Leichenschrei
gewisse Sicherheit. Ich bezweifelte, dass Will mir vor seiner Frau und seinem Kind etwas antun würde.
Ich ging auf das Haus zu.
»Hallo, Scooter.« Ich ging neben seinem Dreirad in die Hocke. Er hatte den alten LeBaron umkreist. Die Fliegentür klappte, und ich sah über die Schulter.
Joy starrte mich an, vor Überraschung hatte sie die Augen weit aufgerissen. »Tally! Was ist denn mit Ihnen passiert?«
»Ein Feuer ist passiert«, sagte ich. »Peanut und ich sind nur knapp entkommen. Ich muss die Feuerwehr und die Polizei anrufen.«
»Äh, sicher doch. Kommen Sie rein und machen Sie sich sauber.«
Ich schlang Peanuts Leine um eine mickrige Buche, und Scooter wackelte sofort auf den Hund zu.
»Was sagst du da?«, fragte Joy, als sie Scooter auf ihre Hüfte setzte.
»Wauwau, Mama! Neeein!«
»Der Wauwau kann Krankheiten übertragen, Baby«, sagte Joy, als sie ihn ins Wohnzimmer zog. Sie reichte mir das Telefon. Ich wählte die Nummer der Feuerwehr und lief dann auf und ab, während ich der Zentrale meine Geschichte erzählte und hinzufügte, dass man bitte Sheriff Cunningham verständigen möge. Dann sank ich auf einen Küchenstuhl. Plötzlich merkte ich, wie elend ich mich fühlte.
Joy setzte Scooter mit einem Buch aufs Sofa und zog sich einen Stuhl neben mich. Sie legte einen Arm um meine Schultern. »Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist? Was ist passiert? Ich konnte nicht mithören, weil Scooter geweint hat.«
»Ist Will da?«
»Äh, nein. Er hat den ganzen Morgen in seinem Garten herumgewerkelt, aber vor einer Weile habe ich ihn in seinem Pick-up wegfahren hören. Wieso?«
»Mama!« Joy sprang auf und gab Scooter andere Bücher. »Jemand hat Drews Camp abgefackelt«, sagte ich, als sie zurückkam. »Oh nein! Und Sie haben alles gesehen?« »Ich war im Haus.« »Allmächtiger.« »Sie sagen es. Ich weiß nicht, ob der Brandstifter mitbekommen hat, dass ich dort war. Ich habe mich zu Drew bringen lassen, da mein Wagen momentan in Reparatur ist.« »Tally! Wie schrecklich.« »Sie haben noch nicht nach Drew gefragt.« »Nein. Ich hatte angenommen, er wäre nicht da gewesen.« »Er war da. Tot. Wie es aussieht, hat er sich umgebracht.« Sie presste eine Hand gegen die Wange. »So etwas habe ich befürchtet. Nicht das Feuer, aber das mit Drew. Weil er doch so krank war. Und dann noch Lauras und Garys Tod. Ich denke, das hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Glauben Sie, er könnte für den Tod von …?«
»Ich weiß nicht. Sein Handeln ergibt wenig Sinn. Er stand kurz davor, Annie zu heiraten.«
Joy verdrehte die Augen. »Dieses Gerücht kursiert seit Jahren in der Stadt, seit das mit seiner gescheiterten Ehe bekannt ist.«
»Das ist kein Gerücht. Annie hat es mir selbst gesagt.« »Das ist doch absoluter Unsinn, wegen seiner Krankheit.« »Ich dachte, Sie wüssten nichts von der Chorea Huntington?« »Was ist das?«, fragte sie.
Ich sah die Lüge in ihren Augen, ließ es aber auf sich beruhen. Sie schützte Drew noch immer. Aber jetzt hatte das keinen Sinn mehr. »Ich fühle mich nicht so toll.«
Joy beugte sich über mich. »Was kann ich Ihnen bringen? Saft? Ein Aspirin? Einen Whiskey?«
»Danke. Ich bleibe besser beim Saft.«
Während sie einschenkte, sagte ich: »Ich könnte jetzt auch etwas Wahrheit gebrauchen.«
Sie sah über ihre Schulter: »Was?«
»Die Wahrheit über Will.«
Sie reichte mir den Saft. »Wovon reden Sie?«
Ich trank das Glas halb aus und stellte es dann auf den Tisch. Joy hatte die Augen aufgerissen. Mir war zuwider, was ich da tat. »Ich glaube, dass Will das Feuer heute gelegt hat.«
»Ach, jetzt kommen Sie aber. Das ist doch Unsinn.«
»Ist es nicht, Joy. Und ich mache mir Sorgen um sie und Scooter. Brandstiftung ist gefährlich. Man kann dafür ins Gefängnis kommen.«
»Mein Will kommt nicht ins Gefängnis. Er würde nie Feuer legen.«
»Sind Sie sicher?«
Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Verdammt sicher. Wie können Sie es wagen, in mein Haus zu kommen und so was zu behaupten?«
Vielleicht irrte ich mich. Aber dieses Lied, das ich gehört hatte … »Ich habe keine Beweise. Noch nicht. Aber ich glaube, dass es stimmt.«
Sie zog einen Stuhl heran. »Das ist wegen des Feuers. Und weil Sie Drew gefunden haben. Sie sind ganz durcheinander. Will ist so ein guter Mann.«
»Aber er hat doch Gift und Galle gespuckt, als es um Gary ging. Und um den Sex.«
Sie winkte ab. »Ich sage Ihnen, so was würde er nie tun. Dazu hat er gar keinen Grund.«
Ich
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