Leichenfund - Killer Heat
blickte immer wieder zum Telefon, so als würde er überlegen, wen er anrufen sollte, um sich nicht in noch größere Schwierigkeiten zu bringen.
»Wie lange soll das hier noch dauern? Ich will keine Fragen mehr beantworten. Ich muss aufs Klo, okay?«
»Coop, schau es dir an.«
Ich ging zu der Tür, auf die Kiernan zeigte. Mike wollte sichergehen, dass sich dahinter weder eine Treppe noch ein Ausgang befand und dass es dort kein Telefon gab oder irgendwelche Gegenstände, mit denen Kiernan sich verletzen könnte.
Der Raum enthielt nur eine Toilette und ein Waschbecken. Als ich grünes Licht gab, rannte mich der junge Mann schier über den Haufen und verriegelte die Tür hinter sich.
Mike stand auf. »Ich nehm ihn mit aufs Revier.«
»Du willst ihn festnehmen?«
»Was bleibt mir anderes übrig?«
»Tu’s nicht. Er sagt doch schon alles Mögliche, wahrscheinlich damit du seinen Vater in Ruhe lässt. Es ist gut so - er verstrickt sich immer mehr. Sobald du ihn verhaftest, kriegen wir gar nichts mehr aus ihm heraus.«
»Er redet nur Schwachsinn.« Mike fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Er sah so müde aus, wie ich mich fühlte.
»Na und? Willst du nicht, dass er weiterredet? Warum sollten wir jetzt aufhören?«
Anstatt mich anzusehen, marschierte Mike weiter auf und ab. »Weil wir ihn vielleicht zum Singen bringen können, wenn wir ihn noch stärker unter Druck setzen. Falls er jemanden in Schutz nimmt, wird er nicht den Mumm haben, das durchzuhalten. Wir sperren ihn ein und -«
»Mit welcher Begründung?«
»Weil er Alkohol an Minderjährige ausschenkt. Weil er in Amber Bristols Wohnung eingebrochen ist.«
»Das musst du erst beweisen.«
»Er hat es gerade zugegeben.«
»Nein, das hat er nicht, Mike. Er hat es abgestritten. Er sagte, Amber hätte ihn darum gebeten, ihre Wohnung auszuräumen. Wie zum Teufel willst du beweisen, dass sie das nicht getan hat, jetzt, wo sie tot ist?«
»Du bist die Juristin. Streng dich an und finde irgendetwas, womit ich ihn festnageln kann.«
»Mir gefällt es so, wie es ist. Er dreht sich im Kreis. Er wird sich noch tiefer reinreiten, und ich kann jeden Widerspruch, jede Ungereimtheit vor einer Jury verwenden. Sobald du ihm Handschellen anlegst, müssen wir ihm seine Rechte verlesen. Und das war’s dann.«
»Warst du schon einmal in Breezy Point?«
»Nein.«
Mike redete hastig, aber Kiernan schien es nicht eilig zu haben, wieder aus der Toilette zu kommen. »Die ganze Siedlung ist in Privatbesitz.«
»Das kann nicht sein. Sie ist doch Teil von New York City.«
»Dreitausendfünfhundert Häuser. Das gesamte Viertel gehört einer privaten Genossenschaft. Die Häuser, die Straßen, die Strände - jeder Zentimeter dort ist Privateigentum. Dort findet sich landesweit die höchste Dichte von irischstämmigen Amerikanern. Über sechzig Prozent. Sie selbst nennen es auch Boozy Point. Da draußen hilft dir keiner. Sie werden Jimmy Dylan und seine Jungs in Schutz nehmen, das kann ich dir versprechen.«
»Dann können wir immer noch -«
»Du weißt nicht einmal, wie man dorthin kommt, oder?«
»Was hat das damit zu tun?«
»Da ist zum einen der Belt Parkway. Breezy Point liegt nicht weit von der Stelle, wo Elise Huffs Leiche gefunden wurde.«
»Mike, ich stimme dir ja zu, dass es schlecht aussieht für den jungen Mann.« Ich zupfte ihn am Ärmel, damit er endlich stehen blieb. »Aber lass uns langsam vorgehen, bis wir mehr Informationen haben.«
»Was? Ich soll ihn laufen lassen, damit er Beweise vernichten kann? Damit er türmen kann, wie dieser Arzt, den du damals nicht einsperren wolltest? Die halbe Dylan-Familie ist noch in Irland. Sie würden Kiernan mit offenen Armen empfangen. Komm schon, Coop. Du bist diesem Schwachsinn schon mal auf den Leim gegangen.«
»Wenn du ihn wegen ein paar Vergehen einsperrst, wird er auf freiem Fuß sein, noch bevor du den Papierkram wegen der Verhaftung erledigt hast. Es war ein langer Tag. Wir sollten schlafen gehen und uns morgen früh alles noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.«
»Ich will nicht darüber diskutieren. Wenn es dir nicht passt, dann verschwinde. Ich bin nicht halb so müde wie du.« Mike war vielleicht aus privaten Gründen sauer auf mich und wollte mich nach Hause schicken.
»Lass mich mal mit ihm reden. Eine andere Gangart probieren.«
»Mach, was du willst, aber ich nehme ihn fest.«
»Nicht wegen Mordes.«
»Natürlich nicht. Aber ich kann nicht das Risiko eingehen, ihn laufen zu lassen, wenn
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