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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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seine Hand und zog ihn nach drinnen.
    »Aber kein Licht!«, sagte er.
    »Natürlich nicht.«
    Ich drehte mich um, legte ihm die Arme auf die Schultern und küsste ihn, mit Zunge und allem Drum und Dran, was höchst unerfreulich war.
    »Nett«, sagte er.
    Ich senkte meine Stimme, sprach leise und verrucht. »Ich freue mich echt, dass du, na ja, interessiert bist.« Ich hatte keinen Schimmer, wie ich aus diesem Schlamassel wieder herauskommen sollte. Aber vielleicht …
    »Ist schon ’ne Weile her, was?«, sagte er.
    »Ja, na ja. Manche Kerle kriegen ja immer gleich Paranoia …«
    »Paranoia?«
    »Wegen dieser blöden HIV-Infektion.«
    Er sprang zurück und fuhr sich mit der Hand über die Lippen. »Du Schlampe. Raus mit dir. Mach bloß, dass du hier rauskommst.«
    Ich flitzte die Treppe hinunter. Ich hörte ihn fluchen und das Wasser in Lauras Waschbecken aufdrehen.
    Mein Timing war vielleicht doch nicht so schlecht.

27
Grinsegesicht
    Als wir zurück zu meinem Truck rannten, erzählte ich Carmen schnell von meiner »Gefangennahme«. »Ich lass dich vorm Town Farm raus«, sagte ich und warf meine Ausrüstung ins Auto. Auf dem Parkplatz vor dem Restaurant hielt ich neben ihrem Elektroauto. Wir saßen eine Minute da, rangen nach Atem und versuchten zu begreifen, was wir da gerade getan hatten. Es war spät. Die Laternen beschienen eine leere Straße. Sogar die Touristen waren schon im Bett.
    »Jetzt erklär mir mal, warum Annie Drew heiratet«, sagte ich.
    »Noah will an Drews Land kommen, um weitere Parzellen für Emerald Shores zu haben. Und Drew ist entschlossen, für Annie zu sorgen, bevor er komplett abdriftet.«
    »Ich dachte, Noah ist wegen des Geldes so aufgebracht.«
    »Geld?« Sie schnaubte verächtlich. »Bei dem Deal geht es auch um Geld, aber mich erinnert das mehr an Sklavenhandel.«
    »Kein schöner Ausdruck«, sagte ich. »Aber ich verstehe, was du meinst. Annie im Austausch für Drews Land.«
    »So läuft das bei Noah.Zum Kotzen.«Sie wollte aussteigen.
    »Warte.« Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Woher wusstest du von Garys Eisfleck?«
    »Hä?«
    »Der Fleck von dem lila Fruchteis. Den hat er sich an dem Abend, als er bei mir war, geholt. Das Eis war aus meinem Gefrierfach. Wenn du den Fleck gesehen hast, musst du ihn danach getroffen haben.«
    Sie fuhr sich mit den Händen durch das rotbraune Haar. »Habe ich. Ganz kurz. Er ist auf der Suche nach Drew ins Restaurant geplatzt und war genauso schnell auch wieder weg. Ich hab’s Hank erzählt. Er schien dem nicht viel Bedeutung beizumessen.«
    »Ich …«
    »Schon gut.« Sie umarmte mich, und wir verabredeten, am nächsten Tag voneinander zu hören.
    Die Fahrt nach Hause schien ewig zu dauern. Ich machte die Fenster auf und ließ mir von der kühlen Sommernacht den Schweiß auf meinem Gesicht trocknen. Meine Kopfhaut juckte. Das heute Abend war keine meiner Sternstunden gewesen. Ich hatte soeben meinen ersten Einbruch begangen. Annie wurde für Drews Land verschachert. Und Gary hatte in der Nacht seines Todes nach Drew gesucht. Was davon mit Lauras Ermordung zu tun hatte, blieb unklar. Aber ich wusste, was mit Noahs Gier zu tun hatte.
    Ein Wagen folgte mir in meine Auffahrt. Ohne Licht. Verdammt. Mir war nicht gerade nach einem von »Onkel« Lewis’ Spielchen.
    Dank des Bewegungsmelders ging das Außenlicht am Cottage an. Oh. Es war Hank, diesmal ohne Uniform und in einem Pick-up. Und er sah nicht gerade erfreut aus.
    »Hi!« Ich glitt aus dem Auto. »Warum fährst du ohne Licht?«
    Er blickte noch finsterer. Er kam auf mich zu. Ich sah, dass Penny am Fenster stand und zuschaute. Hank stieß die Luft aus. »Heißer roter Minirock und Lippenstift, der auch noch verschmiert ist. Konntest du deshalb nicht mit mir essen?«
    »Darauf kannst du wetten …« Ich sah den Schmerz in seinen Augen. Dieser Dummkopf. Ich streichelte ihm über die Wange. »Ich hab noch nicht gegessen. Komm rein, dann kannst du uns was kochen, während ich dir alles erzähle.«
    * * *
    Hank kochte, während ich ihm von meinen Abenteuern berichtete. Er zuckte mit keiner Wimper, als ich ihm beschrieb, wie ich in Lauras Sender eingebrochen war. Er briet weiter Pilze für das Omelett, das er zubereitete. Seine einzige Reaktion bestand darin, dass er die Lippen aufeinanderpresste, ein sicheres Zeichen für sein Missfallen. »Ich sollte dich verhaften, verdammt noch mal«, sagte er schließlich.
    »Das kann ich dir nicht verdenken.« Ich schenkte den Cabernet ein, von dem ich

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