Leichenfresser - Thriller
Lentz. Ihre Tante liegt hier begraben. Bin vorher auf dem Rückweg von der Kneipe auf sie gestoßen. Sie hatte einen platten Reifen in der Nebenstraße bei Porters Brettersägewerk. Hab sie mitgenommen. Keiner hat uns gesehen. Um diese Zeit ist sonst niemand auf den Straßen unterwegs.«
»Das hast du in der Tat gut gemacht. Morgen wirst du weitere Beute vorfinden.«
»Mehr als sonst, oder? Ich meine, das ist Entführung. Is’ nicht mehr so, dass ich dich nur decke. Die Scheiße wird allmählich haarig.«
Der Ghoul kicherte. »Ja, ja. Mehr als deine übliche Bezahlung. Dieses Gelände ist reich an Beute. Ich sorge dafür, dass du fürstlich entlohnt wirst. Und nun hinfort mit dir. Ich muss meine neue Braut nach unten schaffen.«
Clark zögerte. Der Alkohol in seinem Körper verlangsamte seine Reaktionen.
Der Ghoul streckte sich nach der Frau im Kofferraum und sie krümmte sich von ihm weg. Sie versuchte erneut, zu schreien, doch durch den Knebel drangen nur erstickte Laute. Rotz blubberte aus ihrer Nase. Die Augen hatte sie so weit aufgerissen, dass Clark dachte, sie könnten jeden Moment platzen. Zischend fuhr die Kreatur mit einer Kralle über ihre gerunzelte Stirn. Die Frau schauderte angesichts der abscheulichen Liebkosung und ihre Blase entleerte sich. Der Gestank ließ Clark zusammenzucken.
»Verdammt noch mal«, lallte er. »Jetzt muss ich den Kofferraum auswaschen, sonst riecht das noch jemand und fragt sich, was passiert is’.«
Der Ghoul schenkte ihm keine Beachtung. Er fasste erneut in den Kofferraum und holte die sich windende Frau daraus hervor, warf sie sich über eine Schulter und trat den Rückweg zum Schuppen an. Das von Grauen erfüllte Opfer gab quiekende Geräusche von sich.
»Ruhig, ruhig«, flüsterte die Kreatur beinah liebevoll. »Dir wird kein Leid geschehen. Ich habe andere Pläne mit dir. Ich fürchte, ich könnte der Letzte meiner Art sein. Du wirst mir helfen, das zu ändern, genau, wie es mein anderes Weib tut.«
Deb Lentz erschlaffte und sackte über der Schulter des Ghouls zusammen, verlor zu ihrem Glück das Bewusstsein.
Clark beobachtete nicht, wie die Kreatur in die Tunnel zurückkehrte. Kaum war sie fort, schloss er die Schuppentüren und verriegelte sie. Der Wind wehte durch die Äste der Bäume über dem Gebäude. Abgestorbene Blätter tänzelten im Wind wie kleine Derwische. Die Luft fühlte sich elektrisch an und roch beißend nach Ozon. Die Härchen an Clark Smeltzers Armen und der spärliche Rest auf seinem Kopf richteten sich auf. Statik knisterte. Ein Gewitter nahte, so viel stand fest.
Clark hatte schon einige schlimme Dinge in seinem Leben getan. Er wusste, dass er nie eine Auszeichnung als Vater oder Ehemann des Jahres erhalten würde. Ja, er hatte einige üble Dinge angestellt. In Vietnam hatte er Menschen getötet – einige, die es verdient hatten, andere, die es nicht verdient hatten. Er hatte Menschen betrogen, Geld gestohlen. Gelogen. War seiner Frau untreu gewesen. Aber er hatte noch nie etwas wie in dieser Nacht getan. Eine Frau auf der Straße zu entführen und einem solchen ... Wesen zu übergeben.
Er brauchte einen Drink.
Clark ließ das Auto stehen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, ging zu seinem Haus, schlich in die Garage und suchte dort einen Eimer, Lappen, Seife sowie ein neues Kombinationsschloss aus Edelstahl zusammen. Letzteres hatte er eigentlich für einen anderen Zweck gekauft – nun jedoch hatte er eine neue, dringendere Verwendung dafür. Außerdem nahm er eine seiner Notfallflaschen Wild Turkey mit, die er zwischen den Dachsparren der Garage verwahrte. Er genehmigte sich einen ausgiebigen Schluck, schmeckte den Alkohol jedoch kaum.
Anschließend kehrte er zum Friedhof zurück. Er trank, während er arbeitete, und der Inhalt der Flasche schwand rasch. Als das erste Donnergrollen vom Himmel dröhnte, wusch er den Kofferraum aus. Als er fertig war, hatte es bereits zu regnen begonnen. Noch prasselten die Tropfen nur sporadisch herab, aber sie versprachen einen heftigeren Guss, der folgen würde. Blitze zuckten über den nächtlichen Himmel. Da Clark nicht vom eigentlichen Unwetter erwischt werden wollte, beeilte er sich. Er leerte die Flasche Wild Turkey bis auf den letzten Tropfen, schüttete das Seifenwasser weg, warf den Eimer und die leere Flasche in den Kofferraum und schlug den Deckel zu. Dann rannte er zum Schuppen, entfernte das alte Schloss und brachte stattdessen das Kombinationsschloss an.
Wie sind diese Teenager da
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