Leichenfresser - Thriller
den Schuppen und knieten sich vor das Fenster.
»Was soll das denn?« Timmy hämmerte mit der Faust gegen die neuen Bretter, die über Nacht darübergenagelt worden waren. »Barrys Alter muss es herausgefunden haben. Kein Wunder, dass Mrs. Smeltzer gesagt hat, er sei stinksauer.«
Doug schlug nach einer Stechmücke. Das zerquetschte Insekt hinterließ einen roten Klecks auf seiner Handfläche. »Oh Mann. Ich frag mich, wie viel Ärger Barry wohl deswegen bekommen hat.«
»Gott«, stieß Timmy hervor. »Ich will gar nicht darüber nachdenken. Hängt davon ab, ob sich sein Vater zusammengereimt hat, dass wir diejenigen waren, die durchgeklettert sind, wenn er nicht in der Nähe war.« Timmy hielt inne, um die Schuhbänder seiner Converse All-Stars fester zu schnüren, die sich gelockert hatten.
Doug begutachtete in der Zwischenzeit das Fenster. »Ich wüsste nicht, warum das so eine große Sache sein soll. Barry darf schließlich auch rein, wenn er die Schlüssel seines Vaters hat.«
»Ja, aber niemand soll sich drin aufhalten, wenn er nicht in der Nähe ist – vor allem nicht wir. Und außerdem, wann haben Mr. Smeltzers Regeln schon je Sinn ergeben? Er macht aus allem ein Drama.«
»Falls er es weiß, glaubst du, er erzählt es unseren Eltern?«
»Keine Ahnung«, meinte Timmy. »Bezweifle ich irgendwie. Er weiß, dass mein Dad nicht viel von ihm hält.«
Doug stocherte mit einem Stock in der Erde. »Du glaubst doch nicht ... du glaubst doch nicht, dass er uns auch schlagen würde, oder? So wie Barry.«
»Ich würde zu gern erleben, dass er’s versucht«, erwiderte Timmy. »Ich würde ihn in seinen Säuferarsch treten.«
Hinter ihnen sagte Clark Smeltzer: »Wirklich wahr?«
Sowohl Timmy als auch Doug zuckten zusammen. Doug entfuhr ein verängstigtes Quieken und er ließ seinen Stock fallen. Mr. Smeltzer packte die beiden an den Ohren, kniff und verdrehte die Knorpel. Die Jungen schrien um Hilfe, als er sie auf die Beine zerrte und herumwirbelte. Er grinste. »Du willst mir also in den Arsch treten, ja?«
»Lassen Sie los«, verlangte Timmy. »Sie tun uns weh.«
Doug begann zu wimmern. Stumm versuchte Timmy, ihm durch Willenskraft zu übermitteln, nicht zu weinen, Barrys Vater nicht die Genugtuung zu gönnen.
»Sie tun uns weh«, wiederholte Timmy.
»Da hast du verdammt noch mal recht, du kleiner Balg.« Er ließ die beiden los und trat bedrohlich einen Schritt vor. Doug schrie auf, wankte rücklings, stolperte, fiel über den Erdhaufen und landete flach auf dem Rücken.
Timmy wich gegen die Wand des Schuppens zurück.
Clark Smeltzer starrte die beiden vernichtend an. Seine Augen waren gerötet und trüb, eine unangezündete Zigarette baumelte aus seinem Mundwinkel. Zornig kaute er auf dem Filter. Barry stand hinter ihm, blieb zurück und starrte seine Freunde entsetzt an. Seine Augen waren geweitet.
Er sagte nichts.
Timmy ließ verängstigt den Blick umherwandern und hoffte, Mrs. Nelson würde noch einmal vorbeilaufen, bemerken, was vor sich ging, und sie retten. Allerdings fehlte von Mrs. Nelson jede Spur. Anscheinend war sie für heute mit dem Sport fertig. Der Friedhof schien verwaist zu sein. Irgendwo in der Ferne ließ einer der Nachbarn einen Rasenmäher an. Timmy hörte das leise Brummen, doch soweit es ihn betraf, hätten sich der Rasenmäher und dessen Besitzer ebenso gut auf dem Mond befinden können.
Clark Smeltzer spuckte die Zigarette aus. »Ich dachte mir schon, dass ihr euch auch hier reingeschlichen habt. ›Können nicht nur diese anderen Jungs gewesen sein‹, hab ich mir gesagt. Sieht so aus, als hätte ich recht gehabt. Ich dachte, ich hätte euch beiden gesagt, dass ihr nicht mehr auf diesem Friedhof spielen sollt.«
Die Jungen erwiderten nichts. Doug war zu beschäftigt damit, gegen die Tränen anzukämpfen, und Timmy fürchtete, dass ihn seine Stimme im Stich lassen könnte. Seine Beine zitterten, sein Gesicht war gerötet. Seine Lippen fühlten sich schwer an, geschwollen. Sein Herzschlag pulsierte durch seinen Kopf.
Barry trat verhalten einen Schritt vor. »Dad ...«
Clark Smeltzer wirbelte zu ihm herum. »Du hältst gefälligst die gottverdammte Klappe, Junge. Von dir will ich kein Wort hören. Wahrscheinlich bist du zusammen mit ihnen hier eingebrochen, oder? Was hab ich dir darüber gesagt, ohne mich hier draußen zu sein, hä?«
Er hob die Hand und Barry krümmte sich. Timmy trat einen Schritt vor.
»Warum lassen Sie ihn nicht einfach zufrieden, Sie
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