Leichenschrei
hoffte, er möge ihn wieder besänftigen. »Aber da du der County Sheriff bist, fällt das genau genommen nicht in deine Zuständigkeit.«
»Scheiß auf die Zuständigkeit.«
»Und genau das hast du getan, indem du Nachforschungen zu Lauras Tod angestellt hast.«
»Versuch nicht, vom Thema abzulenken. Ich finde das nicht lustig, Emma. «
Ich schnaubte. »Ich bin auch nicht dort eingestiegen, damit du dich amüsierst.«
»Es war falsch.«
»Ist aber nun mal passiert. Und vorbei. Also vergiss es.«
Hank lächelte nicht, und seine Knöchel wurden weiß, als er das Glas in die Hand nahm. »Es war illegal. Außerdem hätte dir etwas zustoßen können.«
»Deshalb bin ich auch nicht durch das Fenster raus.«
»Heiliger Strohsack!«
Ich stellte die Teller mit dem luftigen Omelett auf den Tisch und setzte mich. »Ich hatte Angst. Okay? Es hat mir nicht gefallen, und ich werde es auch nicht wieder tun. Können wir es dabei belassen?«
»Wer hat dir geholfen?«, fragte Hank.
Meine Gabel schwebte in der Luft. »Niemand.«
»Tally.« Er dehnte es wie ein dreisilbiges Wort.
»Was? Glaubst du etwa nicht, dass ich allein zu so was fähig bin. Das ist aber nicht nett, Hank. Das Omelett ist übrigens große Klasse.«
»Wechsel nicht wieder das Thema. Und nein, ich glaube nicht, dass du allein in den Sender gekommen bist.«
»Bin ich aber.«
»Lügnerin.«
»Beweis es doch.«
»Das habe ich vor.« Er nahm einen Schluck Cabernet. »Und, was genau hast du mit diesem misslungenen Abenteuer erreicht? Außer Mark ›Cruise Machine‹ Smith eine Heidenangst einzujagen?«
»Zuerst einmal habe ich Will Saccos Hetzbrief gesehen.«
Er nickte. »Gut, aber nicht wichtig, da er ihn geschrieben hat, weil der Sender die Howard Stern Show gebracht hat.«
»Ja, aber Ethel hat mir erzählt, dass Laura und sie sich über diese Briefe lustig gemacht haben. Also warum hat sie dann Wills Brief in der Tamponschachtel versteckt?«
Er nickte. »Gute Frage.« Er vertilgte den Rest seines Omeletts.
»Zweitens«, sagte ich. »Foster wird der neue Besitzer. Hat er Ethel gefeuert, weil sie etwas wusste, oder ist sie freiwillig gegangen?«
»Und weiter?«
»Und waren Fosters Gefühle für Laura echt oder nur gespielt, um den Mord an ihr und den anschließenden Kauf des Senders zu vertuschen?«
»Das scheint mir weit hergeholt. Ist doch deine Theorie, dass der Killer auch Gary auf dem Gewissen hat.«
Ich räumte unsere Teller ab. »Ja, aber ich dachte, wir wären uns darüber einig, dass Gary umgebracht wurde, weil er etwas wusste.«
»Wir waren uns über gar nichts einig. Aber deine Aussage bedeutet, dass der Killer Gary ziemlich gut gekannt haben muss. Und ich bezweifle, ob er und Foster sich je getroffen haben. Aber das kann ich ja rausfinden.«
»Weiter. Emerald Shores. Ich habe Unterlagen gefunden.«
»Und …?«
Ich hörte auf, die Teller abzuspülen. Ich wollte Hank nicht sagen, dass ich sie hatte mitgehen lassen. »Ich muss warten, bis ich die Fotos der Dokumente gesehen habe, weil ich sie dort nicht lesen konnte.«
»Warum nicht? Du hast doch alles andere gelesen?«
»Sehr witzig.«
Hank kam zum Spülbecken herüber. »Drew hat darüber nachgedacht, bei Noahs Projekt, Emerald Shores, einzusteigen. Aber in letzter Minute ist er abgesprungen.«
»Weil er an Huntington erkrankt ist?«
Hank schwieg. Seine Augen waren so blau, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Der Kummer, der daraus sprach, schockierte mich.
»Carmen hat es dir erzählt«, sagte Hank.
»Ja.«
»Drew hat keine Verwendung für langfristige Investitionen.«
»Nein, vermutlich nicht. Das ist so traurig.«
Hank nahm mir den Teller aus der Hand, spülte ihn kurz ab und stellte ihn in die Spülmaschine. »Ich gestehe, dass dieses Emerald Shores auch mein Interesse erregt hat.«
»Ich habe das Bauschild da draußen gesehen. Was ist zwischen Steve und Noah vorgefallen?«
Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Das liebe Geld. Noah konnte es nicht allein finanzieren. So hat es zumindest geheißen. Steve hat seine Leute abgezogen, bis er mehr Geld kriegt. Ich kann Steve verstehen, er muss schließlich die Löhne bezahlen und so. Aber das hat Noah ziemlich aus der Fassung gebracht.«
»Und wie passt Laura da rein? Warum hat sie Gary überredet, dort eine Wohnung zu kaufen? Zum Spaß? Um Noah Geld zu beschaffen? Das wüsste ich gern. Und schließlich ist da noch dieser Trennungsbrief.«
»Von …?«
»Ich bin nicht sicher. In dem Moment ist nämlich
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