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Leichenfresser - Thriller

Leichenfresser - Thriller

Titel: Leichenfresser - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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hatte, aber er nickte, als verstünde er, denn er wollte, dass Katies Vater ihn mochte. Früher hatte das für ihn nie eine Rolle gespielt, aber da sie nun offiziell miteinander gingen, schien es ihm überaus wichtig zu sein.
    »›Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen.‹ Selbstverständlich ist Powwow keine richtige Hexerei, jedenfalls nicht nach meinem Dafürhalten. Es ist eher ein Aberglaube. Ich kenne nur einen Menschen in der Gegend, der es angeblich noch praktiziert, und das ist Nelson LeHorn drüben in Seven Valleys. Und er scheint mir ein netter Mann zu sein. Natürlich besucht er unsere Kirche nicht, aber allein dafür können wir ihn wohl kaum mit zweifelnden Blicken bedenken. Jeglicher Kontakt, den ich bislang mit ihm hatte, ist immer angenehm gewesen. Er scheint Gottes Liebe zu kennen.«
    Timmy verlagerte unbehaglich das Gewicht von einem Bein aufs andere und der Geistliche schien zu bemerken, dass er vom Thema abgekommen war.
    »Jedenfalls gibt es ein Ammenmärchen über unseren Kirchhof. Das alte Tor dort drüben, wo ihr Jungs gerne spielt, ist alles, was noch von der ursprünglichen Golgotha-Kirche übrig ist. Unsere wurde gebaut, nachdem die erste niedergebrannt war.« Er kicherte in sich hinein. »Ich habe seit Jahren nicht mehr an diese Geschichte gedacht. Angeblich wurden unsere Vorfahren – Golgothas erste Kirchengemeinde – von einem Dämon heimgesucht, der ihnen aus der Alten Welt hierher gefolgt war. Sie flehten den Herrn an, ihnen zu helfen, die Bestie zu besiegen, und vergruben die Kreatur in einer unterirdischen Kammer irgendwo hinter der Kirche, was also irgendwo in diesem Teil des Friedhofs wäre. An der Stelle wurde ein Grabstein errichtet, damit niemand die Erde anrührt, und in den Stein wurden Powwow-Symbole gemeißelt, um den Dämon gefangen zu halten. Wie gesagt, es ist bloß ein Märchen. So etwas wie Monster gibt es nicht. Im Gegensatz zu den sehr realen Übeln dieser Welt sind sie nur erfunden.«
    Timmy starrte mit erwachtem Interesse auf den zerbrochenen Grabstein. Er fand, dass die Geschichte das Coolste war, das er je von Pastor Moore gehört hatte, und fragte sich, warum der Mann bei seinen Predigten am Sonntagmorgen nicht über solche Themen redete. Täte er es, würde Timmy ihm mehr Aufmerksamkeit schenken.
    »Tja, Katie, wir sollten jetzt besser los. Deine Mutter wartet auf uns. Sie ist sehr müde. Ich vermute, das sind wir alle.«
    »Okay, Daddy.« Sie warf einen letzten Blick zu Timmy. Aus ihren Zügen sprach eine Mischung aus Traurigkeit und Aufregung. »Tschüss, Timmy. Sehen wir uns am Sonntag?«
    »Worauf du dich verlassen kannst. Das will ich um nichts auf der Welt verpassen.«
    Ihr Vater bedachte sie beide mit einem merkwürdigen, fragenden Blick, der einen Moment länger auf Timmy verharrte. Der Geistliche wirkte verdutzt. Dann führte er Katie wortlos den Hügel hinauf.
    Die Schatten wurden länger, als sich die Sonne auf den Horizont zubewegte.
    Timmy ging nach Hause und obwohl der Tag lang und beunruhigend gewesen war, lief er beschwingt. Er war betrübt wegen Barry, besorgt um Doug, stinkwütend auf Mr. Smeltzer und entsetzt über das Schicksal von Pat Kemp sowie das mögliche Los der anderen Vermissten – zugleich jedoch euphorisch. Katie mochte ihn. Katie hatte gesagt, dass sie miteinander gingen.
    Katie hatte seine Hand gehalten. Irgendwie verblassten die anderen Ereignisse im Vergleich dazu.
    Das Leben war nicht endlos. Das wusste Timmy mittlerweile. Sommer hingegen schon. Oder zumindest kam es ihm so vor.
    Angst mochte eine starke Emotion sein, aber dasselbe galt auch für Liebe. Er betrachtete seine offene Hand und staunte darüber, dass sie noch vor kurzer Zeit die von Katie Moore gehalten hatte.

Elf
    Als Doug nach Hause kam, lag seine Mutter ausgestreckt auf ihrem Fernsehsessel und sah sich eine Wiederholung von Herzbube mit zwei Damen an. Die Lautstärke schien voll aufgedreht zu sein und das Geräusch von Lachern aus der Konserve dröhnte durch das Haus. Seine Mutter nahm ihn kaum wahr, als er das Wohnzimmer betrat. Carol Keiser trug dasselbe Nachthemd wie vor zwei Tagen, die Haare waren zerzaust und ungewaschen. Eine leere Tüte Utz-Kartoffelchips lag neben ihr, Krümel übersäten ihren Schoß. Auf dem Boden stand dicht neben dem Sessel eine Flasche Wodka.
    »Ich bin zu Hause«, verkündete Doug.
    Ihr Blick schwenkte zu ihm. »Wo bist du gewesen? Ich hab vorhin nach dir gerufen. Wollte, dass du mit dem Rad runter nach Spring Grove fährst

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