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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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ging nicht wirklich um den Truck, stimmt’s? Er hat Sie um Geld angebettelt, richtig?«
    »Ich würde nicht …«
    »Geben Sie ihm bloß kein Geld. Lewis ist ein Fass ohne Boden. Annie, Dud Shea, Suki Morres und viele andere. Eine Menge gutherziger Menschen haben zu seinem ›Fonds‹ beigetragen, wie er es nennt. Und tun es immer noch, soweit ich weiß. Vor drei Monaten hat er sich auch an Laura drangehängt. Also seien Sie vorsichtig.«
    »Vorsichtig …« Lewis und Laura? »Ja, das werde ich. Danke.«
    »Was hat Hank dazu gesagt, dass Sie in Lauras Haus waren?«
    »Er war nicht erfreut. Danke, dass Sie ihn nicht angerufen haben.«
    »Wer sagt, dass ich das nicht getan habe?«
    »Hank. Er meinte, einer seiner Deputys hätte mich gesehen, als ich das Anwesen verließ.«
    »Echt schlimme Sache, das mit Gary Pinkham«, meinte Carmen. »Da habe ich mich wohl geirrt.«
    »Geirrt …?«
    »Ich habe nicht geglaubt, dass er Laura getötet hat.«
    »Ich bin mir da auch nicht sicher.«
    »Aber es sieht alles danach aus.« Sie seufzte. »Wissen Sie, wie ich ihn sehe? Als ein großes Schulkind im Blaumann, mit einem lila Fleck auf dem T-Shirt. Schwer zu glauben, dass er sie umgebracht haben soll … Aber ich tue es.«
    »Wirklich? So klingen sie gar nicht. Vielleicht wollen Sie es nur glauben, weil es leichter ist. Weil dann ihre anderen Freunde aus dem Schneider sind.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Mein Mann ruft. Ich muss los.«
    Das Freizeichen tönte in meinem Ohr.
    Eine Stunde später entspannte ich mich in der Wanne mit den Löwentatzen. Penny hatte sich auf der Matte zusammengerollt und sah zu, wie ich an meinem zweiten Bourbon nippte.
    »Willst du auch einen?«
    Penny kniff die Augen zu und öffnete sie wieder.
    Ich hielt das für ein Nein. »Und, was denkst du, Pens? Ein heftiger Tag. Bei Carmen bin ich mit der Tür ins Haus gefallen. Ich muss vorsichtiger sein.«
    Über dem Rauschen des Wasserhahns hörte ich, wie das Telefon klingelte. Wieder. Ich ließ den Anrufbeantworter drangehen. Wieder.
    Dampf hüllte mich ein. Meine Muskeln entspannten sich, meine Lider schlossen sich.
    Da sah ich Gary Pinkham vor mir; er war am Leben, grinste, schob die Hände in die Taschen seines Overalls und leckte dieses blöde …
    Wow.
    Ich stellte meinen Drink auf die Ablage und fuhr mir mit dem Handtuch übers Gesicht. Carmen hatte gesagt, sie hätte Gary mit einem lila Fleck auf dem T-Shirt gesehen. Den Fleck hatte er sich hier geholt, als er das Fruchteis aß.
    Was bedeutete, dass sie ihn noch einmal gesehen hatte, nachdem er mein Cottage verlassen hatte.
    Ein Klopfen an der Tür ließ mich vor Schreck an die Decke springen. Das meine ich natürlich nicht wörtlich, obwohl genug Wasser spritzte, um Penny zu einem hastigen Rückzug zu veranlassen.
    Ich warf meinen Bademantel über und stürzte zur Tür, wobei ich eine nasse Spur hinterließ.
    Ich bezweifelte, dass »Onkel Lewis« mir so bald wieder einen Besuch abstattete.
    Ich spähte durch das kleine Fenster in der Tür. Die Störung brachte mich in Wallung, und darunter mischte sich eine gehörige Portion Angst.
    Meine Wut kochte über. Da stand Hank.
    Er grinste mich breit an. Ich erwiderte sein Lächeln.
    Seine Nasenflügel blähten sich. »Machen Sie auf, Tally. Sofort.«
    Sofort, dass ich nicht lache. Für wen hielt der sich? »Sie können mich mal, Hank.«
    »Sie machen jetzt besser diese Tür auf, oder …«
    Ich drückte die Handflächen gegen die Ohren. »Wir sprechen morgen darüber.«
    Hank wurde zorniger und rief etwas, das sich anhörte wie »verdammtes Weibsbild« oder so ähnlich.
    Ich war nicht in der Stimmung, mit ihm zu streiten. Ich winkte ihm zum Abschied, ließ das Wasser aus der Wanne, wischte alles trocken und trollte mich nach oben ins Bett.

21
Verschüttete Milch
    Am nächsten Morgen, es war Montag, rief ich den Radiosender an. Ich hoffte, Ethel, die Empfangsdame, an die Strippe zu bekommen. Doch Foster nahm ab. Also verwarf ich den Plan mit Lauras Büro und beschloss, stattdessen dem Ort einen Besuch abzustatten, wo einmal das Trenton-by-the-Sea meines Vaters hätte entstehen sollen. Auf der halbstündigen Fahrt dorthin gestand ich mir ein, dass ich mich Hank gegenüber am Abend zuvor wie ein Idiot benommen hatte.
    Ich kurbelte die Fenster herunter und ließ mir den warmen Wind ins Gesicht wehen. Warum nur benahm ich mich diesem Mann gegenüber so kindisch? Wenn ich Hank nie wiedersehen würde, konnte ich die Frage übergehen. Jetzt fühlte ich mich

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