Leichenfresser - Thriller
reingekommen?, fragte er sich. Das Schloss haben sie jedenfalls nicht geknackt .
Er ging außen um das Gebäude herum und überprüfte alle Wände, bis er die lockeren Bretter vor dem verborgenen Fenster entdeckte. Clark Smeltzer verzog das Gesicht.
Das muss ich gleich als Erstes morgen früh reparieren. Barry oder seine Freunde dürfen das nicht entdecken.
Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Die drei Jungen, die in dieser Nacht getötet worden waren, hatte er nur selten auf dem Friedhof gesehen. Vielleicht zweimal und immer, wenn sie Barry und seinen Freunden Ärger gemacht hatten. Sein Sohn hingegen sowie dieser klugscheißerische Graco und der fette Bursche – sie trieben sich so gut wie jeden Tag auf dem Friedhof herum.
Er schaute zurück zum Fenster und ballte die Hände zu Fäusten.
Ein weiterer Donnerschlag erschütterte den Himmel, dann begann es zu gießen. Kalte Tropfen prasselten auf Clark Smeltzers Haut ein und prallten davon ab wie Schrotkügelchen. Der Friedhofsverwalter rannte zu seinem Auto, setzte sich hinter das Lenkrad und weinte. Danach fuhr er zum Haus, schlich sich hinein und brach auf dem Bett zusammen. Rhonda rührte sich neben ihm und er warf ihr einen feindseligen Blick zu. Eines ihrer Augen war zugeschwollen, weil er sie am Vorabend geschlagen hatte, als sie von ihm wissen wollte, warum er noch mal wegmusste. Sie murmelte etwas, als er unter die Decke kroch, aber Clark erwiderte nichts. Sekunden später verlor er das Bewusstsein.
Draußen wütete das Unwetter.
Acht
Timmy und Doug starrten durch Timmys Zimmerfenster und beobachteten den sintflutartigen Regen. Es goss wie aus Eimern und der Sturm peitschte die Wipfel der Bäume hin und her wie Federn. Sie lauschten den Windglöckchen seiner Mutter, die bimmelten und sich unkontrollierbar drehten, als die tosenden Böen sie umherwirbelten. Am nächsten Morgen würde der Boden übersät von herabgefallenen Ästen und Blättern sein. Beide fragten sich, ob der Strom ausfallen würde, doch bislang war es nicht dazu gekommen. Timmys Digitaluhr schimmerte in der Dunkelheit. Die Regentropfen prasselten wie Hagelkörner auf das Dach.
Das Gewitter hatte kurz nach Mitternacht begonnen, gewaltvoll, zornig, Aufmerksamkeit gebietend. Trotzdem hatte es Randy und Elizabeth nicht geweckt, die ungeachtet der misstönenden Donnerschläge weiterschliefen. Auch die Jungen hatte es nicht geweckt, denn sie waren bereits wach gewesen. Tatsächlich hatten sie gar nicht geschlafen. Stattdessen hatten sie Comichefte gelesen und Monopoly gespielt, wobei sie darüber stritten, wer die Bank verwaltete und wer das Auto als Spielstein bekam. Außerdem hatten sie sich im Spätprogramm Das Böse angesehen. Der Film gefiel ihnen beiden, nicht nur weil es sich um einen Horrorstreifen handelte, sondern auch wegen des Hauptdarstellers. Er glich einem Spiegelbild ihrer selbst, samt einem Friedhof als Spielplatz. Doug war wegen der fliegenden Silberkugeln, die ihre Opfer in Stücke rissen, ziemlich ausgeflippt, ebenso wegen der schauerlichen Kapuzenzwerge und des morbiden Bösewichts, eines übernatürlich anmutenden Bestattungsunternehmers, der als »Tall Man« bezeichnet wurde. Timmy hatte sich lediglich darüber geärgert, dass all die guten Szenen herausgeschnitten worden waren, und wünschte sich wie so oft einen Videorekorder, um sich Filme unzensiert ansehen zu können. Er verstand nicht, warum Loni Anderson in einem Badeanzug auf WKRP in Cincinnati herumstolzieren konnte, Blut und Eingeweide aber nicht gezeigt werden durften.
Als Elizabeth gegen elf den Kopf zur Tür hereingestreckt und sie aufgefordert hatte, das Licht auszuschalten, gehorchten sie und legten sich etwas widerwillig in die Betten. Die vergangenen zwei Stunden hatten sie damit verbracht, sich im Flüsterton im Licht einer Taschenlampe zu unterhalten, bis das Gewitter sie unterbrach.
»Tja«, meinte Timmy enttäuscht. »So viel dazu, den Tunnel heut Nacht zu erkunden.«
»Glaubst du, Barry wird sich rausschleichen?«
»Nicht bei dem Wetter. Ich schätze, wir werden’s auf morgen verschieben müssen. Wie geht’s deinem Knöchel?«
»Besser. Ich denke, er ist bald verheilt. Trotzdem hätt ich zu gern gewusst, was mich da erwischt hat.«
»Ach, bestimmt nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.«
Timmy saß mit untergeschlagenen Beinen im Bett. Er trug einen karierten Pyjama. Doug lag ausgestreckt auf dem Boden in dem behelfsmäßigen Lager, das Timmys Mutter für ihn gemacht hatte,
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