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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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Augen, aber die Bilder wurden nur heller und schärfer. Hinter meinen Lidern tanzte Feuer, und ich spürte, dass ein Augenpaar auf mir ruhte, als ich in meinem Nachthemd stolperte und taumelte.
    Ich riss die Augen auf und kreuzte den Blick eines Mannes in gelber Feuerwehrjacke, der neben der Auffahrt stand. Er starrte mich an. Sein Gesicht lag im Schatten des Feuerwehrhelmes, den er trug. Seine Arme baumelten herab, während das Feuer loderte. Will Sacco.
    Ich stolperte aus dem Truck und rannte hinter ihm her.
    Ich hatte ihn fast eingeholt, als mein Fuß an einer Baumwurzel hängen blieb. Ich flog der Länge nach auf den weichen, laubbedeckten Boden, und als ich wieder auf den Beinen stand, war er fort.
    Nur wenige Meter von meinem Standort entfernt lagen eine Feuerwehrjacke und ein Helm hinter einigen umgestürzten Bäumen.
    Ich holte Hank.
    »Ich habe gespürt, wie er mich anstarrt, das schwöre ich dir.«
    »Du hattest einen harten Tag«, sagte Hank, der sich gerade ein Paar Latexhandschuhe überzog.
    »Aber warum ist er dann weggerannt?«
    »Sieh mal in den Spiegel.«
    »Ha, ha.«
    Er nahm mein Kinn in die Hand. »Ich versuche doch nur, dich zum Lächeln zu bringen, Tal.«
    »Oh.«
    Er hob zuerst den Helm auf und drehte ihn in der Hand, dann griff er nach der Jacke.
    »Das war Sacco«, sagte ich. »Ich weiß es.«
    Hank sah mich über den Rand seiner Ray-Ban-Sonnenbrille hinweg an und begann dann, die Jacke zu durchsuchen. Mit der Hand tief in einer der großen Außentaschen hielt er inne und zog dann etwas heraus.
    Einen Block orangefarbener Post-its.
    Wir gingen zu den Überresten von Drews Camp zurück. Irgendwo da drin lag sein Leichnam auf dem Sofa und war bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Hank reichte einem der Polizisten aus Winsworth die Ausrüstung des Feuerwehrmannes und schob dann seine Hand in meine.
    »Jetzt dauert es nicht mehr lange«, sagte Hank.
    »Was meinst …«
    Eine donnernde Explosion ließ die Feuerwehrmänner gleichzeitig zurückspringen. Flammen schossen gen Himmel, und dann sanken die Hausreste wie in Zeitlupe nach innen, es krachte und knisterte, und dann ein Wumm, als die Konstruktion nachgab und alles brennend in den Keller stürzte.
    Asche und Ruß wirbelten auf, und die Feuerwehr fuhr fort, ihre Wasserfontänen auf die schwelende Glut zu richten.
    Hank wandte sich ab.
    »Du siehst furchtbar aus.« Hank lächelte, bevor er mich an Officer Gray übergab.
    »Du aber auch.« Ich legte die Hand an seine Wange.
    Hank sah Gray an. »Pass auf sie auf, Reba. Und auf die Gute hier.« Er zauste Peanuts Kopf. »Mein Charm war ihr Daddy.«
    »Vergiss die Pistole nicht«, sagte ich. – »Ich vermute, damit warten wir bis morgen«, sagte Hank. »Bis alles abgekühlt ist.«
    »Kommst du später ins Cottage?«, fragte ich.
    »Ich versuch’s.«
    Ich machte Rebecca Gray gegenüber meine Aussage. Aber zuerst einmal besorgte sie mir einen Burger und etwas zu trinken, denn: »Sie sehen aus, als würden Sie gleich ohnmächtig, Ma’am.«
    Sie versorgte Peanut mit der gleichen Speise, ersetzte aber das Limonadengetränk durch Wasser. Danach schlief der erschöpfte Hund in einer Ecke des Polizeireviers von Winsworth ein.
    Ich erzählte detailliert vom Zustand der Leiche, da der Leichenbeschauer ja nicht viel anzusehen haben würde.
    »Kaffee?«, fragte Gray.
    »Nein«, sagte ich. »Lassen Sie uns lieber weitermachen. Ich bin ziemlich am Ende.«
    Sie nickte und sah mich mitfühlend an. »Lassen Sie uns noch mal durchgehen, wie das war, als Sie das Camp betraten. Was ist mit dem Geruch?«
    Wieder kehrte ich zu dem Geschehenen zurück. In der Luft hatte ein starker medizinischer Geruch gelegen.
    »Keine Exkremente? Oder Urin?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Falls solche Gerüche da waren, dann habe ich sie wegen des Medizingeruchs nicht wahrgenommen. Außerdem war die Klimaanlage an.«
    »Und Sie konnten nur Drew Jones’ Nase sehen.«
    »Ja. Im Rückblick frage ich mich, warum ich nicht nachgesehen habe. Aber ich dachte ja, er würde schlafen. Ich wusste von seiner Krankheit, und obwohl ich mit ihm reden wollte … Ich wollte ihn halt nicht aufwecken.«
    »Verstehe. Aber das Einschussloch in seiner Schläfe haben Sie nicht gesehen, als sie ihn das erste Mal betrachtet haben?«
    »Nein.« Ich fuhr mit dem Finger über meine Lippen. »Nein, nur seine Nase und seinen rechten Arm. Ich denke mal, dass die Kraft des Schusses die Kappe fortgerissen hat, die dann auf das Einschussloch gerutscht ist.«
    »Warum

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