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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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Nacht hatte sie noch einen Weg zu machen, bei dem sie von Steinborn lieber nicht dabeihaben wollte. Sie und der Freiherr waren sich in den letzten Tagen mehr als nahe gekommen und eben dies war der Grund, dass sie nun lieber allein ging. Rebekka musste den Drachen, der in ihr schlummerte, unter Kontrolle halten, indem sie Blut trank. Deshalb war sie ein Vampir, das war ihr Fluch, ihre Last, die sie allein tragen musste. Es war Wochen her, dass sie getrunken hatte und es war ungewiss, wann sie wieder trinken würde, wenn sie erst auf Reisen waren, denn sie würden ihren Weg jenseits der Straßen suchen, die die Menschen benutzten und die von Vlads Truppen kontrolliert wurden.
    Montpellier hatte, wie die meisten Städte, ein Amüsierviertel, in dem ein Mann für Geld alles bekommen konnte, nach dem er begehrte. Ob Weiber oder Knaben, Drogen aller Art oder Bier, Wein oder Branntwein – hier gab es alles! Hier würde Rebekka finden, was sie suchte. Kurz vor Mitternacht machte sich die Vampirin auf den Weg. Überall gab es schlechte Menschen, die sich einen Dreck um andere scherten, die vom Leid anderer lebten. Menschen, denen es nichts ausmachte, wenn andere Menschen durch ihre Schuld starben und solche, die sich geradezu daran erfreuten. Die suchte Rebekka.
    Sie suchte sich eine dunkle Gasse, direkt zwischen einem Bordell und einen billigen Spelunke. Es war ein Leichtes für sie, auf das Dach der Schenke zu steigen. Dort wartete sie, ein lautloser Jäger in der Nacht, und sie wartete geduldig. Die Nacht war dunkel. Neumond. Rebekka hörte das Gelächter der Betrunkenen, das Stöhnen der Freier, die sich mit den Prostituierten vergnügten, das Weinen der Mädchen, wenn die Männer befriedigt weiterzogen. Das Gepöbel eines Zuhälters, die Schläge ins Gesicht des Mädchens, das nicht genug Geld einbrachte. Rebekka wartete.
    Weit nach Mitternacht betrat ein Mann die Gasse. Er zerrte ein junges Mädchen hinter sich her. Rebekka roch das Blut. Er hatte die Kleine geschlagen. Das Mädchen war kaum älter als sechzehn Jahre. Rebekka musste an ihre Schwester Elisabeth denken, die so jung hatte sterben müssen. Dieses Mädchen würde nicht sterben! Rebekka sprang und landete genau vor dem Kerl, der sie mit aufgerissenen Augen anstarrte. Sie mochte ihn erschreckt haben, aber er reagierte sofort, zog ein Messer und hielt es vor sich. In der dunklen Gasse konnte er nicht erkennen, wer da vor ihm gelandet war. „Was willst du?“, grunzte er. Rebekka konnte den billigen Schnaps riechen, den er getrunken hatte. „Lasst das Mädchen gehen!“, sagte Rebekka leise.
    Der Kerl erkannte an ihrer Stimme, dass sie kein Mann war und fühlte sich sofort überlegen. „Einen Scheiß werde ich!“ Er pfiff kurz zwischen den Zähnen hindurch. Schritte kamen die Gasse hoch. Zwei, nein, drei Männer, nicht weniger abstoßend riechend als der erste. „Frischfleisch, Jungs!“, knurrte er. Die heruntergekommenen Schläger schoben sich an ihm vorbei und bauten sich vor Rebekka auf. „Macht ihr Gesicht nicht kaputt, sonst will sie keiner mehr ficken und sie bringt uns kein Geld!“, befahl er.
    D er vorderste der Kerle lachte gehässig. Er holte mit der Faust aus und schlug zu. Rebekka packte den Arm des Kerls, drehte ihn so schnell herum, dass der Knochen splitterte und riss ihn ihm aus dem Gelenk. Der Mann starrte entsetzt auf den blutenden Stumpf. Die anderen hinter ihm wichen kurz einen Schritt zurück, dann besannen sie sich und zückten ihre Waffen. Für die Vampirin war es, als bewegten sich die Männer langsam und wie betrunken. Sie hatte keine Mühe mit ihnen. Ein schneller Tritt gegen das Knie des nächsten heranstürmenden Mannes.
    Das Bein knickte wie ein Strohhalm nach hinten und der Angreifer lag schreiend und sich windend am Boden. Der folgende bekam Rebekkas ausgestreckte Finger mit Kraft ins Gesicht. Zeigefinger und Mittelfinger stachen in seine Augen. Rebekka krümmte die Finger und riss den schreienden Mann zu Boden. Ein Tritt in seinen Nacken ließ ihn verstummen. Der Dritte stand wie erstarrt und hielt ihr seinen Dolch entgegen. Rebekka wischte den Dolch beiseite, als sei er ein Zahnstocher, griff den Mann an den Schultern und zog ihn blitzschnell zu sich heran. Ihre Zähne bohrten sich in seinen Hals. Sein warmes Blut rann in ihren Mund und sie trank, bis er aufhörte zu zucken.
    Noch immer hielt der erste Mann das junge Mädchen an den Haaren fest. Der Mann stand da und starrte mit verzerrtem Gesicht auf die drei Männer,

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