Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
Vom Netzwerk:
zu von Steinborn hinüber. Sie legte ihren Arm um seinen Nacken und sah ihm tief in die Augen. Von Steinborn wünschte sich, dass sie ihn nie wieder loslassen würde. „Ich habe geträumt … von Michel und einem Feld voller Knochen ...“, sagte er leise. Rebekkas Atem roch nach Salbei und Minze.
    „Michel? Nostradamus?“, fragte sie. „Das ist … seltsam.“ Sie ließ den Freiherrn los und trat einen Schritt zurück. „Victor, ich hatte eben eine … Vision. Oder etwas, das einer Vision gleichkam.“ Rebekka machte eine ratlose Geste. „Ich war draußen und habe mir den Himmel angesehen und dann … plötzlich … ohne Vorwarnung, hatte ich diese Vision. Ein Feld. Knochen, die wie Kornähren daraus hervorwuchsen. Dann war da Michel … Nostradamus. Er sagte mir, ich müsse mit ihm zusammenarbeiten. Victor? Wer ist … er?“
    Von Steinborn hob die Schultern. „Ich weiß es nicht ...“ Er griff Rebekka um die Taille, zog sie zu sich heran und küsste sie sanft. „In meinem Traum sagte Michel, Ihr müsst mit ihm zusammenarbeiten. Er sagte, es sei wichtig und er nannte ihn den Greif.“ „Hassan“, flüsterte Rebekka. „Er meinte Hassan-i-Sabbah.“ Von Steinborn runzelte die Stirn. „Könnte angehen. Seine Rüstung … sie sieht aus wie ein Greif.“ Der Freiherr streichelte Rebekkas Haar. „Aber wo hält sich Hassan auf? Er ist mit Eurem Kriegshammer verschwunden.“
    „Ich nehme an, er will nach Poenari zu Vlad. Draculea ist der Dreh- und Angelpunkt. Alles dreht sich um ihn, nicht wahr? Victor, wir müssen dorthin!“ „Dann sollten wir aufbrechen, Liebste. Je länger wir zögern, desto größer wird die Gefahr, habe ich recht?“ Rebekka nickte stumm. Es widerstrebte ihr, sich mit dem Dieb ihres Hammers zusammenzutun, aber andererseits vertraute sie Nostradamus‘ Urteil. Wenn nur sie diese Vision gehabt hätte, dann hätte sie es als Schimäre abtun können, als reine Phantasie ihres überreizten Geistes.
    Aber auch Victor von Steinborn hatte diese Vision gehabt. Genau die gleiche wie sie selbst. Konnte das Zufall sein? Sie bezweifelte das. Sie brachen noch in derselben Stunde ihre Zelte ab und machten sich auf den Weg zu Vlads Festung. Der namenlose Assassine willigte ein, mit ihnen zu kommen. Sein Meister hatte ihn zwar ohne Befehle und ohne mit ihm zu sprechen zurückgelassen, aber er hegte keinen Groll. „Er ist mir keine Rechenschaft schuldig“, hatte der Assassine gesagt, „Er ist der Meister und ich bin sein Schüler. Er befiehlt und ich gehorche, er tut, was er muss und ich habe kein Recht, seine Entscheidungen in Frage zu stellen.“
    Diese Art von Fatalismus war von Steinborn und Rebekka fremd, aber sie akzeptierten die Einstellung des Mannes in den schwarzen Kleidern. Er war ein guter Kämpfer und konnte eine nützliche Unterstützung darstellen. Jemand musste auf die Tiere und ihre Habseligkeiten achten und ihr Lager bewachen. Rebekka führte das Trio sicher nach Poenari. Ihre Vampirsinne zeigten ihr die Richtung und würden sie warnen, wenn ihnen einer der Vampire Draculeas zu nahe kam.
    Sie hielten ihre Waffen griffbereit. Rebekka und von Steinborn ritten Steigbügel an Steigbügel, der Assassine mit den Packtieren dicht hinter ihnen. Die Gegend war so gut wie menschenleer, nur einmal begegnete ihnen ein zerlumptes Paar, das sie mit verschreckten Augen musterte. Rebekka lächelte freundlich, aber ihre Fragen nach der Burg blieben unbeantwortet. Der Mann griff stumm nach dem Arm seiner Frau und zog sie beiseite. Er murmelte etwas Unverständliches und verschwand dann mit der Frau, die ihren Blick immer gesenkt hielt, im Gebüsch, das den Wegesrand säumte.
    „Ist Euch etwas aufgefallen?“, fragte von Steinborn und deutete auf den baumfreien Streifen, der sich zu beiden Seiten an der Straße entlangzog. Rebekka sah sich um. „Was meint Ihr?“ „Die Gepfählten … sie sind fort. Als wir das letzte Mal diese Straße hinunterritten, säumte ein Wald von Toten ihren Lauf. Und nun sind sie fort. Nicht einmal die Pfähle sind noch da. Nur die Pfostenlöcher im Boden sind geblieben.“
    „Vielleicht haben die Leute sie begraben?“, mutmaßte Rebekka. Von Steinborn schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht“, erwiderte er. „Vlad hatte verboten, die Gepfählten anzurühren. Sie sollten den Türken als Warnung dort hängen, bis sie von ihren Pfählen faulten, so lautete sein Befehl damals und ich glaube nicht, dass es einer von Vlads Untertanen wagen würde, gegen seinen

Weitere Kostenlose Bücher