Leichenfresser - Thriller
und schwarzer Zähne. Schleim – derselbe Schleim, der den Tunnel bedeckte – triefte aus den Poren der Kreatur.
Es war der Geruch des Ungetüms, der Ronnys Lähmung durchbrach – ein Gestank so brutal beißend und ranzig, dass seine Augen tränten und brannten. Mit einem Satz sprang er hoch und krallte die Hände in die Seiten des Lochs, klammerte sich an der schleimigen Erde fest. Er rutschte zurück nach unten. Spürte den Atem der Kreatur im Nacken. Mittlerweile befand sie sich nah genug, um ihn zu beißen, doch das tat sie aus irgendeinem Grund nicht. Stattdessen hob sie die Krallenhände und schlug nach ihm. Ronny wich den rasiermesserscharfen Klauen aus und sprang noch einmal hoch. Diesmal fand er Halt. Es gelang ihm, beide Arme aus dem Loch zu bekommen, ein Stück Holz am Boden des Schuppens zu ergreifen und sich daran hochzuziehen. Als Erstes drang sein Kopf aus der Öffnung hervor, dann eine Schulter, anschließend die zweite.
Unvermittelt schossen Schmerzen durch sein Fußgelenk. Er blickte nach unten. Die Krallen der Kreatur kratzten durch seine Haut, seine weiße Socke und sein Schuh verfärbten sich rot. Die Wunde brannte – ein sengender, weißglühender Schmerz. Das Monster schaute zu ihm hoch und grinste. Die kleinen Augen wurden größer, quollen förmlich aus dem Kopf. Ronny glitt zurück nach unten, seine Finger rutschten auf dem Erdboden ab.
»Nein, nein, nein, nein ...«
Wieder schlug die Kreatur zu, schnitt durch den Jeansstoff und seine Wade. Trotz des Brennens in seinem Bein fühlte sich der Griff des Ungeheuers eiskalt an. Ronny biss die Zähne zusammen, zog sich wieder etwas höher, trat mit beiden Füßen aus und befreite sich. Die Kreatur im Tunnel grunzte, dann brüllte sie vor Zorn.
Ronny hievte sich weiter nach oben. Seine Finger bohrten sich tief ins Erdreich und versuchten, nicht den Halt zu verlieren. Mittlerweile hatte er die Brust auf den Boden des Schuppens emporgezogen, kurz darauf die Hüfte. Blut tropfte wie grellrote Bänder von seinem verwundeten Bein.
Dann sprach das Monster und irgendwie wirkte das noch grauenerregender als sein Erscheinungsbild.
»Du bist in mein Heim eingedrungen. Hast mich gezwungen, gegen das Gebot zu verstoßen.«
Ronny versuchte, etwas zu erwidern, stellte jedoch fest, dass er es nicht konnte.
Vor dem Schuppen ertönte ein Klirren. Schlüssel. Das Schloss wackelte. Die Türen schwangen auf und eine grelle Helligkeit blendete den schreienden Teenager kurzzeitig.
Eine Gestalt stand am offenen Eingang, eine Silhouette mit einer leuchtstarken Taschenlampe, wie sie von Polizisten und Feuerwehrleuten benutzt wurde. Dann wurde der Strahl weggeschwenkt und Ronny erkannte, um wen es sich handelte.
Clark Smeltzer.
»Oh Gott«, stieß Ronny mit einer Mischung aus Angst und Erleichterung hervor. »Mr. Smeltzer, ziehen Sie mich hoch. Da unten ist etwas!«
Der Friedhofsverwalter kam mit vier schnellen Schritten heran und starrte Ronny finster an.
Sein Gesicht wirkte abgehärmt, seine Augen waren gerötet.
»He, Mann«, wimmerte Ronny flehentlich. »Ziehen Sie mich hoch! Bitte!«
»Ich kenne dich. Du bist der Bursche, der meinen Jungen ’n paarmal vermöbelt hat. Musste ihm selbst ’ne Abreibung verpassen, nur damit er loszieht und dir ein paar verpasst.«
Ronny klammerte sich verzweifelt am Erdboden fest. »Ziehen Sie mich hoch, Mann.«
»Das ist unbefugtes Betreten, was du da machst.«
»Mr. Smeltzer, da unten ist etwas. Ziehen ...«
»Du hättest nicht herkommen sollen, Junge.«
»Was ...«
Clark Smeltzer hob einen Stiefel an und stampfte auf Ronnys linke Hand. Knochen brachen unter dem Absatz. Der entsetzte Teenager schrie auf. Dann trat Smeltzer dem Jungen auf die andere Hand und zermalmte dessen Finger.
Mit einem Ausdruck blanker Ungläubigkeit im Gesicht fiel Ronny in die Dunkelheit hinab. Er landete mit einem dumpfen Klatschen. Der Leichenfresser brüllte triumphierend. Seine Klauen senkten sich herab. Die Kreatur stürzte sich auf den Teenager wie eine Kettensäge aufs Holz.
Clark Smeltzer wandte sich von den feuchten, reißenden Geräuschen ab und übergab sich auf einen Stapel kleiner amerikanischer Flaggen. Während sich das Gebrüll fortsetzte, holte er die Flasche Wild Turkey aus ihrem Versteck und spülte sich den Geschmack von Erbrochenem aus dem Mund.
Irgendwann endeten die Schreie, doch die Laute eines Gemetzels schlossen sich an.
Der Friedhofsverwalter hob die Flasche an und leerte sie, keuchte, als ihm Alkohol
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