Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
Eltern sie nicht durch die Fenster beobachteten, überquerten die Jungen die Golgotha Church Road und radelten um die Kirche herum auf den Friedhof. Zu ihrer Linken verteilten sich über den Hang hinab die alten Gräber. Wieder fiel Timmy auf, dass zwei davon im Erdreich versunken waren. Vor ihnen erstreckte sich im Schatten der Kirche der modernere Abschnitt des Friedhofs. Dieser Teil reichte fast 400 Meter nach Westen. Schmale, rissige Asphaltwege, jeder kaum breit genug für ein Auto, untergliederten ihn in drei große Bereiche.
    Die erste Straße links von ihnen grenzte die älteren Grabstätten am Fuß des Hügels von den darüberliegenden neueren ab. Auf halbem Weg befand sich ein alter, gelber Werkzeugschuppen aus Brettern mit einem rostigen Blechdach, auf dem herabgefallene Äste und Blätter verstreut lagen. Hinter dem Schuppen folgte ein weiterer Waldstreifen. Die Jungen spielten oft in dem alten Verschlag. Wenn sie die Schlüssel von Barrys Dad nicht hatten, verschafften sie sich Zugang durch ein mit Brettern vernageltes Fenster an der Rückseite. Es lag halb hinter einem großen Erdhaufen verborgen, der von neuen Gräbern übrig geblieben war.
    Der Schuppen beherbergte einen kleinen Bagger, einen Aufsitzmäher, zwei Handmäher, einen Grasfangkorb, eine Winde, Schaufeln, Rechen, Spitzhacken, Hauen, Bretter und Sperrholz zum Abdecken offener Gräber, Segeltuchplanen, Markiersteine, Blumen und Kränze aus Kunststoff, Vasen für die Gräber und kleine Flaggen für den Veteranentag und den Heldengedenktag. Wegen des gestampften Erdbodens roch es immer muffig darin. Barry, Doug und Timmy warteten oft mit ihren Luftgewehren, bis sich eine Ratte oder ein Murmeltier durch den Boden nach oben wühlte. Dann feuerten sie darauf. Besonders Barry genoss diesen Zeitvertreib, weil das zu den seltenen Gelegenheiten gehörte, bei denen sein Vater wirklich zufrieden mit ihm zu sein schien. Immerhin kümmerten sie sich um die Plage der Nager, die den Friedhof heimsuchten. An diesem Vormittag standen die Türen des Schuppens offen und schaukelten leicht in der Brise. Auch der Aufsitzmäher fehlte – beides Hinweise darauf, dass Barry vorher hier gewesen war.
    Der Pfad rechter Hand begrenzte das Nordende des Friedhofs. Auf einer Seite standen graue und braune Grabsteine aus Granit und Marmor, auf der anderen grasten auf einer langen, abschüssigen Weide Rinder. Ein Elektrozaun verhinderte, dass die Kühe auf den Friedhof wanderten. Im vergangenen Sommer war Timmy von Barry und Doug dazu herausgefordert worden, gegen den Zaun zu pinkeln. Sie hatten ihm alte Ausgaben von Man-Thing, Defenders und Captain America aus ihren Sammlungen angeboten, dazu noch eine von Dougs Micronauts -Actionfiguren – einen blauen Zeitreisenden – und einige von Barrys doppelten Wacky-Packages -Sammelkarten. Das Angebot war kaum auszuschlagen gewesen, weil Timmy selbst Defenders sammelte und es um eine Ausgabe ging, die ihm noch fehlte – die, in der Hulk, Dr. Strange, Valkyrie, Nighthawk und der Rest des Teams gegen einen Schurken namens Nebulon kämpften und Chondu die Kontrolle über Hulks zahmes Alter Ego übernahm. Also hatte er sich gewappnet, auf den Zaun gepinkelt, den Schock seines Lebens erlitten und neben dem Spott seiner Freunde noch zwei Tage ertragen, in denen er sich nicht schmerzfrei hinsetzen konnte. Seine Hoden hatten sich schwarz und blau verfärbt und nach der Rückkehr vom Arzt verpassten ihm seine Eltern zwei Wochen Hausarrest. Was zu dem Zeitpunkt schon keine Rolle mehr gespielt hatte. Seinen Eltern gegenüber zuzugeben, was er getan hatte, war der bis dahin demütigendste und peinlichste Moment in Timmy Gracos Leben gewesen.
    Doch die Sache war es so was von wert gewesen.
    Am Fuß des Hangs, jenseits der üppigen, hügeligen Weide, befand sich eine kleine Niederung, durch deren Mitte ein schmaler Bach floss. Der mündete in einen tiefen Teich mit Sprungbrett, Bootssteg und einer Reifenschaukel, die von einer überhängenden Weide baumelte. Neben dem Teich standen Luke Jones’ zweistöckiges Farmhaus und eine lange Scheune, beide weiß und mit grünem Ziegeldach, gesäumt von mehreren anderen Nebengebäuden. Jenseits der Farm hatte man kilometerweit freie Sicht – man sah die Schornsteine der Papierfabrik, die weißen Rauch in den Himmel ausstießen, die Kleinstädte Colonial Valley und Spring Grove sowie in der Ferne am Horizont die bewaldeten Kuppen der Pigeon Hills und dazwischen eingebettet den Funkturm von 98YCR. An

Weitere Kostenlose Bücher