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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Es hatte geheißen, der Muselmane Sabbah mit seinen Gefolgsleuten hätte den Woiwoden überfallen, hinterhältig in tiefster Nacht. Das hatte dazu geführt, dass Draculea sich eine Schutztruppe zusammenstellte. Stabener hatte den Männern, die danach auf Burg Poenari eintrafen, anfangs keine Beachtung geschenkt. Es waren einfache Söldner gewesen, grobschlächtige Fußsoldaten, Schergen der untergeordneten Ränge. Nichts, das ihm Angst gemacht hätte. Aber dann war etwas mit den Männern geschehen, etwas, das Stabener Furcht einflößte.
    Vlad hatte etwas mit den Männern gemacht. Sie wurden immer schweigsamer, brutaler und sie stanken. Ein Hauch von Verwesung lag über dem Burghof von Poenari, wenn Vlads Schutztruppe, seine Leibwache, exerzierte. Und die Männer blieben am Tag in der Burg. Nur nachts kamen sie ins Freie und verließen die Festung. Eines Nachts war er ihnen gefolgt. Die Männer hatten ein Dorf aufgesucht, das in der Nähe der Burg lag. Was sie dort getan hatten, war selbst für den hartgesottenen Stabener zu viel gewesen. Die Männer hatten das ganze Dorf niedergemacht, Männer, Frauen und Kinder, Junge und Alte ohne Ausnahme und sie hatten das Blut der Toten getrunken.
    Diese Männer waren keine Menschen mehr, sie waren Blutsauger, Vampire. Stabener wusste, dass auch Draculea ein Vampir war, so wie die Frau, die den deutschen Freiherrn begleitete, aber diese Vampire waren anders als die Männer, die das Dorf überfallen hatten. Diese Vampire hier hatten keine Kontrolle über sich, waren wie Tiere und unersättlich in ihrem Blutdurst. Stabener war so schnell er konnte zurück nach Poenari geritten. Er wollte seine Sachen holen und dann so schnell wie nur möglich das Weite suchen. Aber die Vampire hatten ihn fortreiten sehen und waren ihm gefolgt.
    Sie waren vielleicht blutrünstige Bestien, aber sie waren nicht dumm. Kurz nach ihm waren sie auf Poenari eingetroffen und hatten ihrem Herrn berichtet. Vlad Draculea hatte ihn vor die Wahl gestellt. Tod oder einer der ihren werden. Karl Stabener hatte gelacht, sein Schwert gezogen und es dem ersten Vampirsoldaten, der ihm entgegentrat, in die Brust gestoßen. Der Vampir hatte nur seine Zähne gefletscht und war weiter auf ihn eingestürmt. Stabener hatte gekämpft wie ein Löwe, aber die zu Boden geschlagenen Vampire hatten sich wieder erhoben und unbeeindruckt weitergekämpft.
    Einem trennte er den Kopf vom Rumpf und dieser blieb am Boden. Sein Körper verging in Rauch und Feuer und ließ nur einen Haufen Asche zurück und einen widerwärtigen Gestank in der Luft. Aber es waren zu viele, um sie alle zu enthaupten. Die schiere Masse der Vampire drängte ihn immer mehr zurück, bis auf den Wehrgang, der sich hinter den Zinnen Poenaris um die ganze Burg herumzog. Schließlich hatten sie ihn eingekreist und Stabener war über die Brüstung in die Tiefe gestürzt. Und hier lag er nun mit zerschmetterten Gliedern. Draculea schien sicher zu sein, dass Stabener den Tod gefunden hatte, denn er ließ nicht einmal nachsehen, wo der Abgestürzte aufgeschlagen war. Er war sicher, dass Stabener tot war.
    Es war auch nur Glück gewesen, dass er nicht auf die Felsen gestürzt war, sondern auf einem abfallenden Stück mit Gras bewachsener Erde gelandet war. Das hatte seinen Sturz abgebremst. Karl Stabener stemmte sich mit seinem unverletzten Arm hoch und lehnte sich unter Schmerzen gegen den hinter ihm aufragenden Felsen. Es war kalt. Am gestrigen Morgen hatte Raureif auf den Ästen der Bäume um die Festung gelegen. Der Winter kam früh in diesem Jahr. Er konnte seinen Atem in der kalten Luft sehen, wie er in kleinen weißen Wölkchen davontrieb. Stabener hustete und seine gebrochenen Rippen schmerzten. Wie lange würde es dauern, bis er das Zeitliche segnete?
    Dann schob sich ein Schatten vor seine Augen. Etwas Großes, Schwarzes verdunkelte den helleren Himmel. Stabener hob den Blick. Was er sah, ließ ihn zusammenzucken. Er tastete nach dem Dolch, der in seinem Gürtel steckte, denn das, was da vor ihm stand, konnte nichts Gutes sein. Dort stand der Schakalköpfige, der Leopold von Segescin enthauptet hatte, der Schakal, der Vlad Draculea mit Hassan-i-Sabbah und dem Werwolf zusammen angegriffen hatte.
    War er real oder trogen ihn sein Sinne? Stabener wollte sich verteidigen, zu Tode verletzt oder nicht. Es gelang ihm, den Dolch aus der Scheide zu ziehen, aber eine weiche Hand drückte den geschwächten Arm leicht herunter und nahm ihm den Dolch ab, wie man einem

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