widerstand bot. Barry trat ein.
    Im Haus herrschte Stille. Er hielt inne und lauschte. Nach wenigen Sekunden hörte er das leise Schnarchen seiner Mutter, das aus dem Elternschlafzimmer drang. Er geriet in Versuchung, den Flur hinabzuschleichen und hineinzuspähen, um nachzuschauen, ob sein Vater neben ihr lag. Er beschloss jedoch, das Risiko lieber nicht einzugehen. Timmy verließ sich auf ihn. Er musste sich beeilen.
    Barry ging zu dem über der Küchentür hängenden Hutständer. Sein Vater besaß nur eine einzige Kopfbedeckung, eine ausgebleichte, ramponierte Skoal-Mütze, die er manchmal trug. Der Rest des Gestells wurde für Schlüssel und Regenschirme benutzt. Sowohl die Mütze als auch die Regenschirme hingen von ihren Stiften, ebenso die Schlüssel seiner Mutter. Der Schlüsselbund seines Vaters allerdings fehlte.
    »Scheiße.« Seine Stimme ertönte lauter, als er es beabsichtigt hatte. Barry zuckte erschrocken zusammen.
    Natürlich hätte er damit rechnen müssen und er verfluchte sich für seine Dummheit. Sein Vater musste die Schlüssel mitgenommen haben, als er aus dem Haus gegangen war, und sei es nur, um in den Werkzeugschuppen zu gelangen, in dem er seine Notfallflaschen Wild Turkey aufbewahrte. Daran hätte Barry denken müssen, als Timmy seinen wahnwitzigen Plan austüftelte.
    Frustriert sah Barry doch noch im Schlafzimmer seiner Eltern nach. Seine Mutter schlief tief und fest. Die Bettseite seines Vaters war noch gemacht. Unberührt. Und da das Auto neben der Garage stand, konnte das nur eins bedeuten: Sein

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