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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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kannte.
    »Hi. Hier ist Tally Whyte. Ist Ethel da?«
    »Einen Moment, bitte.«
    Während in der Warteschleife Werbung lief, rief ich mir ins Gedächtnis, was ich zu Ethel sagen wollte. Ein Klicken unterbrach die Werbung für eine Hummerzucht in Trenton. »Miss Whyte, hier spricht Foster.«
    »Hi. Ich war auf der Suche nach Ethel.«
    »Diese miese Schlampe.«
    »Wie bitte?«
    Ein Seufzen. »Ach, ich sollte nicht so empfindlich sein, aber sie hat mir die ganze Übergabe an den neuen Eigentümer überlassen.«
    »Mit anderen Worten, Ethel ist weg?«
    »Es scheint so. Und ohne jede Vorankündigung. Ist heute Morgen einfach nicht aufgetaucht, und als ich bei ihr angerufen habe, kam eine Ansage, dass der Anschluss nicht mehr existiert.«
    »Gab es eine Nummer, wo …«
    »Nicht in der Ansage. Und in ihrer Personalakte hier steht auch nichts. Ich bin zu ihrer Adresse gefahren. Alles verlassen. Jetzt frage ich Sie, wie konnte sie mir das antun? Die Vorstellung, dass Mr Beal Lauras Sender verkaufen könnte, war schrecklich für sie, aber … Kann ich Ihnen helfen?«
    »Äh, nein. Ich habe nur angerufen, um ein Treffen mit ihr auszumachen. Hm. Mir gegenüber hat sie nichts davon erwähnt, dass sie gehen wollte.«
    »Seit Laura … Ethel war ziemlich unzufrieden hier. Hat sie Ihnen erzählt, dass Mr Beal nicht vorhatte, sie zu behalten?«
    »Es überrascht mich nicht, dass diese zwei sich nicht ausstehen konnten. Ich würde gerne vorbeikommen und …«
    »Unmöglich. Mr Beal hat streng untersagt, dass irgendwelche Fremden in den Sender kommen, solange er nicht verkauft ist.«
    »Aber …«
    »Bedaure, aber nein.«
    »Sicher doch. Alles klar. Trotzdem danke, Foster.«
    Als ich auflegte, empfand ich einen Anflug von Sorge um Ethel.
    Das Telefon klingelte.
    »Wie geht’s?«, fragte Carmen.
    »Ganz gut, denke ich.« Ich erzählte ihr von Ethels Abgang.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Carmen. »Ich hab gesehen, wie sie heute Morgen zum Flughafen abgefahren ist.«
    Erleichtert erzählte ich ihr von Lauras Wandmalereien und Fosters strikter Weigerung, mich noch einmal in ihr Büro zu lassen. »Könnte doch sein, dass da etwas Wichtiges zu finden ist.«
    »Du könntest immer noch Noah fragen«, meinte sie.
    »Guter Witz«, sagte ich.
    »Wir könnten einbrechen.«
    »Der Witz ist ja noch besser, Carm.«
    »Nein, ich mein’s ernst«, sagte sie. »Äh, na ja, ich bin zwar nicht gerade stolz darauf, aber während meiner Jahre als Junkie hab ich da gewisse Fertigkeiten entwickelt. Bin noch nie geschnappt worden.«
    »Es gibt immer ein erstes Mal. Und mir ist nicht gerade nach zu viel Publicity, das darfst du mir glauben.«
    »Hast du nicht gerade gesagt, dass es da vielleicht etwas Wichtiges zu finden gibt?«
    »Komm mir nicht so«, sagte ich. »Vergiss es.«
    »Dann mach ich’s allein.«
    »Von wegen.«
    »Sag mir einfach, was du brauchst«, meinte sie. »Und ich finde es.«
    »Das ist doch nicht das Gleiche wie Eier kochen, verdammt.«
    »Sind wir nicht mehr die überlegene Psychologin?«
    »Hör schon auf.«
    »Nein, du. Bist du nun dabei oder nicht?«
    Ich sah ein Beerdigungsunternehmen vor mir, in das ich einst ohne Ankündigung eingedrungen war. Das war in einem anderen Leben gewesen. »Also gut, ich bin dabei.«
    Wir beschlossen, bis zum Abend zu warten, Carmens einzig vernünftige Idee. Hank rief gegen zwei Uhr nachmittags an und berichtete, dass die Fingerabdrücke aus meinem Büro bisher niemandem zugeordnet werden konnten. Er wollte mich am Abend sehen, doch ich gab vor, Halsschmerzen zu haben. Sofort hatte ich wieder ein schlechtes Gewissen.
    Als es gegen drei Uhr an meiner Tür klopfte, verstärkte das meine Angst noch. Ich hatte gerade meine Einbrecherkleidung anprobiert und niemanden in der Auffahrt gehört.
    Ich riss mir die Sachen vom Leib, schlüpfte in Shorts und T-Shirt und machte auf. Vor der Tür standen Annie und Steve Sargent. Annie hatte eine Keksdose in der Hand und lächelte.
    »Hi«, sagte sie. »Wir dachten uns, wir kommen mal vorbei.«
    »Macht Ihnen hoffentlich nichts.« Steve zog seine Kappe ab, und sie traten ein.
    »Ich hab dir die hier gebacken.« Annie reichte mir die Keksdose. »Magst du sie immer noch mit Walnüssen? So wie früher?«
    »Darauf kannst du wetten.« Ich öffnete die Dose. Darin stapelten sich große, appetitliche Cookies mit Schokostückchen. Ich holte Milch und Gläser heraus. Steve lehnte an der Küchentheke, während Annie sich auf einen Stuhl setzte. »Ist schon okay, wenn Steve

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