Leichenfresser - Thriller
einem Umfang von etwa neun Metern, an einer Stelle, wo die Erde abgesackt war, am äußeren Rand nur wenige Zentimeter, in der Mitte jedoch geschätzt rund einen Meter.
Das Gras in der Mitte war welk und braun. »Wow«, stieß Katie hervor. »Was ist das?«
»Erdfall«, antwortete Timmy. »Ist dir nicht aufgefallen, dass einige Gräber einsinken?«
»Doch. Mein Dad hat sich gerade vorhin erst darüber beklagt. Er hat gemeint, er müsste mit Mr. Smeltzer darüber reden. Wie passiert so was?«
»Wir glauben, dass unter dem Friedhof eine Höhle ist. Barry, Doug und ich haben einen Tunnel entdeckt.«
»Wirklich?«
»M-hm. Wir wollten ihn erkunden, aber dann ...«
»Was?«
»Na ja, dann ist was anderes dazwischengekommen.«
Als sie seine plötzliche Traurigkeit bemerkte, führte sie ihn um das Loch herum weiter.
»Und was ist das große Geheimnis?«, fragte Timmy. »Sag bloß, du hast hier unten auch ein Clubhaus.«
Katie kicherte. »Nicht ganz. Mein Clubhaus ist unsere Garage. Aber es gibt da etwas echt Cooles, dass ich dir schon immer mal zeigen wollte.«
Sie blieb vor zwei alten Grabsteinen stehen, die ebenfalls begonnen hatten, einzusinken. Die Zeit und der Einfluss der Elemente hatten die von Flechten überwucherte Oberfläche zernarbt und verwittert. Die Geburts- und Todesdaten waren verblichen und unleserlich geworden, die Namen und die Grabinschriften hingegen konnte man noch erkennen.
»Timothy Rebert«, las Timmy laut vor. »Und Katie Rebert. Mann und Frau in Liebe vereint.«
Er kratzte sich am Kopf.
»Verstehst du denn nicht?«, fragte Katie. »Die hatten dieselben Namen wie wir.«
»Ist irgendwie unheimlich.«
»Ich finde es süß.«
»Wenn du das sagst.«
»Tu ich. Es ist süß – genau wie du.«
Timmy suchte verzweifelt nach Worten. »Also heißt das ... du ... du willst ...«
Katie lachte. »Es heißt gar nichts, nur, dass mir die Namen schon vor langer Zeit aufgefallen sind und ich immer dachte, das ist schön. Sie waren verheiratet und hatten dieselben Namen wie wir.«
»Und warum hast du mir nicht schon früher davon erzählt?«
»Ich hatte immer Angst, dass du mich nicht magst. Du redest nie, wenn ich in der Nähe bin. Barry redet immer viel mehr.«
Timmy errötete. »Ich hab nie geredet, weil ich immer Angst hatte, dass du mich nicht magst. Ich dachte, du magst Barry lieber.«
»Tu ich nicht. Ich mag dich.«
Timmy schluckte. Ihn beschlich das Gefühl, Schmetterlinge im Bauch zu haben. »Wirklich?«
Katie nickte.
»Äh ...«
»Na?« Sie tappte mit dem Fuß. »Ist das alles, was dir dazu einfällt?«
»Nein«, platzte Timmy heraus. »Ich ... ich mag dich auch. Schon lange.«
»Gut.«
»Erinnert mich irgendwie an den Zettel, den du mir gegeben hast, als wir noch klein waren.« Erneut errötete Timmy und bedauerte die Äußerung sofort. Wahrscheinlich erinnerte sie sich gar nicht daran, wovon er redete.
Katie lächelte. »Ich war damals in der ersten Klasse, du in der zweiten. Da stand drauf Ich mag dich, Timmy, richtig?«
»Ja. Wow. Überrascht mich, dass du dich daran erinnerst.«
»Überrascht mich selber.«
»Ich habe ihn sogar noch. In meinem Zimmer.«
Nun war es Katie, die errötete. »Tja, ich hab das damals so gemeint und ich meine es immer noch so. Ich mag dich wirklich, Timmy.«
Eine Weile standen beide schweigend da und sahen sich wie gebannt in die Augen.
»Also ...«, stammelte Timmy. »Heißt das jetzt, dass wir miteinander gehen?«
Wieder errötete Katie. »Wenn du willst ...«
»Das würde mir gefallen.«
»Mir auch.«
Timmy wollte sie küssen und auch Katie schien zu wollen, dass er es tat. Erwartungsvoll sah sie ihn an, das Gesicht nach oben gewandt, die Lippen leicht geöffnet. Aber Timmy konnte sich nicht dazu durchringen. Pat Kemp hätte es getan, ohne mit der Wimper zu zucken, warum also konnte er es nicht?
Ein Bild von Pats Leiche – den Überresten davon – zuckte durch seine Gedanken und Timmys Miene verfinsterte sich. Katie bemerkte es und wollte wissen, was los war.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Timmy. »Ich musste gerade kurz an Pat denken. Und an deine Schwester.«
»Ja.« Katie nickte. »Ich versuche grade, es nicht zu tun. Mit dir zusammen zu sein, hilft mir dabei.«
»Gut. Das freut mich.«
Und er meinte seine Worte ernst. Es freute ihn, dass es ihr half, mit ihm zusammen zu sein, und er freute sich seinerseits darüber, mit ihr zusammen zu sein. Wahnsinnig sogar. Was als der schlimmste Tag seines Lebens seit dem Tod
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