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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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ich. Aber ich bin davon ausgegangen, dass wir zuerst ein paar Dinge klären.«
    Joy streckte den Kopf zur Tür heraus, winkte und verschwand wieder.
    Sie war in Sicherheit, und ich entspannte mich, obwohl ich Sacco nicht traute.
    »Das Einzige, was ich gerne klären möchte, ist die Frage, warum Sie das Feuer gelegt haben.«
    Er vergrub die Hände in den Gesäßtaschen. »Habe ich nicht.«
    »Hören Sie, ich war im Camp, als es anfing zu brennen, wie Sie sehr wohl wissen. Das war alles andere als lustig.«
    »Muss schrecklich gewesen sein. Aber damit habe ich nichts zu tun. Ich war in meinem Garten und habe gearbeitet. Ich habe erst davon erfahren, als Joy mir von all den verrückten Theorien erzählte, die Sie haben.«
    »Ich habe Sie pfeifen gehört, Will.«
    »Jeder pfeift mal.«
    »Aber nicht ›If I Had a Hammer‹.« Ich legte ihm eine Hand auf den Arm.
    Will sprang zurück und riss vor Schreck die Augen auf. »Fassen Sie mich bloß nicht an, klar? Kommen Sie mir nicht zu nahe.«
    Ich trat näher zu ihm. »Warum, Will? Was stört Sie so daran?«
    Er machte einen Schritt zurück. »Sie könnten Aids haben.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Von Aids, von der Krankheit Aids. Sie sind doch keine dumme Frau. Ich wette, Sie haben sein Blut angefasst. Sie könnten es also auch haben.«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Nennen Sie’s, wie Sie wollen, aber kommen Sie mir nicht zu nah.«
    Ich hatte sein Blut angefasst? »Meinen Sie Drew?«
    Will wedelte abwehrend mit der Hand. »Genau. Ich habe gehört, dass Sie drinnen bei der Leiche waren, und überall war Blut. Ich wette, Sie haben es angefasst.«
    Ich betrachtete ihn. Aus seinen Augen sprach die Angst, und seine Stirn war schweißgebadet. Wer hatte ihm diese lachhafte Story aufgetischt? »Will, Drew hatte kein Aids.«
    Will verdrehte die Augen. »Klar hatte er Aids. Ich werde es ja wissen. Meine Tish ist schließlich daran gestorben.«
    »Aber …« Konnte es sein, dass Drew Aids und Chorea Huntington gehabt hatte? Nein. Hank hatte die Erbkrankheit bestätigt. »Drew hatte kein Aids.«
    Ein Auto rumpelte mit röhrendem Auspuff über den ungeteerten Weg und übertönte meine Worte.
    In dem Auto saß Noah.

36
Die Falle schnappt zu
    Als ich mich wieder umdrehte, war Will auf dem Weg ins Haus.
    »Mist«, sagte ich.
    Ich ging ihm nach, hämmerte an die Tür und hörte Rufe. Joy und Will, und dann fing Scooter an zu weinen.
    Mit quietschenden Bremsen und in einer Staubwolke kam Noah vor dem Haus der Saccos zum Stehen.
    Ich trabte zu Noahs Wagen hinüber.
    »Noah«, sagte ich.
    Er sah mich aus zusammengekniffenen Augen durchs Fenster an. Er drückte auf einen Knopf, und das Fenster glitt nach unten.
    »Wühlen wir mal wieder im Dreck, was?«
    »Ich würde eher sagen, das Gegenteil. Sie müssen mir für so einiges Rechenschaft ablegen, Noah Beal.«
    Eine Metalltür knallte. Will und Joy standen vor der Tür auf der Treppe. Scooter saß auf Joys Hüfte.
    »Ich habe Noah angerufen.« Joy schubste Will vor.
    Noah stieg aus und knallte die Tür zu. »Das hast du, Joy, aber mir ist nicht klar, warum du meine Hilfe brauchst.«
    »Weil es an der Zeit ist, dass du einige Dinge klarstellst«, sagte sie. »Will hat immer die Drecksarbeit für dich gemacht, und damit ist jetzt Schluss. Erzähl Tally, wie du ihn gezwungen hast, das Feuer an Drews Haus zu legen.«
    Noah verschränkte die Arme. »Alles Unsinn.«
    Joy verringerte die Entfernung zu uns, Will folgte ihr. »Tally denkt, dass Will Drew getötet haben könnte«, sagte sie. »Und dann das Haus abgebrannt hat, um es zu verbergen.
    Aber das ist nicht die Wahrheit. Stimmt’s, Noah?«
    »Woher soll ich das wissen?«, meinte Noah.
    »Weil du derjenige warst, der ihn veranlasst hat, das Feuer zu legen«, sagte Joy. »Und alles nur wegen deiner dummen Geschichte.«
    »Nicht, Joy«, sagte Will.
    Sie gaben ein beeindruckendes Bild ab. Will scharrte mit den Füßen im Dreck. Joy starrte Noah wütend und mit gerötetem Gesicht an. Und Noah schüttelte nur den Kopf. Aus jedem Quadratzentimeter seines gebräunten Gesichts sprach Verachtung.
    Noah wandte sich zum Gehen.
    »Einen Moment, Noah.« Ich versperrte ihm den Weg. »Haben Sie Will etwa die Geschichte mit dem Aids in den Kopf gesetzt? Will meinte gerade, dass er Angst vor mir hat, weil ich mit Drews Blut in Berührung gekommen bin. Und dass Drew Aids hatte. Aber Drew hatte gar kein Aids, nicht wahr, Noah?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Natürlich wissen Sie es. Bis gestern hatte

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