Leichenschrei
Schwachsinn.«
Der Killer vielleicht schon. »Ich nehme an, dass das Blut auf dem Stein von Laura stammt?«
Hank kaute auf seinem Schnauzer. »Ja. Nur von ihr. Ich mache mal einen Rundgang. Warum gehen Sie nicht mit Penny in die andere Richtung? Dann nähern wir uns in Kreisen dem Zentrum.«
»Alles klar.« Penny und ich kannten diese Übung. Sie hatte so etwas viel öfter gemacht als ich, damals in ihrer Zeit als Spürhund. Ich ließ die Umgebung auf mich wirken. Versuchte, alles ohne vorgefasste Meinung wahrzunehmen.
» Revir «, sagte ich zu Penny und bedeutete ihr damit, dass sie drauflosschnüffeln sollte. » Revir. «
Ich folgte Penny und blickte nach rechts und links, während wir uns zum Zentrum der Spirale vorarbeiteten. Andere hatten das bereits getan, aber es konnte nie schaden, es noch einmal zu tun. Und sie hatten ja auch keine Penny gehabt, die besonders intuitiv vorging. Ich schwitzte in der späten Nachmittagssonne, ein Fest für die Mücken. Ich zog mein T-Shirt aus der Jeans und wischte mir übers Gesicht. Ab und zu sah ich zu Hank hinüber. Sein Rücken war schweißnass.
Etwa drei Meter von dem toten Stein entfernt hielt Penny abrupt inne. Sie hob schnüffelnd die Nase, ihr Kopf ruckte vor und zurück. Sie spürte etwas. Aber was?
Sie bellte zweimal, kauerte sich dann auf den Boden und robbte vorwärts, genau an der Spur von Lauras Blut entlang. Sie bog nach rechts ab, und ich folgte ihr. Ein großer Felsbrocken lag vor uns.
Fast hätte ich schon Hank gerufen, wollte aber erst noch abwarten, was sie gefunden hatte.
Ein Augenpaar, in meinem Rücken. Ich fuhr herum und hielt Ausschau nach Kindern, Übeltätern oder auch nur Touristen. Ich beschattete die Augen mit der Hand, aber ich sah niemanden.
Ich war erschrocken, das war alles. Dieser Ort wäre jedem unheimlich.
Penny stand vor dem Felsbrocken. Ich strich mit der Hand darüber. Jaulend umkreiste sie ihn und fing dann an, davor zu graben.
» Nech to! Hör auf!« Sie hielt sofort inne.
»He, Hank!«, rief ich.
Er kam eilig herbei. »Was hat sie gefunden?«
»Hier ist etwas.« Er half mir, einen kleineren Stein wegzurollen. »Da.«
Wir hatten drei halb gerauchte Zigaretten mit weißen Filtern entdeckt.
»Nett«, sagte Hank.
» Hodny «, sagte ich und kraulte Pennys Schnauze. »Gutes Mädchen. Hodny. «
Ich machte ein paar Fotos, dann verstaute Hank die Kippen.
»Die helfen uns weiter«, sagte er. »Vielleicht gibt es von unserem Knaben registrierte DNA-Proben oder Fingerabdrücke. Wenn es auch welche von Pinkham gibt, könnten wir ihn dadurch entlasten. Wenn dieser Idiot doch nur nicht abgetaucht wäre.«
Ich lehnte mich gegen den Felsbrocken. »Das ist übel, Hank.«
Er nickte.
»Wir haben drei Zigaretten. Unser Mörder hat drei Zigaretten geraucht, während er Laura Beal beim Verbluten zusah. Er hatte das Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben. Er hat sie kriechen gesehen, hat ihr Stöhnen gehört. Und nach ihrem Tod hat er sie so lange liegen lassen, bis sich eine Blutlache neben ihr gebildet hatte. Erst, als er ganz sicher war, dass sie nicht mehr lebte, hat er sie zu dem Stein gezerrt. Sie drapiert. Ihre Kleidung geordnet.«
Hank nickte und blickte zur Seite. »Das ist eine schlimme Vorstellung.«
»Ich weiß. Ein furchterregender Mensch, dieser Killer. Er hätte Laura jeden Moment von ihren Qualen erlösen können, aber er hat sich an ihrem Todeskampf geweidet, ihren Schmerz genossen. Wenn ihm irgendjemand dabei in die Quere gekommen wäre, hätte er ohne zu zögern wieder getötet.«
»Ich werde heute nicht allzu gut schlafen«, sagte er.
Das würde ich auch nicht.
Ich machte mir im Kopf einige Stichpunkte über Lauras Beziehung zu ihrem Mörder, während Hank den Abhang auf der Gegenseite erklomm, wo er nach »neuen Perspektiven« suchte, wie er es nannte.
Ich hörte ein »Scheiße!« und fuhr herum.
Rund um Hank gingen polternd Felsbrocken und Steine zu Boden. Er hechtete nach links und baumelte mit einer Hand an der Felskante.
Ich rannte zu ihm. »Halten Sie sich fest!«
Steine rollten um ihn herum, dann krachte ein größerer Felsbrocken genau auf seine Hand. Ich rannte schneller. »Hank!«
Er schauderte, versuchte, sich festzukrallen, doch seine Finger glitten ab, und er rutschte auf dem Hintern nach unten, wobei er seine blutige Hand gegen die Brust drückte.
Er kam abrupt auf und saß dann mit dem Rücken zur Wand des Steinbruchs da. Seine breite Brust hob und senkte sich ruckartig.
Ich kniete mich
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