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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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verflog, wenn man sich derart amüsierte.
    Ich saß fest. Ich widerstand dem Drang, nach Carmen zu brüllen. Die Dame mit den Zauberfingern konnte mich sicher hier herausholen. Ich seufzte. Wenigstens konnte ich mich nützlich machen, während ich mir überlegte, in was für einer Patsche ich saß. Ich machte die Schachtel wieder auf und fotografierte alles, was darin war. Dann stellte ich sie wieder in den Wäscheschrank.
    Ich wettete, dass Foster von dieser Schachtel keinen blassen Schimmer hatte.
    Ich vergewisserte mich zweimal, dass ich auch alles an seinen Platz zurückgelegt hatte, und überlegte mir dann Alternativen zur Tür. Ich fand keine.
    Ich ließ mich auf Lauras Couch plumpsen.
    Wie zum Teufel sollte ich hier herauskommen?
    Ich fuhr mit einem Finger unter die Wollkappe. Bäh. Ich wischte ihn an meiner schwarzen Jeans ab. Was sollte ich tun? Kein geheimer Ausgang. Keine Carmen. Keine Idee. Na ja, eine vielleicht doch, die ungefähr so verlockend war wie Fallschirmspringen. Aber trotzdem …
    Ich steckte den Kopf durch das Badezimmerfenster in die Schwärze hinaus. Vom Hügel schienen Lichter herüber; Leute, die es sich zu Hause gemütlich gemacht hatten. Vermutlich konnte ich mich durch das Badfenster quetschen. Und dann?
    Das alte, viktorianische Haus hatte jede Menge Dachüberstände und Vorbauten, auf denen meine Turnschuhe einen guten Halt finden würden.
    Allerdings war ich im zweiten Stock. Von da nach unten war es verdammt weit.
    Sollte Foster mich entdecken, würde ich ihm erklären müssen, was ich da gerade machte und warum. Er würde die Polizei rufen. Hank würde auftauchen. Oh Schreck. Eventuell würde ich die Nacht hinter Schloss und Riegel verbringen müssen, und ganz sicher würde Noah alles mitbekommen. Und Annie auch.
    Die Folgen wären noch schlimmer, sollte sich herausstellen, dass Foster Laura ermordet hatte.
    Es gab immer noch das Dach. Ich schob das Badfenster nach oben. Es ging leicht auf. Die frostige Nachtluft kühlte mein Gesicht. Ich wäre gleich draußen.
    Ich starrte nach unten in die Dunkelheit. Unmöglich. Das konnte ich nicht.
    Aber Foster hatte sein warmes Bett erwähnt. Vielleicht hatte er das Gelände längst wieder verlassen. Dann bliebe nur noch der DJ. Der beste DJ von Winsworth, wie er betont hatte. Ah ja.
    Ich hämmerte an Lauras Bürotür und brüllte: »Hilfe! Hilfe!« Bald schon waren Schritte auf der Treppe zu hören.
    »Wer ist da?«, drang eine Stimme durch die Tür. Er hörte sich nervös an. Sogar ängstlich.
    »Eine Freundin von Ethel«, rief ich. »Lassen Sie mich bitte hier raus.«
    Eine Pause, dann klapperte das Schloss, und die Tür ging auf. Dahinter erschien ein Typ mit teigigem Gesicht und Bartflaum, der etwa so groß war wie ich.
    »Hi!«, sagte ich und streckte eine Hüfte nach vorn. Ich hatte meine Kappe und die Handschuhe in meinen Bauchgurt gestopft, ein bisschen von Lauras Make-up aufgetragen und war in einen roten Minirock aus ihrem Wandschrank geschlüpft.
    »Wie zum Teufel sind denn Sie hier reingekommen?«
    Ich lächelte mit großen Augen. »Die Haustür war nicht abgeschlossen.«
    »Und was haben Sie hier gemacht?«
    Ich warf mein Haar in den Nacken und machte ein verdrießliches Gesicht.
    »He, ich weiß, das klingt jetzt echt komisch, aber Ethel hatte mir versprochen, dass ich Lauras Wandmalereien für ein Projekt fotografieren darf, an dem ich gerade arbeite. Ich, na ja, Foster hat das Ganze untersagt. Dabei sahen die doch so toll aus, dass …«
    Er verschränkte die Arme. »Ja, und …?«
    Ich leckte mir über die Lippen. »Dann bin ich halt heimlich reingehuscht, um sie zu fotografieren. Ich wusste ja nicht, dass die Malereien längst weg sind. Und dann habe ich euch beide gehört und mich versteckt.«
    Er grinste. »Und was haben Sie gedacht, als wir das Schloss angebracht haben?«
    »Ich, äh, hatte Angst.«
    »Ach ja?« Er grinste breit.
    Ich klimperte mit den Augendeckeln, legte eine Hand auf seinen Arm und sprach mit noch rauchigerer Stimme. »Ich hatte wirklich Angst. Ich bin ja so froh, dass Sie gekommen sind.«
    »Wirklich?«
    Er legte seine Hand auf meine Hüfte und wackelte mit den Augenbrauen. »Es gibt eine Couch hier drin.«
    Widerlich.
    Ich stotterte, wenn auch nur ein bisschen. »Wa…Was ist mit Foster?«
    »Der ist weg.«
    Ja! »Und bist du nicht der DJ hier?«
    »Kein Problem. ’s laufen gerade ein paar Lieder am Stück. He, ich kann schnell machen.«
    Darauf wettete ich. Ich lächelte. »Äh, klar.« Ich nahm

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