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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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wollte. »Tut mir leid, was ich über deine Schwester gehört habe. Ich hoffe, es geht ihr gut.«
    »Ja, ich auch. Sie fehlt mir.«
    »Wisst ihr, wo sie hin ist?«
    Katies Stimme wurde leiser. »Nein. Ma und Dad sind echt besorgt. Bevor sie das Haus verließ, hatte sie noch einen Streit mit Dad. Er wollte nicht, dass sie mit Pat ausgeht. Sie hat es trotzdem getan. Die Gemeinde und die Polizei haben versprochen, uns Bescheid zu geben, wenn sie etwas hören, aber das ist so ziemlich alles.«
    »Tja, tut mir leid«, wiederholte Timmy und meinte es aufrichtig.
    »Mir auch.« Sie lächelte erneut, doch diesmal wirkte es nicht ganz so traurig. Einen Moment lang sahen sie sich in die Augen. Dann errötete Katie und wandte sich ab. Die Jungen hörten, wie ihre Schuhe immer zwei Stufen auf einmal die Treppe hinaufliefen. Timmys Gesicht und Ohren hatten sich hochrot verfärbt.
    »Du magst sie«, zog ihn Barry auf und stupste ihn verspielt.
    Grinsend schubste Timmy zurück. »Leck mich. Ist gar nicht wahr.«
    »Warum nicht? Sie ist süß.«
    Timmys Magen knotete sich zusammen. Stand Barry etwa auch auf Katie? Er hatte sie als Erster begrüßt, während Timmy noch damit gekämpft hatte, den Mund aufzubekommen. Und falls ja, mochte Katie ihn dann mehr, als sie Timmy mochte?
    »Allerdings nicht so süß wie ihre Schwester«, fügte Barry rasch hinzu, als hätte er die Gedanken seines Freundes gelesen.
    Doug stand auf und steckte das Spielzeugauto in seine Hosentasche. »Ich denke, wir gehen jetzt besser rauf.«
    »Ja.« Timmy seufzte. »Sollten wir wohl.«
    Dann musste er wieder an seinen Großvater denken und begann zu weinen.
    Allmählich sickerte in sein Bewusstsein, dass er ihn nie wiedersehen, nie wieder mit ihm reden oder seine Stimme hören würde. Timmy dachte an das letzte Mal zurück, als er ihn gesehen hatte – am Samstagmorgen, als sie sich zusammen Zeichentrickserien angesehen hatten. Er hatte ihn zum Abschied umarmt und war anschließend mit Doug zum Spielen losgezogen. Timmy hatte es kaum erwarten können, hinauszugehen und seine Sommerferien zu genießen. Hätte er damals nur gewusst, was er jetzt wusste. Er wäre zu Hause geblieben.
    Sommer waren endlos. Für das Leben galt das nicht.
    Er weinte immer noch, als er zwischen seinen Eltern in der vordersten Reihe der Kirchenbänke Platz nahm und Pastor Moore mit dem Gottesdienst begann.
    »Liebe Freunde, bitte neigt die Köpfe zum Gebet.« Die Stimme des Priesters erklang leise. Vereinzeltes Schluchzen übertönte sie.
    Die Tränen fielen weiter und Timmy fragte sich, ob sie jemals enden würden.
    Aber das taten sie nach dem Gottesdienst, als der Sarg zum Leichenwagen getragen wurde. Ihr plötzliches Ausbleiben überraschte Timmy und einen Moment lang fühlte er sich schuldig. Die Emotionen flossen aus seinem Körper ab, als seine Tränen versiegten. Timmy fühlte sich leer. Ausgehöhlt. Er beobachtete, wie die Sargträger – darunter sein Vater, dem nach wie vor Tränen über das Gesicht liefen – die Kiste mit seinem Großvater hinten in den Leichenwagen luden. Dabei überkam ihn lediglich ein taubes Gefühl der Endgültigkeit.
    Auch der Regen hatte aufgehört. Sonnenstrahlen brachen durch die sich auflösende Wolkendecke. Weiße und gelbe Schmetterlinge spielten in den Pfützen. Träge, vom Niederschlag an die Oberfläche gelockte Regenwürmer krochen und wanden sich auf dem Asphalt.
    Die Trauernden liefen langsam neben dem Leichenwagen her und begleiteten ihn die mittlere Straße des Friedhofs entlang. Sie redeten leise miteinander und murmelten sich Klatsch zu, der nichts mit dem Verstorbenen zu tun hatte. Über Präsident Reagan, William Casey und Ed Meese; über die gottlosen Kommunisten; über den frommen Pat Robertson, der bei der diesjährigen Messe in York die Charlie Daniels Band sehen würde; darüber, was vergangene Woche in der Folge von Hill Street Blues passiert war; darüber, wie sich Charlie Pitts diese große neue Satellitenschüssel leisten konnte, obwohl er immer noch von Erwerbsunfähigkeitszahlungen lebte; über den Zwölfender, den Elliott Ramsey außerhalb der Jagdsaison in Mr. Browns Obstgarten gewildert hatte; darüber, ob es die Orioles in die World Series schaffen würden oder nicht – obwohl sie in Pennsylvania lebten, befand sich Southern York dicht genug an der Staatsgrenze zu Maryland, dass die meisten Bewohner der Region das Team aus Baltimore unterstützten.
    Timmy war danach zumute, sie alle anzubrüllen, sie sollten die

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