Leichenschrei
unten ein Namensschild aus Messing.
»Champion Duster.« – »Chip’s Darling.« – »Rambling Rose.« – »Champion Van’s Crimson.«
»Unsere Schätze«, sagte Chip und gesellte sich zu mir.
»Schätze?«, fragte ich.
Chip strich mit den Fingern über eine Urne. »Unsere Babys. Dobermänner. Meine Frau und ich, wir, äh, können keine Kinder haben, also …« Er zuckte die Achseln.
Das war der erste menschliche Zug, den ich hinter seiner Fassade aufblitzen sah. Ich fand es traurig und anrührend zugleich.
»Haben Sie denn auch welche hier? Lebende Hunde, meine ich.«
»Madeline ist gerade unterwegs, um zwei von ihnen vorzuführen.«
»Das genießt sie bestimmt sehr.«
»Wir beide. Ich gehe immer mit, wenn es sich einrichten lässt.«
Wir kehrten in die Küche zurück, und Chip machte erneut Espresso. Er setzte sich wieder, und diesmal schob er seinen Stuhl so nah an meinen, dass ich sein Mundwasser riechen konnte.
Er schob mir mehrere gefaltete Blätter zu. »Da haben Sie ihn.«
Ich faltete den Vertrag auseinander und las. Sein Blick kitzelte mich im Nacken.
Aha. Da hatten wir es. Chips Vertrag unterschied sich eindeutig von Lauras. Er hatte mit Bleistift Bemerkungen an den Rand gekritzelt, und auch die Daten waren unterschiedlich. Lauras Vertrag war eine Woche vor Chips unterschrieben worden.
Ich überflog den Text, doch bei diesem Juristenkauderwelsch gab ich nach Seite eins auf. Ich lächelte Chip beruhigend an und blätterte dann zu der Seite mit den Unterschriften. Drew hatte Lauras Vertrag unterzeichnet, aber auf Chips stand sein Name nur in Druckbuchstaben. Keine Unterschrift.
Ich ging zu den Plänen über. Chips topografische Karte hatte eindeutig einen anderen Umriss als Lauras. Auf ihrer war Drews Besitz dabei. Auf Chips nicht.
Das Entscheidende war die Sickergrube. In Lauras Vertrag befand sich die Sickergrube der Anlage Emerald Shores auf Drews Grund. Bei Chips Vertrag – ohne Drews Besitz – war sie an einem anderen Ort eingezeichnet. Chip hatte daneben mit vielen Ausrufezeichen notiert: Nicht genehmigt. Boden nicht durchlässig!!!
Wow.
* * *
Als ich aufsah, glich Chips Gesicht einer Maske der Angst – er hatte die Lippen aufeinandergepresst, und seine furchtsamen Augen blinzelten. Er versuchte es mit einem leutseligen Lächeln. »Sieht doch ganz schön vielversprechend aus, oder? Diese Wohnungen werden großartig. Und Noah hat einen erstklassigen Designer an der Hand. Die Leute werden uns die Bude einrennen.«
»Aber nicht, wenn das Abwasser nicht versickert.«
»Aber das wird es. Bestimmt.«
»Was ist passiert, Chip?«
»Äh …« Sein Blick wanderte zum Fenster. »Wir mussten die Sickergrube im letzten Moment noch versetzen.«
»Weil einer ihrer Investoren abgesprungen ist? Drew Jones etwa? Ich sehe seinen Namen gedruckt, aber keine Unterschrift.«
»Ja, Drew ist abgesprungen.« Er lachte in sich hinein. »Ist aber nicht schlimm.«
»Ach nein? Aber er hat seinen Grund mitgenommen. Und da sollte die Sickergrube hin.«
»Also gut. Ja.« Chip drehte aufgeregt an seinem Ehering. »Und ich will ehrlich sein: Dadurch hat sich alles etwas verzögert.«
»Es sieht nicht gut aus für das ganze Projekt.«
»Das sieht nur so aus. Noah kümmert sich um alles.«
»Tut er das? So, wie er sich um Lauras Einmischung gekümmert hat?«
»Einmischung? Laura war doch die …« Er presste die Lippen zusammen.
»Die was, Chip?«, hakte ich nach und lächelte aufmunternd.
Chip kniff die Augen zusammen und entriss mir den Vertrag. »Sie wollen doch gar nichts investieren. Sie wollen bloß schnüffeln. Die ganze Sache ist absolut legal. Also, was interessiert Sie so?«
»Laura Beals Tod.«
» Was? « Meine Antwort schien ihn ernsthaft zu überraschen. Plötzliches Hundegejaule ließ uns beide zusammenzucken. Aus dem Jaulen wurde ein Bellen. Chip sprang vom Tisch auf. »Madeline ist mit den Hunden zurück. Sie gehen jetzt besser.«
»Was? Ohne Madeline und die Hunde zu sehen? Warum?«
»Sie wird müde sein. Und ganz verdreckt, weil sie den Morgen über mit den Hunden gearbeitet hat. Das ist alles.«
Ich sah aus dem Fenster. Madeline kam mit zwei Dobermännern um die Ecke. »Was, wenn Laura Beal wegen Emerald Shores gestorben ist? Was, wenn einer der Investoren sauer war, weil der Deal nicht zustande gekommen ist?«
»Das ist doch Unsinn. Wie können Sie es wagen, mir damit zu kommen?«
»Weil hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, Chip.«
»Dann fragen Sie doch Daniel
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